Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Wissenschaft

Die Anatomie der Chamäleons ist stark an ihre Lebensweise angepasst. Baumbewohner unterscheiden sich dabei in vielen Aspekten von Bodenbewohnern. Der Beckengürtel ist anatomisch bei Chamäleons bisher wenig untersucht – eine Veröffentlichung aus den USA beschäftigt sich nun eingehender damit.

Zur Untersuchung wurden aus bereits vorhandenen Mikrocomputertomographie-Scans von insgesamt 22 Chamäleons jeweils die Beckengürtel isoliert in 3D dargestellt. Diese wurden mittels einer Software auf 16 verschiedene Längen und Winkel vermessen. Archaius tigris, Bradypodion damaranum, Calumma gallus, Calumma parsonii parsonii, Chamaeleo zeylanicus, Furcifer balteatus, Kinyongia matschiei, Kinyongia tavetana, Nadzikambia mlanjense und Trioceros quadricornis gracilior wurden den Baumbewohnern zugeteilt. Brookesia brygooi, Chamaeleo namaquensis, Palleon nasus nasus, Rhampholeon temporalis und Rieppeleon brachyurus wurden den Boden bewohnenden Arten zugeschrieben. Die Arten Bradypodion occidentale, Brookesia ebenaui, Chamaeleo anchietae, Furcifer campani, Rhampholeon spinosus, Rieppeleon kerstenii kerstenii und Trioceros goetzei goetzei wurden als semiarboreal eingestuft. Es wurden vorwiegend Männchen untersucht.

Die Auswertung ergab wie erwartet, dass Baum bewohnende Chamäleons schmalere, kürzere Hüftgürtel aufwiesen als Boden bewohnende. Der schmalere Beckengürtel vereinfacht es, sich hinter Ästen verstecken und den Körper maximal abflachen zu können. Außerdem sorgt er dafür, dass der Körperschwerpunkt näher am Ast ist und erhöht so die Stabilität beim Klettern. Boden bewohnende Chamäleons dagegen wiesen größere und breitere Beckengürtel auf. Diese ermöglichen ihnen eine schnellere Schrittfolge und höhere Stabilität beim Laufen auf Bodenflächen.

How phylogeny and arboreality affect pelvic girdle anatomy of chameleons
Dakota J. John
Honors Thesis 299 der Universität von South Dakota, 2023
DOI: nicht vorhanden

Vortrag in Münster über Kamerun

Vortrag in Münster über Kamerun

Live Vorträge

Am Freitag, 19. Mai 2023, halt der renommierte Herpetologe Prof. Dr. Wolfgang Böhme einen Vortrag über herpetologische Expeditionen in Westafrika. In mehreren Forschungsreisen untersuchte er die Großlebensräume Wüste, Savanne und Regenwald und ihre jeweiligen Randgebiete im Hinblick auf ihre Amphibien und Reptilien, deren heutige Verbreitung den Einfluss der großen postglazialen Klimaschwankungen widerspiegelt. Die Wiederentdeckung des seit Jahrzehnten für ausgestorben gehaltenen Wüstenkrokodils in der mauretanischen Sahara ist nur eines von vielen Highlights. In Guinea erwies sich der Lama Forest als Schlangen-Hotspot: In nur zwei Wochen konnten die Reisenden 38 Arten sympatrisch vorfinden. Im Kameruner Bergland, wo man noch mehrfach auf Relikte deutscher Kolonialgeschichte stößt, erwies sich der bis dahin unbekannte herpetologische Mount Nlonako als damals artenreichster Amphibien-Standort Afrikas. Die vertikale Zonierung, verbunden mit zahlreichen Wasserläufen, hat zu einer großen Artenvielfalt der Froschfauna geführt, die erstmals inventarisiert wurde. Mit über 90 Arten, darunter die charismatischen Haar- und Goliathfrösche, gehört der Mount Nlonako zu den reichsten Amphibien-Hotspots der afrotropischen Region. Die verschiedenen, wunderschönen Montanchamäleons in Kamerun erwiesen sich außerdem als hervorragende Modellgruppe, um den Prozess der Artbildung beispielhaft darzustellen.

