Pantherchamäleons suchen neue Halter

Pantherchamäleons suchen neue Halter

Abzugeben Allgemeines

Ein langjähriges Mitglieder der AG Chamäleons sucht kurzfristig für zehn Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) neue Halter. Es handelt sich um zehn Weibchen, es sind Tiere zwischen 10 Monaten und drei Jahren Alters darunter. Vier Weibchen gehören der Lokalform Ambilobe an, fünf der Lokalform Sambava. Die Tiere werden einzeln oder zu mehrere kostenlos abgegeben. Bei Interesse schreibt uns gerne an info@agchamaeleons.de für weitere Informationen.

Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Floridas eingeschleppte Pantherchamäleons

Verbreitung Wissenschaft

Der „Sunshine State“ Florida in den USA verfügt wegen seines warmen Klimas über die größte Zahl nicht-einheimischer Arten an Reptilien weltweit. Zu den invasiven Arten, also solchen, die eigentlich nicht nach Florida gehören, sich aber dort inzwischen vermehren, gehört das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis). Eine Studie ist nun der Frage nachgegangen, was eigentlich die menschlichen Einwohner Floridas von den Chamäleons halten.

Es wird schon seit Längerem diskutiert, ob Pantherchamäleons zu den Arten gehören, die gezielt zwecks „Ranching“ ausgesetzt wurden, das heißt um die Nachkommen der ausgesetzten Chamäleons zum Verkauf einzusammeln. Dass Privatleute Pantherchamäleons absammeln, ist unstrittig. Laut den Autoren werden Ranching-Populationen in Florida meist geheim gehalten. Über Social Media wurden sie 2019 auf eine kleine Population in Orange County aufmerksam. Daraufhin suchten sie mit Taschenlampen nachts nach den Tieren und fanden tatsächlich während mehrerer Begehungen 26 Pantherchamäleons. Sie begegneten dabei mehrfach Privatpersonen, die ebenfalls Chamäleons suchten.

2020 wurden dann Fragebögen persönlich und über Flyer mit QR-Codes an 248 Haushalte verteilt, die sich innerhalb des vermuteten 0,9 km² großen Verbreitungsgebietes der Pantherchamäleon-Population befanden. Gefragt wurde nach Sorgen bezüglich des Vorkommens der Pantherchamäleons, aber auch nach dem vorhandenen Wissen um invasive Arten generell. Die Anwohner wurden außerdem in drei Bereiche eingeteilt: Eine Kernregion, in der mehrfach Chamäleons beobachtet worden waren, eine Randregion mit wenigen Funden und eine Außenregion, in der gar keine Chamäleons mehr gesichtet worden waren.

44 Haushalte beantworteten den Fragebogen. Tatsächlich hatten alle 11 befragten Anwohner in der Außenregion keinerlei Chamäleons gesichtet. Von den 33 befragten Anwohner der Kern- und Randregion gab etwa ein Drittel an, bereits Pantherchamäleons beobachtet zu haben. Genauso viele hatten nachts das Licht von Taschenlampen gesehen. 86% der befragten Anwohner wussten, dass Pantherchamäleons eigentlich nicht in Florida heimisch sind. Nur vereinzelte Anwohner gaben an, sich Sorgen wegen des Vorkommens zu machen. Sieben Anwohner hatten Sammler mit Taschenlampen angesprochen und gaben an, die Sammler hätten alle gesagt, sie würden Chamäleons zu Forschungszwecken suchen. Nur einer der Sammler hatte laut den Anwohnern gesagt, Tiere zum Verkauf zu suchen. Ein Anwohner berichtete von einer Auseinandersetzung, nachdem ihm fremde Personen mehrfach sein Grundstück betreten hatten, um dort nach Chamäleons zu suchen. Ein anderer Anwohner rief wegen einer ganzen Gruppe von Sammlern auf dem Nachbargrundstück die Polizei.

