Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Chamäleons im Montagne des Français (Madagaskar)

Verbreitung Wissenschaft

Der Montagne des Français ist ein Kalksteinmassiv mit Trockenwald im Norden Madagaskars. Es reicht bis zu 425 m über den Meeresspiegel und liegt in Sichtweite der größten Küstenstadt des Nordens, Antsiranana (französisch Diego Suarez). Seit 2007 gilt es als Schutzgebiet. Wissenschaftler aus Madagaskar und den USA haben 2014 und 2020 Zählungen von Reptilien und Amphibien im Montagne des Français durchgeführt.

Gezählt wurde im Januar und Mai, also während und zum Ende der Regenzeit. 2014 wurde sich auf die Region um Andavakoera konzentriert, 2020 dagegen um Sahabedara, Ampitiliantsambo und Andavakoera. Um Tiere zu finden, wurde zum einen tagsüber und nachts entlang vorgegebener Wege gesucht, teils gezielt in geeignet erscheinenden Habitaten, zum anderen wurden Fallgruben genutzt.

Insgesamt wurden 20 Amphibien- und 50 Reptilienarten nachgewiesen. Vier neue Amphibien und ein Reptil konnten erstmals im Montagne des Français gefunden werden. Die Schlange Langaha pseudoalluaudi wurde erstmals seit 2007 wieder entdeckt. Bei den Chamäleons haben sich kleinere Neuerungen ergeben. Brookesia stumpffi konnte nur 2014, aber nicht mehr 2020 gefunden werden – auf Grund der relativ weiten Verbreitung der Art sollte dies jedoch kein Problem für die gesamte Population darstellen. Brookesia tristis, eines der kleinsten Chamäleons der Welt, wurde ebenfalls nur 2014 entdeckt. Hier könnte die Körpergröße, die ein Auffinden stark erschwert, und die Jahreszeit (Mai ist relativ spät für diese Art) eine Rolle spielen. Brookesia ebenaui konnte 2014 in Andavakoera und 2020 in Sahabedara nachgewiesen werden. Die beiden Baumbewohner Furcifer oustaleti und Furcifer pardalis konnten in beiden Jahren in Andavakoera und Ampitiliantsambo gefunden werden. Furcifer petteri dagegen kam in beiden Jahren an allen untersuchten Orten vor.

Amphibians and reptiles of the “Montagne des Français”: Update of the distribution and regional endemicity
Herizo Oninjatovo Radonirina, Bernard Randriamahatantsoa, Rabibisoa Harinelina Christian Nirhy, Christopher J. Raxworthy
Preprint
DOI: 10.20944/preprints202306.1499.v1

Foto: Furcifer petteri auf Madagaskar, fotografiert von A. Laube

Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Wissenschaft

Die Anatomie der Chamäleons ist stark an ihre Lebensweise angepasst. Baumbewohner unterscheiden sich dabei in vielen Aspekten von Bodenbewohnern. Der Beckengürtel ist anatomisch bei Chamäleons bisher wenig untersucht – eine Veröffentlichung aus den USA beschäftigt sich nun eingehender damit.

Zur Untersuchung wurden aus bereits vorhandenen Mikrocomputertomographie-Scans von insgesamt 22 Chamäleons jeweils die Beckengürtel isoliert in 3D dargestellt. Diese wurden mittels einer Software auf 16 verschiedene Längen und Winkel vermessen. Archaius tigris, Bradypodion damaranum, Calumma gallus, Calumma parsonii parsonii, Chamaeleo zeylanicus, Furcifer balteatus, Kinyongia matschiei, Kinyongia tavetana, Nadzikambia mlanjense und Trioceros quadricornis gracilior wurden den Baumbewohnern zugeteilt. Brookesia brygooi, Chamaeleo namaquensis, Palleon nasus nasus, Rhampholeon temporalis und Rieppeleon brachyurus wurden den Boden bewohnenden Arten zugeschrieben. Die Arten Bradypodion occidentale, Brookesia ebenaui, Chamaeleo anchietae, Furcifer campani, Rhampholeon spinosus, Rieppeleon kerstenii kerstenii und Trioceros goetzei goetzei wurden als semiarboreal eingestuft. Es wurden vorwiegend Männchen untersucht.

Die Auswertung ergab wie erwartet, dass Baum bewohnende Chamäleons schmalere, kürzere Hüftgürtel aufwiesen als Boden bewohnende. Der schmalere Beckengürtel vereinfacht es, sich hinter Ästen verstecken und den Körper maximal abflachen zu können. Außerdem sorgt er dafür, dass der Körperschwerpunkt näher am Ast ist und erhöht so die Stabilität beim Klettern. Boden bewohnende Chamäleons dagegen wiesen größere und breitere Beckengürtel auf. Diese ermöglichen ihnen eine schnellere Schrittfolge und höhere Stabilität beim Laufen auf Bodenflächen.

How phylogeny and arboreality affect pelvic girdle anatomy of chameleons
Dakota J. John
Honors Thesis 299 der Universität von South Dakota, 2023
DOI: nicht vorhanden