Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Verbreitung Wissenschaft

Der „Sunshine State“ Florida in den USA verfügt wegen seines warmen Klimas über die größte Zahl nicht-einheimischer Arten an Reptilien weltweit. Zu den invasiven Arten, also solchen, die eigentlich nicht nach Florida gehören, sich aber dort inzwischen vermehren, gehört das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis). Eine Studie ist nun der Frage nachgegangen, was eigentlich die menschlichen Einwohner Floridas von den Chamäleons halten.

Es wird schon seit Längerem diskutiert, ob Pantherchamäleons zu den Arten gehören, die gezielt zwecks „Ranching“ ausgesetzt wurden, das heißt um die Nachkommen der ausgesetzten Chamäleons zum Verkauf einzusammeln. Dass Privatleute Pantherchamäleons absammeln, ist unstrittig. Laut den Autoren werden Ranching-Populationen in Florida meist geheim gehalten. Über Social Media wurden sie 2019 auf eine kleine Population in Orange County aufmerksam. Daraufhin suchten sie mit Taschenlampen nachts nach den Tieren und fanden tatsächlich während mehrerer Begehungen 26 Pantherchamäleons. Sie begegneten dabei mehrfach Privatpersonen, die ebenfalls Chamäleons suchten.

2020 wurden dann Fragebögen persönlich und über Flyer mit QR-Codes an 248 Haushalte verteilt, die sich innerhalb des vermuteten 0,9 km² großen Verbreitungsgebietes der Pantherchamäleon-Population befanden. Gefragt wurde nach Sorgen bezüglich des Vorkommens der Pantherchamäleons, aber auch nach dem vorhandenen Wissen um invasive Arten generell. Die Anwohner wurden außerdem in drei Bereiche eingeteilt: Eine Kernregion, in der mehrfach Chamäleons beobachtet worden waren, eine Randregion mit wenigen Funden und eine Außenregion, in der gar keine Chamäleons mehr gesichtet worden waren.

44 Haushalte beantworteten den Fragebogen. Tatsächlich hatten alle 11 befragten Anwohner in der Außenregion keinerlei Chamäleons gesichtet. Von den 33 befragten Anwohner der Kern- und Randregion gab etwa ein Drittel an, bereits Pantherchamäleons beobachtet zu haben. Genauso viele hatten nachts das Licht von Taschenlampen gesehen. 86% der befragten Anwohner wussten, dass Pantherchamäleons eigentlich nicht in Florida heimisch sind. Nur vereinzelte Anwohner gaben an, sich Sorgen wegen des Vorkommens zu machen. Sieben Anwohner hatten Sammler mit Taschenlampen angesprochen und gaben an, die Sammler hätten alle gesagt, sie würden Chamäleons zu Forschungszwecken suchen. Nur einer der Sammler hatte laut den Anwohnern gesagt, Tiere zum Verkauf zu suchen. Ein Anwohner berichtete von einer Auseinandersetzung, nachdem ihm fremde Personen mehrfach sein Grundstück betreten hatten, um dort nach Chamäleons zu suchen. Ein anderer Anwohner rief wegen einer ganzen Gruppe von Sammlern auf dem Nachbargrundstück die Polizei.

Leider wurde der Fragebogen nach den Suchbemühungen der Autoren selbst ausgegeben, so dass in den Antworten nicht ersichtlich ist, wie viele der Begegnungen mit Anwohnern und wie viele Taschenlampen-Sichtungen die Autoren selbst waren. Bei der Veröffentlichung handelt es sich außerdem um einen Preprint, es hat also noch kein Review-Prozess stattgefunden.

