Knysna-Zwergchamäleons: Stadt vs. Wald als Lebensraum

Knysna-Zwergchamäleons: Stadt vs. Wald als Lebensraum

Wissenschaft

Wie verändern sich eigentlich Chamäleons, wenn der natürliche Lebensraum menschlichen Siedlungen weichen muss? Genau dieser Frage gingen kürzlich internationale Wissenschaftler auf den Grund. Sie vermuteten, dass ein Chamäleon sich innerhalb einer Vorstadt bei den Verletzungshäufigkeit, äußeren Merkmalen und Bisskraft von im Wald lebenden Artgenossen als Ausdruck veränderter Lebensbedingungen unterscheiden müsse.

Zwischen 2020 und 2022 wurden dazu 276 Knysna-Zwergchamäleons (Bradypodion damaranum) in Südafrika untersucht. Als Orte wurden George und Knysna ausgewählt, zwei rund 60 km voneinander entfernt liegende Städte an der Südküste Südafrikas. George wurde 1811 gegründet und hat inzwischen über 220.000 Einwohner, während Knysna 1825 gegründet wurde und aktuell knapp 76.000 Einwohner hat, die jedoch auf deutlich weniger Raum und damit wesentlich dichter siedeln. In beiden Städten wurden Bradypodion damaranum in städtischer Umgebung (private Gärten, öffentliche Parks, Straßenrand) gefangen, untersucht und anschließend wieder freigelassen. Die Chamäleons wurden jeweils 10 bis 12 km entfernt ebenfalls in ihrem natürlichen Lebensraum (gemäßigter Wald) untersucht. Die adulten Chamäleons wurden vermessen und fotografiert. Die Daten wurden mit verschiedenen Methoden ausgewertet und verglichen. Als Verletzung wurden Wunden, Narben und mit dem bloßen Auge sichtbare Knochenbrüche gezählt. Zur Messung der Beißkraft wurden die Tiere je fünf Mal animiert, auf ein spezielles piezoelektrisches Messgerät zu beißen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Zwergchamäleons in städtischer Umgebung deutlich niedrigere Helme und kürzere Kehlkämme hatten. Die Männchen aus der Stadt jedoch hatten größere und breitere Schädel. Die weiblichen Zwergchamäleons aus dem Wald wiesen deutlich größere Helmspitzen auf. Die Männchen in der Stadt wiesen deutlich häufiger Verletzungen auf (88,1%) gegenüber den Männchen im Wald (72,5%) . In der Stadt bissen die Zwergchamäleons außerdem fester zu als im Wald, wenn Helmhöhe und Parietalkamm in die Berechnungen einbezogen wurden. Wurde die Kopf-Rumpf-Länge stattdessen einbezogen, zeigte sich jedoch kein Unterschied in der Beißkraft.

Differences between urban and natural populations of dwarf chameleons (Bradypodion damaranum): a case of urban warfare?
Melissa A. Petford, Anthony Herrel, Graham J. Alexander, Krystal A. Tolley
Urban Ecosystems 2023
DOI: 0.1007/s11252-023-01474-1

Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen bei afrikanischen Chamäleons

Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen bei afrikanischen Chamäleons

Wissenschaft

Viele Chamäleons zeigen einen starken Geschlechtsdimorphismus, das heißt, die Männchen sehen ganz anders aus als die Weibchen der gleichen Art. Leuchtende Farben, Rückensegel und skurrile Nasenfortsätze gehören zu den bekanntesten Geschlechtsmerkmalen. Wann genau sich die verschiedenen Merkmale jedoch bei Chamäleons entwickelten, ist weitestgehend unerforscht. Eine Veröffentlichung zweier US-amerikanischer Wissenschaftler beschäftigt sich nun mit diesem Thema.

Die beiden sammelten morphologische Daten aus zwei Standardwerken über afrikanische und madagassische Chamäleons, um diese dann zusammen mit phylogenetischen Bäumen auszuwerten. Sie bestimmten elf Geschlechtsmerkmale, die für innerartliches Verhalten interessant sein könnten: Helm, Nasenfortsätze, supraorbitale Fortsätze, Occipitallappen, Rückenkamm, Rückenstacheln, Kehlkamm, Kehlstacheln, Bauchkamm, Schwanzkamm und -stacheln.