Leider wurde der Fragebogen nach den Suchbemühungen der Autoren selbst ausgegeben, so dass in den Antworten nicht ersichtlich ist, wie viele der Begegnungen mit Anwohnern und wie viele Taschenlampen-Sichtungen die Autoren selbst waren. Bei der Veröffentlichung handelt es sich außerdem um einen Preprint, es hat also noch kein Review-Prozess stattgefunden.

Colorful lizards and the conflict of collection
Colin M. Goodman, Natalie M. Claunch, Zachary T. Steele, Diane J. Episcopio-Sturgeon, Christina M. Romagosa
Preprint, 2023
DOI: 10.1101/2023.08.10.552819

Foto: Alex Laube

Genom des Pantherchamäleons entschlüsselt

Genom des Pantherchamäleons entschlüsselt

Wissenschaft

In den letzten Jahrzehnten hat die Genforschung sich rasant entwickelt. Seit 2009 steht für die Sequenzierung von Genomen das sogenannte high fidelity (HiFi) Pacbio Sequenzierungs-Verfahren zur Verfügung. Trotzdem tut sich gerade im Reptilienbereich relativ wenig. Sogenannte Referenzgenome gibt es für Reptilien nur rund hundert, von Chamäleons gibt es gar keine. Wissenschaftler aus China haben nun ein Referenzgenom für das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) veröffentlicht.

Für die Analyse wurde ein 5 Jahre altes, männliches Pantherchamäleon mittels Isofluran getötet und anschließend seziert. Verschiedene Gewebe wurden in flüssigem Stickstoff eingefroren. Für die Kurzsequenzierung der Genom-DNA und die HI-C-Sequenzierung wurde Skelettmuskel verwendet. Für die HiFi-Sequenzierung wurde Leber genutzt. RNA aus Herz, Leber, Milz, Hoden, Lunge, Nieren und Haut wurden für die Transkriptom-Sequenzierung verwendet.

Die Genomgröße des Pantherchamäleons aus der K-mer-Analyse liegt bei 1,61 Gigabasenpaaren (Gbp), wobei es nur 22 sogenannte contigs, Sätze überlappender DNA, enthält. Der Karyotyp enthält 11 Chromosome, das aus jeweils ein bis vier contigs besteht. Zehn von elf Chromosomen weisen Repeatsequenzen auf (TAACCC). Die BUSCO-Analyse wies eine hohe Vollständigkeit des Genoms nach. Das Genom kann im NCBI BioProjekt unter der Nummer PRJNA974816 sowie in der ScienceDataBank eingesehen werden.

Efficient and highly continuous chromosome-level genome assembly of the first chameleon genome
Hongxin Xie, Zixuan Chen, Shuai Pang, Weiguo Du
Genome Biology and Evolution 131, 2023
DOI: 10.1093/gbe/evad131

 

Foto: Alex Laube

Aggressiver Hautpilz bei Pantherchamäleons entdeckt

Aggressiver Hautpilz bei Pantherchamäleons entdeckt

Tiermedizin Wissenschaft

Pilze der Gattungen Nannizziopsis und Paranannizziopsis sind schon länger bei verschiedenen Reptilien als Ursache für schwere Hauterkrankungen bekannt. Dazu zählen auch in der Terraristik gefürchtete Arten wie CANV (Chrysosporium Anamorph von Nannizziopsis vriesii) und Nannizziopsis dermatitidis, die offenbar immer krankmachend (obligat pathogen) sind. Nun wurde ein ähnlicher Hautpilz bei Pantherchamäleons in Florida, USA, nachgewiesen.

Neun adulte Pantherchamäleons (Furcifer pardalis) wurden aus einer wild lebenden Population in Florida entnommen. Sie wurden zunächst bei einem privaten Halter in Gruppen von zwei oder drei Chamäleons in Gazeterrarien mit Natur- und Kunstpflanzen untergebracht. Als Lampe wurden je eine ReptiSun 5.0 sowie eine herkömmliche Glühbirne zum Aufwärmen eingesetzt. Die Tiere wurden jeden zweiten Tag mit Heimchen und Zophobas gefüttert und zusätzlich mit Vitaminen und Kalzium supplementiert. Alle neun Pantherchamäleons sowie ein zehntes, später gefangenes, wurden schließlich dem United States Department of Agriculture (USDA) für eine Versuchsreihe übergeben. Die Haltung dort erfolgte einzeln in Stahlvolieren im Freien.