Colorful lizards and the conflict of collection
Colin M. Goodman, Natalie M. Claunch, Zachary T. Steele, Diane J. Episcopio-Sturgeon, Christina M. Romagosa
Preprint, 2023
DOI: 10.1101/2023.08.10.552819

Foto: Alex Laube

Unbekanntes Chamäleon im Wald von Ivohiboro (Madagaskar) entdeckt

Unbekanntes Chamäleon im Wald von Ivohiboro (Madagaskar) entdeckt

Verbreitung Wissenschaft

Auf Madagaskar gibt es auch heute noch nahezu unerforschte Gebiete. Der Regenwald von Ivohiboro liegt im Südosten der Insel im gleichnamigen Schutzgebiet, südwestlich der südlichsten Ausläufer des Andringitra-Gebirges. Der Wald selbst ist rund 8,58 km² groß und nimmt damit nur einen kleinen Teil des Schutzgebietes ein. Er ist umgeben von Savannen und überspannt Höhenlagen von 650 bis 1460 m über Meeresniveau. Das Schutzgebiet wird derzeit von lokalen Organisationen sowie dem madagassischen Umweltministerium verwaltet. Die letzte Expedition zur Erkundung des Waldes von Ivohiboro fand 1924 statt. Seit 2016 haben nun Forscher aus den USA und Großbritannien sechs Expeditionen in den kleinen Wald unternommen, um die Artenvielfalt an Pflanzen, Vögeln, Säugetieren, Reptilien und Amphibien dort genauer zu untersuchen.

Zum Nachweis von Reptilien und Amphibien wurde der Wald in neun Transekte von rund 200 x 20 m geteilt, die jeweils mehr als 200 m voneinander entfernt waren. Mehrere Tage und Nächte wurden die Transekte durchsucht. Alle gefundenen Tiere wurden dokumentiert und, wenn möglich, bis auf Gattungs- oder Artebene bestimmt.

Im Ergebnis konnten die Wissenschaftler 107 Arten Wirbeltiere und 219 Pflanzen identifizieren. Diese enorme Artenvielfalt unterstreicht die Wichtigkeit, den Wald im Sinne des Artenschutzes zu erhalten und deutet auf ein gut funktionierendes Ökosystem hin. Unter den gefundenen Arten befanden sich zwei Chamäleons: Eine Palleon-Art sowie ein kleines Calumma. Zu ersterer gibt die Publikation leider keine weiteren Informationen. Das kleine Calumma wies einen auffällig blau gefärbten Nasenfortsatz auf, wie er bei Calumma linotum oder Calumma boettgeri im hohen Norden Madagaskar vorkommt. Da genetische Untersuchungen noch fehlen, ist unklar, ob es sich bei diesen Chamäleons um eine extrem weite Erweiterung des Verbreitungsgebietes handelt – Ivohiboro liegt rund 1000 km südlich der Verbreitungsgebiete von Calumma boettgeri und Calumma linotum – oder ob es vielleicht sogar eine neue, noch unbeschriebene Art ist.

A surprising haven: The biodiversity of an old-growth forest amidst a scorched landscape in Madagascar
Beatriz Otero Jimenez, Ren Montaño, Ryan S. Rothman, Rachel C. Williams, Patricia C. Wright
Conservation Science and Practice, 2023
DOI: 10.1111/csp2.12993

Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Verbreitung Wissenschaft

Der Montagne des Français ist ein Kalksteinmassiv mit Trockenwald im Norden Madagaskars. Es reicht bis zu 425 m über den Meeresspiegel und liegt in Sichtweite der größten Küstenstadt des Nordens, Antsiranana (französisch Diego Suarez). Seit 2007 gilt es als Schutzgebiet. Wissenschaftler aus Madagaskar und den USA haben 2014 und 2020 Zählungen von Reptilien und Amphibien im Montagne des Français durchgeführt.

Gezählt wurde im Januar und Mai, also während und zum Ende der Regenzeit. 2014 wurde sich auf die Region um Andavakoera konzentriert, 2020 dagegen um Sahabedara, Ampitiliantsambo und Andavakoera. Um Tiere zu finden, wurde zum einen tagsüber und nachts entlang vorgegebener Wege gesucht, teils gezielt in geeignet erscheinenden Habitaten, zum anderen wurden Fallgruben genutzt.

