Pantherchamäleons auf Madagaskar

Pantherchamäleons auf Madagaskar

Allgemeines Verbreitung Zeitungsartikel

In der alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift der DGHT e.V., der Elaphe, ist aktuell ein schöner Artikel zu den Pantherchamäleons Madagaskars erschienen. Geschrieben wurde er von zwei Mitgliedern der AG Chamäleons, die regelmäßig auf die Insel reisen.

Der Artikel beschreibt in Wort und Bild das Verbreitungsgebiet der Pantherchamäleonsa auf Madagaskar, das sich über die nördliche Hälfte der Insel erstreckt, genauer von einigen Kilometern südlich des Örtchens Ankaramibe im Nordwesten bis über den Norden Madagaskars und an der Ostküste herunter bis rund 90 km südlich der Hafenstadt Toamasina. Die Chamäleons kommen dabei vor allem in Sekundärvegetation in offenen Landschaften vor, aber auch in Kakaoplantagen, verwilderten Gärten und Regenwäldern vor.

Der Lebenszyklus der Pantherchamäleons auf Madagaskar wird vor allem von der Regenzeit zwischen November und März bestimmt. Die Chamäleons paaren sich während dieser Zeit. Die Weibchen legen nach 30 bis 40 Tagen zwischen 11 und 35 Eier in ein selbst gegrabenes Nest. Die Jungtiere schlüpfen erst in der nächsten Regenzeit.

Besonders ausführlich geht der Artikel auf die verschiedenen Lokalformen, das je nach Ort unterschiedliche farbliche Aussehen der männlichen Pantherchamäleons, ein. Die Autoren zählen aktuell über 30 verschiedene Lokalformen auf Madagaskar, die durch natürliche Barrieren wie Flüsse voneinandere getrennt vorkommen. Wahrscheinlich gibt es aber noch deutlich mehr, sie sind nur noch nicht alle entdeckt.

Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) – Meister der Farben
Thorsten Negro und Alexandra Laube
Elaphe 3, 2023, pp. 12-25

Foto: Pantherchamäleon der Lokalform Ambanja auf Madagaskar, fotografiert von Thorsten Negro

Neue Verbreitungsdaten zu Chamaeleo zeylanicus

Neue Verbreitungsdaten zu Chamaeleo zeylanicus

Verbreitung Wissenschaft

Ein Biologe aus Indien hat Funde des Indischen Chamäleons (Chamaeleo zeylanicus) veröffentlicht, die die Verbreitung der Art genauer eingrenzen. Das Aravalligebirge liegt rund 150 km westlich der indischen Hauptstadt New Delhi im Nordwesten Indiens. Es verläuft über 670 km in südwestlicher Richtung und führt dabei durch drei verschiedene Bundesstaaten: Haryana, Rajasthan und Gujarat. Bisher ging man davon aus, dass das Indische Chamäleon im Süden und im Zentrum Rajasthans vorkommt, aber weder im Norden, Osten noch Westen verbreitet sei. Aus Haryana waren bisher gar keine Funde dokumentiert.

Der Biologe beschreibt sechs Beobachtungen des Indischen Chamäleons zwischen 2015 und 2022. Dabei wurde Chamaeleo zeylanicus vier Mal im Sariska Tiger Reservat sowie je einmal an den Seen Manesar und Damdama gesehen, auf Höhen zwischen 223 und 476 m üNN. Ersteres liegt im Norden Rajasthan, die beiden Seen unweit davon im Süden Haryanas. Der Wald des Fundortes im Sariska Tiger Reserva sei dominiert von Indischem Lungenkraut (Adhatoda vasica), Prärieampfer (Parthenium integrifolium) und Mesquitebaum (Prosopis juliflora). Die Chamäleonfunde aus Haryana fanden an Straßenrändern mit Bewuchs durch Karira (Capparis decidua) und Mesquitebaum statt.