Prof. Dr. Wolfgang Böhme Auf dem Landweg von Deutschland nach Kamerun
DGHT Stadtgruppe Münster
Zooschule des Allwetterzoos
Sentruper Str. 315
48161 Münster
Einlass ab 18.30 Uhr, Vortragsbeginn 19.00 Uhr

Wo soll die nächste Tagung stattfinden?

Wo soll die nächste Tagung stattfinden?

AG Interna

Auf der Mitgliederversammlung während der Tagung 2023 kam die Frage auf, ob die nächste Tagung nicht mal wieder an einem anderen Ort in Deutschland stattfinden könnte. Die AG Chamäleons tagt seit 21 Jahren durchgehend in Boppard am Rhein. Andere AGs der DGHT nutzen wechselnde Orte, so dass alle Mitglieder mal eine weitere, mal eine kürzere Anfahrt haben. Deshalb stellen wir die Frage nach dem Tagungsort einfach zur Abstimmung. Bitte fleißig an der Umfrage teilnehmen, so dass wir ein aktuelles Stimmungsbild bekommen und uns danach richten können.

Bitte hier klicken, um zur Abstimmung zu gelangen.

Vortrag in Mönchengladbach / Krefeld über Uganda

Vortrag in Mönchengladbach / Krefeld über Uganda

Live Vorträge

Am Freitag, 12. Mai 2023, um 19.30 Uhr halt Sönke Frahm seinen Vortrag „Uganda –Perle Afrikas“. Er berichtete dabei über eine Reise ins ostafrikanische Uganda, das eingerahmt wird vom Südsudan, der demokratischen Republik Kongo, Ruanda, Tansania und Kenia. Los geht es in Entebbe am Victoriasee und von dort in den Mitjanja District auf der Suche nach Schlangen der Gattungen Bitis und Atheris. Anschließend nimmt Sönke den Besucher mit auf Safari in den einzigartigen Queen Elisabeth Nationalpark und zum Schimpansentrekking in den Kibale Nationalpark. Danach steht eine Visite der berühmten Berggorillas im Bwindi Nationalpark an. Die Reise findet ihren Abschluss in einem Sumpfgebiet am Victoriasee, um den charismatischen Abu Markub, den „Vater des Schuhes“, zu suchen. Sönke hat unterwegs einige Chamäleonarten getroffen – dreizehn verschiedene gibt es in Uganda – und natürlich auch fotografiert. Wer also einen Abend mit nicht nur herpetologischen Eindrücken genießen möchte, ist bei der Regionalgruppe Mönchengladbach/Krefeld bestens aufgehoben.

Sönke Frahm: Uganda – Perle Afrikas
DGHT Regionalgruppe Mönchengladbach/Krefeld
Gaststätte Hubertuseck
Hubertusstraße 27
47877 Willich-Schiefbahn
Vortragsbeginn 19.30 Uhr

Spenden an die AG Chamäleons

Spenden an die AG Chamäleons

AG Interna

Während unserer Tagung wurden mehrere Spenden übergeben, über die wir uns natürlich sehr freuen. Zum Einen spendete Jean-Dominique Dufraine von Terra-Kultur 500 €, zum Anderen übergab Jutta Dwinger die Erlöse der von ihr während der Tagung verkauften Taschen in Höhe von 320 € an die AG. Als drittes schloss sich Caro Vierbücher an und schloss die bereits hohe Summe mit weiteren 100 € ab. Einen ganz herzlichen Dank für diese tollen Spenden!