Insgesamt wurden 20 Amphibien- und 50 Reptilienarten nachgewiesen. Vier neue Amphibien und ein Reptil konnten erstmals im Montagne des Français gefunden werden. Die Schlange Langaha pseudoalluaudi wurde erstmals seit 2007 wieder entdeckt. Bei den Chamäleons haben sich kleinere Neuerungen ergeben. Brookesia stumpffi konnte nur 2014, aber nicht mehr 2020 gefunden werden – auf Grund der relativ weiten Verbreitung der Art sollte dies jedoch kein Problem für die gesamte Population darstellen. Brookesia tristis, eines der kleinsten Chamäleons der Welt, wurde ebenfalls nur 2014 entdeckt. Hier könnte die Körpergröße, die ein Auffinden stark erschwert, und die Jahreszeit (Mai ist relativ spät für diese Art) eine Rolle spielen. Brookesia ebenaui konnte 2014 in Andavakoera und 2020 in Sahabedara nachgewiesen werden. Die beiden Baumbewohner Furcifer oustaleti und Furcifer pardalis konnten in beiden Jahren in Andavakoera und Ampitiliantsambo gefunden werden. Furcifer petteri dagegen kam in beiden Jahren an allen untersuchten Orten vor.

Amphibians and reptiles of the “Montagne des Français”: Update of the distribution and regional endemicity
Herizo Oninjatovo Radonirina, Bernard Randriamahatantsoa, Rabibisoa Harinelina Christian Nirhy, Christopher J. Raxworthy
Preprint
DOI: 10.20944/preprints202306.1499.v1

Foto: Furcifer petteri auf Madagaskar, fotografiert von A. Laube

Das arabische Chamäleon in Abyan (Jemen)

Das arabische Chamäleon in Abyan (Jemen)

Verbreitung Wissenschaft

Übersichtsstudien zum Vorkommen von Reptilien im Jemen stammen mehrheitlich aus den 1990er Jahren. Jüngere Forschung stützt sich vor allem auf stadtnahe Gebiete, aber weniger auf abgelegenere Regionen. Zwei Biologen der Universitäten von Aden und Abyan haben kürzlich eine Übersicht zum Vorkommen von Reptilien in Abyan veröffentlicht.

Das Gouvernement Abyan liegt im Süden des Jemen auf der arabischen Halbinsel. Es grenzt im Süden an den Golf von Aden und im Westen, Norden und Osten an die Gouvernements Aden, Lahji, Al Bayda, und Shabwa. 44 Gebiete in Abyan wurden innerhalb eines ganzen Jahres untersucht. Reptilien wurden von Hand gefangen und teils lediglich dokumentiert, teils getötet und konserviert. Insgesamt wurden 202 Tiere untersucht.

Insgesamt wurden 24 verschiedene Reptilienarten gefunden. Chamaeleo arabicus konnte in den Bezirken Lawdar, Zinjibar, Khanfir und Jayshan nachgewiesen werden. Von den 23 Funden wurden dabei die meisten im Westen Khanfirs unweit der Stadt Zinjibar gemacht. Zwei Chamäleons wurden im Norden Lawdars gefunden und nur eines im Süden Jayshans. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Chamäleons vor allem in Kulturlandschaft vorkommen.

Distribution of lizards in Abyan Governorate, Yemen
Salem M. Busais, Wafa A. Abo-Alib, Hasan M. Alrahowi
Electronic Journal of University of Aden for Basic and Applied Sciences 4 (1), 2023
DOI: 10.47372/ejua-ba.2023.1.220

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Allgemeines Verbreitung Zeitungsartikel

In der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift der DGHT e.V., der Elaphe, ist aktuell ein schöner Artikel zu den Pantherchamäleons Madagaskars erschienen. Geschrieben wurde er von zwei Mitgliedern der AG Chamäleons, die regelmäßig auf die Insel reisen.