Erstaunlicherweise zeigte sich kein Unterschied zwischen den Geschlechtern, was die Häufigkeit des Erwerbs oder Verlust von Merkmalen im Laufe der Evolution anging. Ob es dabei einen Zusammenhang zum Lebensraum der jeweiligen Art gibt, wird widersprüchlich bewertet. Zu den ältesten Geschlechtsmerkmalen zählen die Nasenfortsätze und Dorsalkamm beim Männchen, die vor mindestens 65 Millionen Jahren erworben wurden. Dagegen waren die ältesten Geschlechtsmerkmale bei den Weibchen Helm und Rückenkamm. Sechs der elf Merkmale (Nasenfortsätze, supraorbitale Fortsätze, Rückenkamm-/stacheln, Schwanzkamm/-stacheln) zeigten sich zuerst bei Männchen und erst durchschnittlich 15 Millionen Jahre später bei den Weibchen. Bei den Männchen korrlierte die Anzahl der Geschlechtsmerkmale signifikant mit der Kopf-Rumpf-Länge.

Besonders viele Geschlechtsmerkmale gleichzeitig zeigten die Gattungen Trioceros (bis zu 10 Merkmale bei einer Art), Chamaeleo und Furcifer (jeweils bis zu sieben Merkmale bei einer Art). Besonders wenig Geschlechtsmerkmale gab es dagegen bei den Gattungen Brookesia, Calumma und Rieppeleon. Bei den Weibchen der Gattungen Furcifer, Kinyongia, Nadzikambia und Rhampholeon konnte keins der elf Geschlechtsmerkmale identizifizert werden, vermutlich haben sie die Merkmale im Laufe der Evolution verloren.   

Macroevolution of sexually selected weapons: weapon evolution in chameleons
Melissa Van Kleeck-Hann & John J. Wiens

Evolution 70 (10), 2023, pp. 2277-2290
DOI: 10.1093/evolut/qpad138

Pantherchamäleons suchen neue Halter

Pantherchamäleons suchen neue Halter

Abzugeben Allgemeines

Ein langjähriges Mitglieder der AG Chamäleons sucht kurzfristig für zehn Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) neue Halter. Es handelt sich um zehn Weibchen, es sind Tiere zwischen 10 Monaten und drei Jahren Alters darunter. Vier Weibchen gehören der Lokalform Ambilobe an, fünf der Lokalform Sambava. Die Tiere werden einzeln oder zu mehrere kostenlos abgegeben. Bei Interesse schreibt uns gerne an info@agchamaeleons.de für weitere Informationen.

Vortrag für Tierärzte über Prophylaxe bei Chamäleons

Vortrag für Tierärzte über Prophylaxe bei Chamäleons

Tiermedizin Webinare

Die Sprecherin der AG Chamäleons berichtet am 18. November 2023 in einem Vortrag für tierärztliche Kollegen und Kolleginnen, welche Prophylaxe-Maßnahmen in der Tierarztpraxis möglich und sinnvoll sind. Zur Prophylaxe gehört in weitem Maße die Haltung im Terrarium selbst, so dass ein großer Teil des Vortrags sich damit beschäftigt, was es bei der Haltung von Chamäleons zu beachten wird und welche gängigen Fehler nach wie vor zu haltungsbedingten Erkrankungen oder Verletzungen bei Chamäleons führen. Dabei geht sie außerdem auf die Erhebung der sogenannten minimalen Datenbasis beim jährlichen Check-Up in der Tierarztpraxis ein und zeigt Beispiele früh und spät erkannter Erkrankungen. Eine Fragerunde direkt nach den jeweiligen Vorträgen rundet den Kurzausflug in die Prophylaxe bei Chamäleons ab.

Eine Anmeldung zur Tagung ist auch für Nicht-DGHT-Mitglieder, die Tierärzte sind, möglich – sie unten eingefügter Link zur Tagungsplattform mVet.

Dr. Alexandra Laube Prophylaxe bei Chamäleons – geht das und wenn ja, wie?
59. Tagung der DGHT AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten (AG ARK)
Online

 

Foto: Calumma amber im Montagne d’Ambre, Madagaskar, fotografiert von A. Laube

Vortrag in Ulm über Spanien

Vortrag in Ulm über Spanien

Live Vorträge Reiseberichte

Heiko Werning, bekannt als Redakteur der Reptilia und Kolumnenautor der taz, eigt am 18. November 2023 in Neu-Ulm (Bayern) einen bilderreichen Vortrag über nicht nur, aber auch Chamäleons.