Ein männliches Pantherchamäleon zeigte rund ein Jahr nach Fang krustige, gelbe Hautveränderungen mit schwärzlichem Rand an Auge, Arm und Brust. Das Chamäleon wurde einzeln in ein Innenterrarium gesetzt. Biopsien der veränderten Hautbereiche wurden entnommen und histopathologisch im Labor untersucht. In den Gewebsschnitten fanden sich heterophile und histiozytäre Entzündungen der Haut, epidermale Nekrosen und Hyperkeratosen. Eine große Menge Pilzhyphen fielen auf. Weitere Untersuchungen identifizierten den Pilz als Paranannizziopsis australasiensis. Wenig später verstarb ein weibliches Pantherchamäleon mit ähnlichen Hautveränderungen im Bauchbereich. Auch bei diesem konnte im Labor Paranannizziopsis australasiensis identifiziert werden.

Daraufhin wurden die acht übrigen Pantherchamäleons ebenfalls untersucht. Tatsächlich wurden bei allen bis auf ein Chamäleon fehlende Krallen, Schwellungen an Händen und Füßen, kleine Hautwunden, Umfangsvermehrungen am Körper und/oder gelbe und schwarze Hautveränderungen gefunden. Ein Pilznachweis wurde nicht mehr durchgeführt, aber eine Infektion mit dem gleichen Pilz vermutet. Alle neun noch lebenden Pantherchamäleons wurden mit 25 mg/kg Terbinafin sowie 5 mg/kg Voriconazol, beides einmal täglich oral eingegeben, behandelt.

Nach sechs Wochen wurden die Pantherchamäleons erneut untersucht. Die Hautveränderungen waren nach wie vor vorhanden, bei zwei Tieren hatten sich die Hand- und Fußschwellungen verringert. Nach elf bis zwölf Wochen Behandlung waren bei sieben Chamäleons alle Symptome abgeklungen. Die Hautveränderungen hatten sich zu Narben entwickelt. Lediglich zwei Chamäleons zeigten noch Schwellungen im Fußbereich, jedoch geringer als zu Behandlungsbeginn. Nach 14 Wochen Therapie verstarb ein weiteres Pantherchamäleon. Die Obduktion ergab als Todesursache eine Nieren- und Organgicht. Da eine Beteiligung der eingesetzten Medikamente am Tod des Chamäleons nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde die Therapie bei sechs der acht Pantherchamäleons in Woche 15 beendet. Die beiden Pantherchamäleons, die immer noch Schwellungen an den Füßen zeigten, wurden weitere zwei Wochen therapiert.

Es handelt sich bei diesem Fallbericht um den ersten Nachweis von Paranannizziopsis australasiensis bei Chamäleons. Dieser Hautpilz wurde bisher in der Terraristik ausschließlich bei grünen Leguanen sowie Östlichen Bartagamen und in der Natur bei Tuataras, Skinken, Geckos und Schlangen nachgewiesen. Offen bleibt, wo die Pantherchamäleons sich mit dem Hautpilz infiziert hatten. Drei der in der anfänglichen Privathaltung genutzten Gazeterrarien waren zuvor von Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) und Ritteranolis bewohnt worden. Der Privathalter hatte die Terrarien danach mit Chlorbleiche desinfiziert. Sein übriger Reptilienbestand zeigte keine Hautveränderungen. Die beim USDA später genutzten Volieren hatten über Jahre leer gestanden und waren davor lediglich von Kleinvögeln bewohnt worden. Möglich ist, dass der Hautpilz über eingetopfte Pflanzen aus Gärtnereien eingeschleppt worden war, die regelmäßig einheimische Reptilien auf dem Gelände beobachten. Allerdings wurde Paranannizziopsis australasiensis bis dato in Florida noch bei keiner anderen wild lebenden Reptilienart nachgewiesen.