New distributional records of Asian Chameleons (Chamaeleo zeylanicus Laurenti 1768), from the Northern Aravali Hill range, India
Debaprasad Sengupta
Reptiles & Amphibians 30 (1), 2023: pp. 1-2
DOI: 10.17161/randa.v30i1.18614

Das Indische Chamäleon in Jhalawar

Das Indische Chamäleon in Jhalawar

Wissenschaft

Drei Wissenschaftler aus Indien haben kürzlich eine Übersicht zu Reptilien- und Amphibienvorkommen veröffentlicht. Das Studiengebiet Jhalawar liegt am südlichsten Zipfel des Bundesstaates Rajasthan im Nordwesten Indiens. Es befindet sich am Rande des Malwa-Plateaus, einem vulkanischem Hochland. Das Gebiet liegt deutlich südwestlich des Flusses Ganges, der allgemein als Verbreitungsgrenze des Indischen Chamäleons (Chamaeleo zeylanicus) betrachtet wird. Das Klima teilt sich in eine lange Sommerzeit und einen kürzeren Winter, der von Oktober bis Februar reicht. Während des Sommers sind Temperaturen über 45°C häufig, während die Temperaturen im Winter bis auf 1°C fallen können.

Die drei Forscher befanden sich an 70 Tagen jeweils rund sechs Stunden vor Ort. Zur Reptilien- und Amphibiensuche wurde lose Erde sowie die Laubschicht durchstöbert und parallel visuell nach Tieren gesucht. 45 verschiedene Arten von Reptilien und Amphibien konnten nachgewiesen werden. Chamaeleo zeylanicus wurde dabei zum ersten Mal in Rajasthan dokumentiert.

Herpeto-faunal diversity study: Analysis and critical observations from south-eastern Rajasthan, India
Yadav Vijay Kumar, Nama Krishnendra Singh, Sudhindran Rimal
Indian Journal of Ecology 49 (5), 2022: pp. 1581-1587
DOI: 10.55362/IJE/2022/3700

Chamaeleo gracilis im Taï National Park (Elfenbeinküste)

Chamaeleo gracilis im Taï National Park (Elfenbeinküste)

Wissenschaft

Über Chamäleons in der Republik Elfenbeinküste ist eher wenig bekannt. Ivorische Biologen haben nun das Vorkommen verschiedener Reptilienarten in einem Nationalpark des Landes bestätigt. Dabei wiesen sie erstmalig Chamaeleo gracilis im Taï National Park nach, was zu seinem bis dato bekannten Verbreitungsgebiet in Westafrika passt.

Der Taï National Park liegt im Südwesten der Elfenbeinküste im Westen Afrikas. Das Klima wechselt vier Mal im Jahr. Von März bis Juni herrscht Regenzeit, im August ist es trocken, im September und Oktober folgt eine zweite Regenzeit und von November bis März die zweite Trockenzeit. 40 jeweils 50 x 50 m große Bereiche wurden untersucht. Davon befanden sich 18 in Primärwald (Regenwald), sieben in Sekundärvegetation mit eher strauchigem und krautigem Bewuchs, fünf in Kaffee- oder Kakaoplantagen, fünf in Gummibaumplantagen und fünf in Reisfeldern. An 40 Tagen befanden sich jeweils drei Forscher über acht Stunden in den abgegrenzten Gebieten und suchten die Umgebung visuell nach Reptilien ab.

Chamaeleo gracilis wurde als einziges Reptil ausschließlich im Regenwald beobachtet. Wie häufig bei Chamäleons wurde ein Weibchen bei der Eiablage am Boden entdeckt. In Sekundärvegetation und Agrarlandschaft konnte die Art nicht nachgewiesen werden.