Der Artikel beschreibt in Wort und Bild das Verbreitungsgebiet der Pantherchamäleonsa auf Madagaskar, das sich über die nördliche Hälfte der Insel erstreckt, genauer von einigen Kilometern südlich des Örtchens Ankaramibe im Nordwesten bis über den Norden Madagaskars und an der Ostküste herunter bis rund 90 km südlich der Hafenstadt Toamasina. Die Chamäleons kommen dabei vor allem in Sekundärvegetation in offenen Landschaften vor, aber auch in Kakaoplantagen, verwilderten Gärten und Regenwäldern vor.

Der Lebenszyklus der Pantherchamäleons auf Madagaskar wird vor allem von der Regenzeit zwischen November und März bestimmt. Die Chamäleons paaren sich während dieser Zeit. Die Weibchen legen nach 30 bis 40 Tagen zwischen 11 und 35 Eier in ein selbst gegrabenes Nest. Die Jungtiere schlüpfen erst in der nächsten Regenzeit.

Besonders ausführlich geht der Artikel auf die verschiedenen Lokalformen, das je nach Ort unterschiedliche farbliche Aussehen der männlichen Pantherchamäleons, ein. Die Autoren zählen aktuell über 30 verschiedene Lokalformen auf Madagaskar, die durch natürliche Barrieren wie Flüsse voneinandere getrennt vorkommen. Wahrscheinlich gibt es aber noch deutlich mehr, sie sind nur noch nicht alle entdeckt.

Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) – Meister der Farben
Thorsten Negro und Alexandra Laube
Elaphe 3, 2023, pp. 12-25

Foto: Pantherchamäleon der Lokalform Ambanja auf Madagaskar, fotografiert von Thorsten Negro

Neue Verbreitungsdaten zu Chamaeleo zeylanicus

Neue Verbreitungsdaten zu Chamaeleo zeylanicus

Verbreitung Wissenschaft

Ein Biologe aus Indien hat Funde des Indischen Chamäleons (Chamaeleo zeylanicus) veröffentlicht, die die Verbreitung der Art genauer eingrenzen. Das Aravalligebirge liegt rund 150 km westlich der indischen Hauptstadt New Delhi im Nordwesten Indiens. Es verläuft über 670 km in südwestlicher Richtung und führt dabei durch drei verschiedene Bundesstaaten: Haryana, Rajasthan und Gujarat. Bisher ging man davon aus, dass das Indische Chamäleon im Süden und im Zentrum Rajasthans vorkommt, aber weder im Norden, Osten noch Westen verbreitet sei. Aus Haryana waren bisher gar keine Funde dokumentiert.

Der Biologe beschreibt sechs Beobachtungen des Indischen Chamäleons zwischen 2015 und 2022. Dabei wurde Chamaeleo zeylanicus vier Mal im Sariska Tiger Reservat sowie je einmal an den Seen Manesar und Damdama gesehen, auf Höhen zwischen 223 und 476 m üNN. Ersteres liegt im Norden Rajasthan, die beiden Seen unweit davon im Süden Haryanas. Der Wald des Fundortes im Sariska Tiger Reserva sei dominiert von Indischem Lungenkraut (Adhatoda vasica), Prärieampfer (Parthenium integrifolium) und Mesquitebaum (Prosopis juliflora). Die Chamäleonfunde aus Haryana fanden an Straßenrändern mit Bewuchs durch Karira (Capparis decidua) und Mesquitebaum statt.

New distributional records of Asian Chameleons (Chamaeleo zeylanicus Laurenti 1768), from the Northern Aravali Hill range, India
Debaprasad Sengupta
Reptiles & Amphibians 30 (1), 2023: pp. 1-2
DOI: 10.17161/randa.v30i1.18614