Am wahrscheinlichsten scheint das Szenario, dass die Chamäleons bereits vor ihrem Fang in Florida mit dem Hautpilz infiziert waren, die Erkrankung jedoch erst später ausbrach. Bereits die Ursprungstiere der Population könnten sich vor gut einem Jahrzehnt im Zoohandel bei Bartagamen angesteckt haben. Für eine latente Infektion mit spätem Ausbruch spricht, dass die Hautveränderungen in diesem Fallbericht mehrheitlich im Winter gefunden wurden, nachdem die Temperaturen unter 10°C fielen. Außerdem wurde vor Ausbruch der Symptome sogenannte „thermal limit trials“ durchgeführt, bei denen die Tiere kurz Extremtemperaturen von bis 45°C und 6°C ausgesetzt wurden. Ein weiteres Chamäleon aus der gleichen Population wurde zu einem späteren Zeitpunkt gefangen und entwickelte auch Hautveränderungen, was ebenfalls eine infizierte Population in Florida nahelegt.

Eine mit Paranannizziopsis australasiensis infizierte, freilebende Chamäleonpopulation könnte ein enormes Risiko für einheimische Reptilien darstellen. Der Hautpilz ist als hoch infektiös und aggressiv bekannt. Zudem werden inzwischen freilebende Pantherchamäleons in Florida von Händlern gefangen und an Privathalter verkauft, was die Verbreitung des Hautpilzes in privaten Reptilienbeständen zur Folge haben könnte. Weitere Untersuchungen müssen das Ausmaß des aktuellen Vorkommens von Paranannizziopsis australasiensis in Florida sowohl in der Terraristik als auch in der Natur dringend klären.

Dermatomycosis caused by Paranannizziopsis australasiensis in nonnative panther chameleons (Furcifer pardalis) captured in Central Florida, USA
Natalie M. Claunch, Colin M. Goodman, Madison Harman, Mariaguadalupe Vilchez, Savanna D. Smit, Bryan M. Kluever, James F.X. Wellehan, Robert J. Ossiboff, Christina M. Romagosa
Journal of Wildlife Diseases (4), 2023
DOI: 10.7589/JWD-D-22-00018

Langzeitstudie zur Spermagewinnung bei Chamäleons

Langzeitstudie zur Spermagewinnung bei Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Assistierte Reproduktion, also medizinische Nachhilfe bei der Fortpflanzung, kommt im Artenschutz von extrem seltenen Tieren wie Spix-Ara oder nördlichen Breitmaulnashörnern in den letzten Jahren immer häufiger zum Zuge. Bei Reptilien gibt es bisher dagegen erst wenige Studien zur assistierten Reproduktion, speziell bei Chamäleons nur vereinzelte. Wissenschaftler aus den USA haben nun eine Studie dazu an männlichen Jemen- und Pantherchamäleons (Chamaeleo calyptratus und Furcifer pardalis) durchgeführt.

An der Louisiana State University wurden je 16 Männchen beider Arten unter standardisierten Bedingungen über ein Jahr lang gehalten. Die Pantherchamäleons wurden bei einem US-amerikanischen Züchter erworben, die Jemenchamäleons von einem Händler, der sie wiederum der Population wild lebender Jemenchamäleons in Florida entnommen hatte. Alle Männchen wurden einzeln in ReptiBreeze gehalten, ausgestattet mit automatischer Beregnung und künstlichen Pflanzen. Die Temperaturen lagen tagsüber bei rund 28-29°C mit Spots zum Aufsuchen höherer Werte. 12 h UV-B-Bestrahlung am Tag wurde angeboten. Gefüttert wurde mit Heimchen und Zophobas.