Tagungsbericht 2023

Tagungsbericht 2023

Tagungsberichte

Vom 05. bis 07. Mai 2023 fand wieder einmal die Jahrestagung der AG Chamäleons in Boppard am Rhein statt. Traditionell trafen sich die schon freitags angereisten Chamäleonfreunde beim Italiener in der Rheinallee zum gemütlichen Abendessen. Nachdem die Lokalität in den letzten Jahren mehrfach Besitzer und Namen gewechselt hatte, heißt sie übrigens nun wieder wie vor vielen Jahren „Castello da Toni“.

Der Samstagmorgen begann mit einem klassischen Haltungs- und Nachzuchtbereich vor fast 50 erschienenen Chamäleonliebhabern. Jean-Dominique Dufraine referierte über zwei Arten, die er seit einigen Jahren erfolgreich hält und vermehrt. Rieppeleon brevicaudatus, ein in den letzten Jahren scheinbar in der Terraristik etwas vergessenes Erdchamäleon, das aber viel Freude in der Haltung macht, bekommt so hoffentlich in Zukunft eine neue Chance auf Wiederverbreitung in deutschen Terrarien. Das Seychellenchamäleon Archaius tigris ist ebenfalls zwar klein, aber eine gut in Gruppen zu haltende Art mit interessanten Verhaltensweisen. Anschließend berichtete Thorsten Negro von seiner jüngsten Reise nach Madagaskar, wo er sich auf die Suche nach den verschiedenen Parsons Chamäleons der roten Insel begab. Besonderes Ziel war dabei der bis dahin kaum dokumentierte „green giant“, die Farbvariante des Parsons Chamäleon im Regenwald von Masoala.

 

Nach der Mittagspause ging es weiter mit Rechtlichem zur Terraristik, interessant vorgetragen von Oliver Witte. Ob ein Mieter die Haltung von Chamäleons verbieten kann, ob ein Sachkundenachweis für jedermann sinnvoll ist (ja!) und welche Rechte und Pflichten man beim Verkauf von Tieren hat, waren nur einige der besprochenen Themen. Beim Fotowettbewerb wurde ein wunderschönes Foto eines Brookesia vadoni aus Marojejy in Madagaskar von Markus Bartels zum Gewinner gewählt. Er erhielt einen 50 € Gutschein von Chimaira sowie eine der schönen Tagungs-Sammeltassen, die von Caro Vierbücher gestaltet werden und jedes Jahr – je nach Gewinnermotiv des Fotowettbewerbs im Vorjahr – die Chamäleonart wechseln. Den zweiten Platz belegte Markus Grimm mit einem Foto eines Chamaeleo chamaeleon reticrista von der Insel Samos in Griechenland. Er erhielt einen 30 €-Gutschein von QB Insects. Auf den dritten Platz gelangte das Foto eines selbst von ihr gezüchteten Calumma globifer von Monique Bartsch. Auch sie konnte einen Gutschein von QB Insects entgegennehmen.

 

Direkt in die praktische Terraristik ging danach der mit Spannung erwartete Vortrag von Dr. Sarina Wunderlich zum Thema UV-B-LEDs. Das Fazit nach vielen Messungen und Überlegungen: Aktuell rät die Physikerin von der Nutzung von UV-B-LEDs über Chamäleonterrarien ab. Die technischen Möglichkeiten, die bisherigen Defizite der LEDs zu verringern, sind jedoch bereits vorhanden – nur eben für den normalen Verbraucher bisher nicht erschwinglich. Realistisch ist also, dass UV-B-LEDs in einigen Jahren nutzbar werden. Wir warten also gespannt auf ein Update in der nicht allzu fernen Zukunft. Den Vortragsteil beschloss Rayane Vuillemin, der die im Vorjahr in der Schweiz gegründete Association Caméléon Center Consérvation vorstellte. Verschiedene Projekte sind geplant, um eine größere öffentliche Aufmerksamkeit auf den Schutz von Chamäleons zu lenken. Unter anderem wird derzeit ein Projekt zum Vorkommen von Chamäleons im Spezialreservat Vohimana auf Madagaskar unterstützt. Mehrere Chamäleonarten sollen außerdem im Rahmen eines ex situ-Zuchtprogramms europaweit vermehrt werden, um eine stabile Population außerhalb ihrer Heimatländer zu bilden. Ein spannendes Projekt, von dem wir sicher noch mehr hören werden!