Auf einer spannenden Reise quer durch Spanien zeigt er, wie viele Reptilien und Amphibien das europäische Land zu bieten hat. Und die Vielfalt ist beeindruckend! Heikos Reise beginnt im Baskenland und führt dann durch Galizien bis nach Nordkastilien mit seinen wunderschönen Salamandern. In den mittelspanischen Gebirgszügen begegnet der Herpetologe den urigen Gebirgseidechsen. Ein paar Autostunden westlich von Madrid, in der Extremadura, findet sich Heiko im wahrsten Sinne des Wortes unter Geiern wieder. Und an der südspanischen Atlantikküste trifft er dann endlich auch auf das Europäische Chamäleon und seinen Lebensraum. Zuletzt nimmt Heiko seine Zuschauer mit in den Südosten Spaniens, wo er unter anderem Maurische Landschildkröten und den Europäischen Fransenfinger in der einzigen Wüste Europas gefunden hat. Insgesamt ein buntes Feuerwerk an Bildern und unterhaltsamen Anekdoten – hier sollte jeder Reptilienfreund auf seine Kosten kommen!

Heiko Werning Das spanische Festland – Ein Reiseziel (auch) für herpetologische Feinschmecker
DGHT Stadtgruppe Ulm
Il Mio Ristorante
Europastraße 15
89231 Neu-Ulm
Treffen ab 18.30 Uhr

Histologie der Chamäleonleber

Histologie der Chamäleonleber

Tiermedizin Wissenschaft

Histologische Untersuchungen von Organgewebe gehören zu jeder pathologischen Untersuchung in der Tiermedizin. Bei Reptilien werden sie ebenfalls häufig angefertigt, Studien zur Histologie von gesundem Organgewebe gibt es aber wenige. Eine arabische Publikation beschäftigt sich jetzt mit histologischen Schnitten von Chamäleonlebern.

Sieben adulte Jemenchmäleons wurden in Abha City in der Region Aseer gefangen und anschließend mit Äther-Inhalation getötet. Die Lebern wurden in Formalin eingelegt, um sie dann in Paraffin zu gießen und Schnitte anzufertigen.

Morphologisch zeigte sich in der Sektion – wie bereits bekannt – die Leber als zweilappiges, dunkelbraunes Organ von ungefähr 3,7 x 2 cm Größe, das in der Coelomhöhle vor dem Magen liegt und die Gallenblase umschließt. Wie bei anderen Tieren umschließt eine Kapsel aus Bindegewebe die Leber.

Histologisch ähnelt die Leber bei Jemenchamäleons dem anderer Wirbeltiere in vielen Aspekten. Die Leberkapsel besteht aus dicht beieinander liegenden, kollagenen Fasern und glatten Muskelfasern. Normalerweise teilt trabekuläres Bindegewebe die Leber selbst in viele kleine Läppchen, eine solche Struktur scheint bei Jemenchamäleons aber nicht vorhanden zu sein. Die Leberzellen (Hepatozyten) sind auch im Gegensatz zu Säugetieren nicht radiär um jeweils eine Vene angeordnet, sondern eher unregelmäßig in Follikeln oder Alveolen. Die Hepatozyten sind von kapillaren Blutgefäßen umgeben. In den Blutgefäßen sind sogenannte Melanomakrophagen zu sehen, die es bei Vögeln und Säugetieren nicht gibt. Die Hepatozyten beim Jemenchamäleon sind polyedrisch oder pyramidenförmig und enthalten meistens mehrere große, runde Zellkerne in der Peripherie. Die Zellkerne enthalten auffällig dunkle Nucleoli. Hin und wieder sind Zellkerne zentral. Unter Hämatoxylin-Eosin-Färbung (HE) wirken die Hepatozyten sehr eosinophil. Im Bindegewebe konnten Zweige der Pfortader, Leberarterie, kleine Gallengänge und Lymphgefäße dargestellt werden. Im Bereich direkt unter der Leberkapsel konnte hämatopoetisches Gewebe gefunden werden.

Neben der histologischen Untersuchung wurden mehrere Leberstücke außerdem mittels Transmissionselektronenmikroskopie untersucht. Aufnahmen beider Untersuchungsmethoden finden sich in der Veröffentlichung.