Vor Beginn der Studie wurden alle 32 Chamäleons klinisch untersucht und mehrere Parasitenbehandlungen durchgeführt. Erst nach einem Monat der Akklimatisierung begann dann die eigentliche Studie. Während des Studienjahres wurden alle Chamäleons zwei Mal pro Monat in Narkose gelegt. Jedes Mal wurde Blut aus der ventralen Schwanzvene oder der Jugularvene entnommen, um die Testosteron-Konzentration zu bestimmen. Mittels Ultraschalles wurde die Größe der Hoden vermessen. Zudem wurde jedes Mal versucht, mittels Elektroejakulation Sperma zu gewinnen. Bei der Elektroejakulation wurde eine kleine Metallsonde in die gesäuberte Kloake eingeführt. Jedes Chamäleon wurde dann bis zu drei Mal hintereinander mit bis zu 15 Stromstößen von 0,1/0,2/0,3 mAs behandelt. Die Absamversuche wurden abgebrochen, sobald das Tier ejakulierte. Das gewonnene Sperma wurde konserviert und auf Ejakulatvolumen, Vorhandensein von Spermien, Spermienbeweglichkeit, -konzentration und -morphologie untersucht.

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Jemenchamäleons bei gleichbleibenden Haltungsbedingungen eine sogenannte prenuptiale Fortpflanzungsstrategie verfolgen. Die Testosteronkonzentration im Blut stieg bereits an, bevor das Spermavolumen der Männchen ihr Maximum erreicht hatte. Die besten Absamerfolge brachten die Monate Mai, April und Juni, das meiste Sperma brachten Elektroejakulationen im dritten Anlauf. Auch die Hodengrößen unterschieden sich übers Jahr, mit den größten Messungen von August bis Dezember.

Pantherchamäleons dagegen scheinen einer postnuptialen Fortpflanzungsstrategie zu folgen. Bei ihnen konnte das meiste Sperma erst weit nach dem höchsten Punkt der Testosteronkonzentration gewonnen werden. Die Absamungen klappten am besten im März, April, Mai und Juni. Wesentlich häufiger als bei Jemenchamäleons funktionierte die Elektroejakulation bei Pantherchamäleons schon im ersten Versuch. Die Hodengrößen variierten auch hier übers Jahr, allerdings waren sie mehrheitlich in den schon genannten Monaten am größten. Gemeinsam mit den genannten Faktoren veränderte sich ebenso das Volumen des Ejakulats, die Spermienkonzentration, -beweglichkeit und -morphologie im Jahresverlauf.

Die Autoren empfehlen, Elektroejakulation bei Chamäleons generell nur in Narkose durchzuführen. Die Erfolgsrate beim Absamen lag in den beiden höchsten Fällen bei 82 und 88%, was den Erfolgen bei anderen Reptilien während deren Fortpflanzungssaison entspricht. Die Mortalitätsrate unter den 32 Tieren lag über das ganze Jahr lediglich bei 0,12%. Ein Pantherchamäleon starb nach 10 Monaten während der 20. Narkose, nach dem Tod wurde ein Nierenschaden festgestellt. Aus der geringen Mortalitätsrate schließen die Autoren, dass die Elektroejakuation eher keine Rolle in der Entwicklung von Nierenerkrankungen spiele, wie es in anderen Studien vermutet wurde. Eine Untersuchung des Bluts auf Nierenwerte wurde allerdings bei keinem der überlebenden Chamäleons nach der Studie durchgeführt. Unklar bleibt auch, welche Rolle die fehlende Imitation von Regen- und Trockenzeit im Jahresverlauf für beide Arten und deren Fortpflanzungszyklus spielt.

Characterizing the annual reproductive cycles of captive male veiled chameleons (Chamaeleo calyptratus) and panther chameleons (Furcifer pardalis)
Sean M. Perry, Sarah R. Camlic, Ian Konsker, Michael Lierz, Mark A. Mitchell
Journal of Herpetological Medicine and Surgery 33 (1), 2023, pp. 45-60
DOI: 10.5818/JHMS-D-22-00037

Eingeschleppte Chamäleons in Florida

Eingeschleppte Chamäleons in Florida

Wissenschaft

Der „Sunshine State“ Florida im Südosten der USA ist schon lange bekannt für eine Vielzahl eingeschleppter Reptilien. Studenten der Universität von Florida haben kürzlich eine kleine Broschüre über den aktuellen Stand dort eingeschleppter Chamäleon-Arten veröffentlicht.