Die Mitgliederversammlung zum Abschluss des Tages gestaltete sich erfreulich kurz. Kassenwart Tim Vierbücher gab eine Übersicht über die aktuelle finanzielle Lage. AG-Sprecherin Dr. Alexandra Laube stellte die Tätigkeiten des Leitungsteams im vergangenen Jahr vor. Neben der Rundumerneuerung der Website und erhöhter Aktivität in den sozialen Medien wurde unter anderem ein monatlicher Newsletter ins Leben gerufen sowie eine AG-eigene Cloud und ein Data Management System vor allem für Publikationen angelegt. Die gestiegene Außenwirkung sorgte für viel Zustimmung unter den AG-Mitgliedern. Als Ziele für das kommende Jahr stehen die Wiederbelebung der Nachzuchtstatistik sowie die 50. Jubiläumsausgabe der CHAMAELEO auf dem Plan. Außerdem wird es eine Umfrage geben, ob die Tagung weiterhin in Boppard stattfinden oder nach 21 Jahren mal wieder den Ort wechseln soll. Wir sind schon gespannt aufs Ergebnis! Eifrig diskutiert wurden die verschiedenen Ideen und Vorträge dann beim gemeinsamen Abendessen.

 

Am Sonntag ging es pünktlich los mit einem Reisebericht von Lars Dwinger, der eigentlich aus der Aquaristikszene kommt und über seine erste Madagaskarreise zu den Chamäleons kam. Er zeigte viele tolle Fotos aus den Regenwäldern von Ranomafana und Andasibe im Hochland sowie Akanin’ny Nofy an der Ostküste Madagaskars und gab Tipps zum Bereisen des Indischen Ozeans. Die Tagung endete, wie sie begann, mit einem Haltungsbericht – diesmal von Markus Grimm. Er erzählte vom Lebensraum von Chamaeleo chamaeleon reticrista in der Natur und zeigte Video- und Bildmaterial von Sturm gebeutelten Chamäleons wie auch Paarungen. Danach stellte der Sachkundeprüfer für die Schweiz seine eigenen Haltungsbedingungen für die Art im Terrarium vor und gab viele Informationen, wie die erfolgreiche Inkubation und Aufzucht des Europäischen Chamäleons gelingen kann.

Zum Abschluss gab es noch einige tolle Spenden an die AG: Jean-Dominique Dufraine spendete 500 €, Jutta Dwinger spendete den Erlös der von ihr verkauften Taschen von 320 € und Caro Vierbücher rundete die schon stattliche Summe nochmal um 100 € für die AG Chamäleons auf. Einen ganz herzlichen Dank an die drei Spender! Ein großes Dankeschön gilt natürlich auch allen Vortragenden für die interessanten, vielfältigen Beiträge und den Helfern im Hintergrund, die für das Gelingen der Tagung gesorgt haben. Und schlussendlich möchten wir uns beim DGHT-Fachbeirat für Politik, Peter Sound, für die wieder einmal unkomplizierte Bereitstellung der Räumlichkeiten bedanken. Wir sind gespannt auf 2024!