First record of seven species of lizards in Taï National Park (South West, Côte d’Ivoire)
Kouadio Atta Léonard, Assemian N’guessan Emmanuel, Goly N’guessan Simplice, Keita Gaoussou, Tiédoué Manouhin Roland

International Journal of Zoological and Entomological Letters 2022, 2(2): 36-41
DOI: fehlt

Faktoren der geografischen Ausbreitung von Chamäleons

Faktoren der geografischen Ausbreitung von Chamäleons

Wissenschaft

Schon lange wird versucht zu ergründen, wie und warum Chamäleons sich über den afrikanischen Kontinent, auf Inseln und bis nach Europa und Asien ausgebreitet haben. Französische Wissenschaftler haben jetzt in Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen mittels Phylogenetik und verschiedenen Berechnungsmodellen untersucht, wie sich die Faktoren Körpergröße, küstennaher Lebensraum und extreme Lebensweisen auf die Verbreitung verschiedener Chamäleonarten ausgewirkt haben könnte. Die Studie untersuchte 181 Arten, die sich auf neun biogeografische Hauptregionen aufteilen: Nordafrika und Arabien, Zentralafrika, Südostafrika, Südwestafrika, Indien, Sokotra, Madagaskar, die Komoren und die Seychellen.

Chamäleonarten, die mehr als 10 km vom Meer entfernt vorkamen, verbreiteten sich historisch deutlich weniger als die 74 küstennah lebende Chamäleonarten. Ein ähnliches Phänomen ist von Skinken und Krokodilen bekannt. Die Verbreitung fand wahrscheinlich vor allem entlang der Küsten statt, zumeist auf dem gleichen Kontinent und nur selten über das Wasser zu anderen Kontinenten oder Inseln hin.

Die Größe der verschiedenen Chamäleons scheint ihre Ausbreitung in der Geschichte ebenfalls beeinflusst zu haben: Große Chamäleons verbreiteten sich weiter und häufiger als kleine Chamäleons. Das könnte damit zusammenhängen, dass größere Chamäleons eine geringere Stoffwechselrate haben – damit benötigen sie im Verhältnis zu kleineren Konkurrenten insgesamt weniger Energie. Außerdem legen größere Chamäleons Gelege mit deutlich mehr Eiern, wodurch sie ganz einfach zahlenmäßig im Vorteil sind.

Ein etwas unerwartetes Ergebnis erbrachte die Untersuchung verschiedener Lebenszyklen. Man würde zunächst annehmen, dass kurze Lebenszyklen mit schnellerer Verbreitung einhergehen. Tatsächlich zeigten die Berechnungen, dass vor allem Chamäleonarten mit extremen Lebenszyklen sich weiter verbreiteten. Wer also besonders langsam oder besonders schnell reproduzierte, war historisch unter Chamäleons erfolgreicher als die Arten „im Mittelfeld“. Die Autoren überlegen diesbezüglich, ob besonders langsame Lebenszyklen mit später Geschlechtsreife und langer Trächtigkeit möglicherweise auf dem gleichen Kontinent erfolgreicher sind, während schnellere Vermehrungsstrategien mit großen Gelegen günstiger für die Verbreitung übers Meer auf Inseln und andere Kontinente sind. Dazu passt, dass Furcifer polleni und Furcifer cephalolepis auf den Komoren und Chamaeleo zeylanicus in Indien, alles drei Beispiele für eine Ausbreitung übers Wasser, einen sehr schnellen Lebenszyklus aufweisen.

Die 34 Chamäleonarten mit der Kombination küstennah lebend, groß und extremen Lebenszyklus hatten zu 98% eine höhere Verbreitungsrate als Arten ohne diese Merkmale.  Insgesamt handelt es sich sicherlich um eine sehr theoretische Studie, die aber dennoch spannende Aufschlüsse über die historische Ver- und Ausbreitung von Chamäleons aufzeigt.

Chameleon biogeographic dispersal is associated with extreme life history strategies
Sarah-Sophie Weil, Laurie Gallien, Sébastien Lavergne, Luca Börger, Gabriel W. Hassler, Michaël P.J. Nicolaï & William L. Allen
Ecography
DOI: 10.1111/ecog.06323