Bereits in den späten 1800er Jahren fand nachweislich ein nicht-einheimisches Reptil mit einem Schiff den Weg nach Florida: Ein Anolis. Seitdem wurden rund 150 eingeschleppte Arten in dem US-Bundesstaat dokumentiert, darunter acht Arten Chamäleons. Drei davon sind inzwischen über die gesamte südliche Hälfte der Halbinsel verbreitet und vermehren sich sogar: Das Jemenchamäleon Chamaeleo calyptratus, das Madagaskar-Riesenchamäleon Furcifer oustaleti und das Pantherchamäleon Furcifer pardalis.

Aktuell bekannte Verbreitung von Panther-, Jemen- und Madagaskar-Riesenchamäleon in Florida

Man geht davon aus, dass alle drei Arten mit zunehmendem Zoohandel und der Privathaltung von Chamäleons ins Land kamen. Furcifer oustaleti ist seit mindestens dem Jahr 2000 in Florida. Bekannt wurden damals erste Funde in einer Avocadoplantage, die sich in direkter Nähe der Gebäude eines ehemaligen Importeurs in Miami – Dade County, befand. Chamaeleo calyptratus wurde nur wenig später, 2002, erstmals in Fort Myers auf einem leerstehenden Grundstück nachgewiesen. Furcifer pardalis folgte 2008.

Die Frage, ob eine der drei genannten Arten als invasiv zu betrachten ist, ist mangels Daten bisher schwierig zu beantworten. Als invasiv wird eine Art gesehen, die nicht-einheimisch ist, durch den Menschen eingeschleppt wurde und nachweislich Schaden an der einheimischen Flora und Fauna verursacht. Der letzte Punkt ist jedoch strittig. Während von Jacksons Chamäleons auf Hawaii nachgewiesen wurde, dass sie unter anderem einheimische bedrohte Schnecken-Arten verzehren, ist dergleichen aus Florida bisher unbekannt. Dort gelten die Tere aktuell eher als Lästlinge, allerdings mit Potenzial zur Bedrohung der einheimischen Wirbellosenfauna.

Problematisch ist, dass wohl nach wie vor Chamäleons ausgesetzt werden – teils entlaufen sie unabsichtlich, teils werden jedoch auch gezielt Tiere ausgesetzt, um später den Nachwuchs einzusammeln und zu verkaufen. Für letzteres benötigt man eine Genehmigung in Florida. Interessant dazu: Jeder darf eingeschleppte Chamäleons auf dem eigenen Grundstück „auf humane Weise“ töten. An einigen Orten werden bereits gezielt Chamäleons abgesammelt, um sie an Privathalter zu vermitteln.

Die Studenten rufen dazu auf, Beobachtungen von Chamäleons in Florida im Internet über IveGot1.org oder über die gleichnamige App zu melden. Bisher sind nicht alle Populationen bekannt, da viele Informationen nur unter der Hand weitergegeben werden. Des Weiteren bitten sie darum, „lästig gewordene“ Chamäleons nicht auszusetzen, sondern beim Exotic Pet Amnesty Program der Florida Fish and Wildlife Conservation Commission abzugeben. Die Abgabe dort ist kostenlos, das EPAP sucht letztlich neue Halter für die Tiere.

Florida’s introduced reptiles: Veiled Chameleon (Chamaeleo calyptratus), Oustalet’s chameleon (Furcifer oustaleti), and panther chameleon (Furcifer pardalis)
Max Maddox, Karissa Beloyan, Natalie M. Claunch, Steve A. Johnson
Veröffentlichung des Wildlife Ecology and Conservation Department, Universität of Florida
DOI: 10.32473/edis-UW501-2022