Tagungsprogramm 2023

  Freitag, 05. Mai 2023
__
18:00 Anreise und gemütliches Abendessen
__
  Samstag, 06. Mai 2023
__
09:00 __ Eintreffen am Tagungsort
09:15 Begrüßung
09:30 Jean-Dominique Dufraine: Haltung von Archaius tigris
und Rieppeleon brevicaudatus
10:30 Thorsten Negro: Auf der Jagd nach dem Green Giant – Calumma parsonii parsonii auf Madagaskar
12:00 Mittagspause
13:30 Oliver Witte: Alles was Recht ist
14:45 Fotowettbewerb
15:00 Sarina Wunderlich: UVB-LEDs – neue Entwicklungen in der Terrarienbeleuchtung
16:00 Diskussionsrunde
16:45 Mitgliederversammlung
  __
  Sonntag, 07. Mai 2023
__
09:15 Eintreffen am Tagungsort
09:30 Lars Dwinger: Einmal Madagaskar, immer Madagaskar – Von der Sucht nach der roten Insel
11:15 Markus Grimm: Das  Gemeine Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon) – Systematik, Habitat, Haltung und Zucht
12:00 Verabschiedung
Das arabische Chamäleon in Abyan (Jemen)

Das arabische Chamäleon in Abyan (Jemen)

Verbreitung Wissenschaft

Übersichtsstudien zum Vorkommen von Reptilien im Jemen stammen mehrheitlich aus den 1990er Jahren. Jüngere Forschung stützt sich vor allem auf stadtnahe Gebiete, aber weniger auf abgelegenere Regionen. Zwei Biologen der Universitäten von Aden und Abyan haben kürzlich eine Übersicht zum Vorkommen von Reptilien in Abyan veröffentlicht.

Das Gouvernement Abyan liegt im Süden des Jemen auf der arabischen Halbinsel. Es grenzt im Süden an den Golf von Aden und im Westen, Norden und Osten an die Gouvernements Aden, Lahji, Al Bayda, und Shabwa. 44 Gebiete in Abyan wurden innerhalb eines ganzen Jahres untersucht. Reptilien wurden von Hand gefangen und teils lediglich dokumentiert, teils getötet und konserviert. Insgesamt wurden 202 Tiere untersucht.

Insgesamt wurden 24 verschiedene Reptilienarten gefunden. Chamaeleo arabicus konnte in den Bezirken Lawdar, Zinjibar, Khanfir und Jayshan nachgewiesen werden. Von den 23 Funden wurden dabei die meisten im Westen Khanfirs unweit der Stadt Zinjibar gemacht. Zwei Chamäleons wurden im Norden Lawdars gefunden und nur eines im Süden Jayshans. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Chamäleons vor allem in Kulturlandschaft vorkommen.

Distribution of lizards in Abyan Governorate, Yemen
Salem M. Busais, Wafa A. Abo-Alib, Hasan M. Alrahowi
Electronic Journal of University of Aden for Basic and Applied Sciences 4 (1), 2023
DOI: 10.47372/ejua-ba.2023.1.220

Haltung und Zucht von Parsons Chamäleons

Haltung und Zucht von Parsons Chamäleons

Haltungsberichte Zeitungsartikel

Die Haltung und Zucht von Calumma parsonii parsonii ist in den letzten Jahren in Deutschland recht erfolgreich geworden. Es gibt regelmäßig Nachzuchten und auch die Haltung erfreut sich wachsender Beliebtheit. In der aktuellen Elaphe, der Zeitschrift der DGHT e.V., findet sich ein ausführlicher Haltungsbericht zu dieser schönen, großen Chamäleonart. Geschrieben wurde er von drei Mitgliedern der AG Chamäleons.

Sie halten ihre Tiere in selbst gebauten Terrarien aus Aluminiumprofilen und Forex mit komplett belüftetem Deckel, Tür sowie einer vollständigen Seitenfläche oder in großzügigen Wintergärten. Lebende Pflanzen sorgen für ausreichend Deckungsmöglichkeiten. Beide Geschlechter werden einzeln gehalten. Beleuchtet wird mit Metalldampflampen von Reptiles Expert, Arcadia-UV-B-Röhren und HQIs. Die Beleuchtungszeit lieg im Sommer wie im Winter bei 10 bis 12 Stunden. Das enorme Trinkbedürfnis der Art wird über tägliches manuelles Tränken von Hand gestillt. Zusätzlich wird eher sparsam gefüttert mit nur einem adulten Futtertier, z.B. einer Heuschrecke, pro Chamäleon und Tag (oder dem Äquivalent mehrerer kleinerer Futtertiere). Eine kühlere Winterruhe, die die Trockenzeit auf Madagaskar imitiert, sorgt für eine höhere Lebenserwartung und wird daher von den Autoren empfohlen.