Histomorphological, histochemical and ultrastructural studies on the healthy liver of Yemen Veiled Chameleon (Chamaeleo calyptratus) in Southern Saudi Arabia
Amin A. Al-Doaiss, Mohammed A. Alshehri, Ali A. Shati, Mohammad Y. Alfaifi, Mohammed A. Al-Kahtani, Ahmed Ezzat Ahmed, Refaat A. Eid, Laila A. Al-Shuraym, Fahd A. Al-Mekhlafi, Mohammed Al Zahrani, Mohammed Mubarak
International Journal of Morphology 41(5), 2023: pp. 1513-1526.
DOI: nicht vorhanden

Bild: Histologisches Schnittbild der Leber eines Jemenchamäleons aus der oben genannten Veröffentlichung

Vortrag in Bern über Samos (Griechenland)

Vortrag in Bern über Samos (Griechenland)

Live Vorträge

Markus Grimm, langjähriges Mitglied der AG Chamäleons und seit vielen Jahren in der Schweiz mit der Durchführung von Sachkunde-Kursen für die Chamäleonhaltung betraut, zeigt am 08. November 2023 in Bern (Schweiz) einen ausführlichen Vortrag über die Insel Samos (Griechenland).

Die giechische Insel Samos liegt in der Östlichen Ägäis und ist nur 1,2 km vom türkischen Festland entfernt. Genau diese geografische Lage macht das Eiland mit seiner Tier- und Pflanzenwelt extrem vielfältig und spannend. Eine Prise Kultur, eingebunden in die Natur der Pflanzen, mit einem Strauß Orchideen, umgeben von unzähligen Tieren wie Vögeln, Insekten, Spinnen, Skorpionen, Amphibien und Reptilien ergeben das Rezept für diesen Vortrag. Seit über 25 Jahren bereits Markus Grimm die Insel Samos und entdeckt dabei immer wieder Neues. Sein erster Besuch auf Samos galt dem Europäischen Chamäleon. Dabei blieb es jedoch nicht und so wurde die Fauna und Flora dieser einzigartigen Insel zu einem Teil seines Lebens.

Markus Grimm Samos – Die griechische Natur hautnah
SIGS Sektion Bern
Restaurant Kreuz
Jegenstorf (Schweiz)
Vortragsbeginn 20.00 Uhr

Foto: Markus Grimm

Genom südafrikanischer Zwergchamäleons entschlüsselt

Genom südafrikanischer Zwergchamäleons entschlüsselt

Wissenschaft

Nachdem kürzlich in China erstmals ein Referenzgenom für das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) veröffentlicht wurde, folgen nun Wissenschaftler aus Südafrika mit dem Genom zweier Zwergchamäleon-Arten.

Für die Analysen wurden ein männliches Bradypodion pumilum aus Kapstadt und ein männliches Bradypodion ventrale aus einer eingeschleppten Population in Johannesburg entnommen. Für die Langsequenzierung (HiC) wurde Muskel- und Lebergewebe verwendet. Die Genomgröße von Bradypodion pumilum liegt bei 2,43 Gigabasenpaaren (Gb), die von Bradypodion ventrale bei 2,40 Gb. Die BUSCO-Analyse wies eine hohe Vollständigkeit mit rund 97% aller existenten kodierenden Gene bei Wirbeltieren nach. Des Weiteren bestätigt die aktuelle Veröffentlichung die bereits vom Karyotyp in Bradypodion thamnobates 2017 vorgefundenen sechs Makrochromosomen. Verschiedene Vergleiche mit Anolis sagrei wurden angestellt. Es bleibt weiterhin offen, welche Chromosomen bei Bradypodion Geschlechtschromosomen sind.

Die Genome können im NCBI BioProjekt unter der Nummer PRJNA9861319 sowie jeweils unter den BioSample-Nummern SAMN35825189 und SAMN35825190 eingesehen werden.

De novo whole genome assemblies for two Southern African Dwarf Chameleons (Bradypodion, Chamaeleonidae)
Jody M. Taft, Krystal A. Tolley, Graham J. Alexander, Anthony J. Geneva
Genome Biology and Evolution 15 (10), 2023, pp. 1-8
DOI: 10.1093/gbe/evad182

Vortrag in Möchengladbach über Südafrika

Vortrag in Möchengladbach über Südafrika

Live Vorträge Reiseberichte

Am Freitag, 03. November 2023, hält Reinhard Münzer einen Vortrag über eine nicht nur herpetologische Reise nach Südafrika. Das Land bietet mit der 3,4 fachen Größe Deutschlands und vielfältigen Natur beste Voraussetzungen für spannende und vielfältige Entdeckungen. Der Vortrag wird dabei nicht nur Reptilien zeigen, sondern natürlich auch die Big Five.

Reinhard Münzer Reiseeindrücke Südafrika
DGHT Regionalgruppe Mönchengladbach/Krefeld
Vereinsheim SC 08 Schiefbahn
Siedlerallee 27
47877 Willich-Schiefbahn
Treffen ab 19.30 Uhr, Vortragsbeginn um 20.00 Uhr

Foto: Reinhard Münzer