Die Verpaarung erfolgt im deutschen Hochsommer von Juli bis August. Die Chamäleons werden für wenige Tage zusammengesetzt, bis erfolgreiche Paarungen stattgefunden haben. Die Weibchen sind vier bis sechs Monate trächtig. Zwischen Ende Dezember und Anfang Februar gräbt das Weibchen eine längliche Röhre in die Erde und legt 20 bis 69 Eier.

Die Inkubation der Eier erfolgt auf Perlite bei 23 bis 24°C. Wöchentlich werden die Eier mit destilliertem Wasser beträufelt. Jeweils im Februar wird eine Diapause ohne weitere Wasserzufuhr bei 13 bis 14°C durchgeführt. Die Jungtiere schlüpfen nach 15 bis 24 Monaten und werden anschließend einzeln aufgezogen. Das Geschlecht lässt sich sicher leider erst im Alter von 9 bis 12 Monaten bestimmen.

Insgesamt ein sehr eingehender Artikel mit vielen Informationen für Chamäleonfreunde, die sich für die Haltung dieser tollen Art interessieren oder noch den ein oder anderen Tipp für die Zucht suchen. Zusätzlich geht der Artikel auf die Verbreitung und den Lebensraum der verschiedenen Farbvarianten von Calumma parsonii parsonii auf Madagaskar ein.

Parsons-Chamäleons (Calumma parsonii parsonii) – Die sanften Riesen Madagaskars
Alexandra Laube, Andreas Augustin und Thorsten Negro
Elaphe 3, 2023, pp. 12-25

Foto: Schlupf eines Parsons Chamäleons, fotografiert von Alex Laube

 

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Allgemeines Verbreitung Zeitungsartikel

In der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift der DGHT e.V., der Elaphe, ist aktuell ein schöner Artikel zu den Pantherchamäleons Madagaskars erschienen. Geschrieben wurde er von zwei Mitgliedern der AG Chamäleons, die regelmäßig auf die Insel reisen.

Der Artikel beschreibt in Wort und Bild das Verbreitungsgebiet der Pantherchamäleonsa auf Madagaskar, das sich über die nördliche Hälfte der Insel erstreckt, genauer von einigen Kilometern südlich des Örtchens Ankaramibe im Nordwesten bis über den Norden Madagaskars und an der Ostküste herunter bis rund 90 km südlich der Hafenstadt Toamasina. Die Chamäleons kommen dabei vor allem in Sekundärvegetation in offenen Landschaften vor, aber auch in Kakaoplantagen, verwilderten Gärten und Regenwäldern vor.

Der Lebenszyklus der Pantherchamäleons auf Madagaskar wird vor allem von der Regenzeit zwischen November und März bestimmt. Die Chamäleons paaren sich während dieser Zeit. Die Weibchen legen nach 30 bis 40 Tagen zwischen 11 und 35 Eier in ein selbst gegrabenes Nest. Die Jungtiere schlüpfen erst in der nächsten Regenzeit.

Besonders ausführlich geht der Artikel auf die verschiedenen Lokalformen, das je nach Ort unterschiedliche farbliche Aussehen der männlichen Pantherchamäleons, ein. Die Autoren zählen aktuell über 30 verschiedene Lokalformen auf Madagaskar, die durch natürliche Barrieren wie Flüsse voneinandere getrennt vorkommen. Wahrscheinlich gibt es aber noch deutlich mehr, sie sind nur noch nicht alle entdeckt.

Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) – Meister der Farben
Thorsten Negro und Alexandra Laube
Elaphe 3, 2023, pp. 12-25

Foto: Pantherchamäleon der Lokalform Ambanja auf Madagaskar, fotografiert von Thorsten Negro

Aggressiver Hautpilz bei Pantherchamäleons entdeckt

Aggressiver Hautpilz bei Pantherchamäleons entdeckt

Tiermedizin Wissenschaft

Pilze der Gattungen Nannizziopsis und Paranannizziopsis sind schon länger bei verschiedenen Reptilien als Ursache für schwere Hauterkrankungen bekannt. Dazu zählen auch in der Terraristik gefürchtete Arten wie CANV (Chrysosporium Anamorph von Nannizziopsis vriesii) und Nannizziopsis dermatitidis, die offenbar immer krankmachend (obligat pathogen) sind. Nun wurde ein ähnlicher Hautpilz bei Pantherchamäleons in Florida, USA, nachgewiesen.

Neun adulte Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) wurden aus einer wild lebenden Population in Florida entnommen. Sie wurden zunächst bei einem privaten Halter in Gruppen von zwei oder drei Chamäleons in Gazeterrarien mit Natur- und Kunstpflanzen untergebracht. Als Lampe wurden je eine ReptiSun 5.0 sowie eine herkömmliche Glühbirne zum Aufwärmen eingesetzt. Die Tiere wurden jeden zweiten Tag mit Heimchen und Zophobas gefüttert und zusätzlich mit Vitaminen und Kalzium supplementiert. Alle neun Pantherchamäleons sowie ein zehntes, später gefangenes, wurden schließlich dem United States Department of Agriculture (USDA) für eine Versuchsreihe übergeben. Die Haltung dort erfolgte einzeln in Stahlvolieren im Freien.

Ein männliches Pantherchamäleon zeigte rund ein Jahr nach Fang krustige, gelbe Hautveränderungen mit schwärzlichem Rand an Auge, Arm und Brust. Das Chamäleon wurde einzeln in ein Innenterrarium gesetzt. Biopsien der veränderten Hautbereiche wurden entnommen und histopathologisch im Labor untersucht. In den Gewebsschnitten fanden sich heterophile und histiozytäre Entzündungen der Haut, epidermale Nekrosen und Hyperkeratosen. Eine große Menge Pilzhyphen fielen auf. Weitere Untersuchungen identifizierten den Pilz als Paranannizziopsis australasiensis. Wenig später verstarb ein weibliches Pantherchamäleon mit ähnlichen Hautveränderungen im Bauchbereich. Auch bei diesem konnte im Labor Paranannizziopsis australasiensis identifiziert werden.

Daraufhin wurden die acht übrigen Pantherchamäleons ebenfalls untersucht. Tatsächlich wurden bei allen bis auf ein Chamäleon fehlende Krallen, Schwellungen an Händen und Füßen, kleine Hautwunden, Umfangsvermehrungen am Körper und/oder gelbe und schwarze Hautveränderungen gefunden. Ein Pilznachweis wurde nicht mehr durchgeführt, aber eine Infektion mit dem gleichen Pilz vermutet. Alle neun noch lebenden Pantherchamäleons wurden mit 25 mg/kg Terbinafin sowie 5 mg/kg Voriconazol, beides einmal täglich oral eingegeben, behandelt.

Nach sechs Wochen wurden die Pantherchamäleons erneut untersucht. Die Hautveränderungen waren nach wie vor vorhanden, bei zwei Tieren hatten sich die Hand- und Fußschwellungen verringert. Nach elf bis zwölf Wochen Behandlung waren bei sieben Chamäleons alle Symptome abgeklungen. Die Hautveränderungen hatten sich zu Narben entwickelt. Lediglich zwei Chamäleons zeigten noch Schwellungen im Fußbereich, jedoch geringer als zu Behandlungsbeginn. Nach 14 Wochen Therapie verstarb ein weiteres Pantherchamäleon. Die Obduktion ergab als Todesursache eine Nieren- und Organgicht. Da eine Beteiligung der eingesetzten Medikamente am Tod des Chamäleons nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde die Therapie bei sechs der acht Pantherchamäleons in Woche 15 beendet. Die beiden Pantherchamäleons, die immer noch Schwellungen an den Füßen zeigten, wurden weitere zwei Wochen therapiert.

Es handelt sich bei diesem Fallbericht um den ersten Nachweis von Paranannizziopsis australasiensis bei Chamäleons. Dieser Hautpilz wurde bisher in der Terraristik ausschließlich bei grünen Leguanen sowie Östlichen Bartagamen und in der Natur bei Tuataras, Skinken, Geckos und Schlangen nachgewiesen. Offen bleibt, wo die Pantherchamäleons sich mit dem Hautpilz infiziert hatten. Drei der in der anfänglichen Privathaltung genutzten Gazeterrarien waren zuvor von Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) und Ritteranolis bewohnt worden. Der Privathalter hatte die Terrarien danach mit Chlorbleiche desinfiziert. Sein übriger Reptilienbestand zeigte keine Hautveränderungen. Die beim USDA später genutzten Volieren hatten über Jahre leer gestanden und waren davor lediglich von Kleinvögeln bewohnt worden. Möglich ist, dass der Hautpilz über eingetopfte Pflanzen aus Gärtnereien eingeschleppt worden war, die regelmäßig einheimische Reptilien auf dem Gelände beobachten. Allerdings wurde Paranannizziopsis australasiensis bis dato in Florida noch bei keiner anderen wild lebenden Reptilienart nachgewiesen.

Am wahrscheinlichsten scheint das Szenario, dass die Chamäleons bereits vor ihrem Fang in Florida mit dem Hautpilz infiziert waren, die Erkrankung jedoch erst später ausbrach. Bereits die Ursprungstiere der Population könnten sich vor gut einem Jahrzehnt im Zoohandel bei Bartagamen angesteckt haben. Für eine latente Infektion mit spätem Ausbruch spricht, dass die Hautveränderungen in diesem Fallbericht mehrheitlich im Winter gefunden wurden, nachdem die Temperaturen unter 10°C fielen. Außerdem wurde vor Ausbruch der Symptome sogenannte „thermal limit trials“ durchgeführt, bei denen die Tiere kurz Extremtemperaturen von bis 45°C und 6°C ausgesetzt wurden. Ein weiteres Chamäleon aus der gleichen Population wurde zu einem späteren Zeitpunkt gefangen und entwickelte auch Hautveränderungen, was ebenfalls eine infizierte Population in Florida nahelegt.

Eine mit Paranannizziopsis australasiensis infizierte, freilebende Chamäleonpopulation könnte ein enormes Risiko für einheimische Reptilien darstellen. Der Hautpilz ist als hoch infektiös und aggressiv bekannt. Zudem werden inzwischen freilebende Pantherchamäleons in Florida von Händlern gefangen und an Privathalter verkauft, was die Verbreitung des Hautpilzes in privaten Reptilienbeständen zur Folge haben könnte. Weitere Untersuchungen müssen das Ausmaß des aktuellen Vorkommens von Paranannizziopsis australasiensis in Florida sowohl in der Terraristik als auch in der Natur dringend klären.

Dermatomycosis caused by Paranannizziopsis australasiensis in nonnative panther chameleons (Furcifer pardalis) captured in Central Florida, USA
Natalie M. Claunch, Colin M. Goodman, Madison Harman, Mariaguadalupe Vilchez, Savanna D. Smit, Bryan M. Kluever, James F.X. Wellehan, Robert J. Ossiboff, Christina M. Romagosa
Journal of Wildlife Diseases (4), 2023
DOI: 10.7589/JWD-D-22-00018