Handgemachtes auf der Jahrestagung

Handgemachtes auf der Jahrestagung

AG Interna

Wie jedes Jahr werden einige unserer AG-Mitglieder tolle handgemachte Dinge mit Chamäleonmotiven mitbringen, die direkt vor Ort erworben werden können.

Zum einen bringt Caro Vierbücher eine Auswahl ihrer kreativen Handarbeit mit. Dazu gehören kleine Dekorfliesen, Tassen, Schalen, Eierbecher und andere schöne Dinge, aber auch Stecker aus Holz und beschriftbare Holzmotive zum Anbringen am Terrarium. Alles wird von Caro liebevoll zu Hause in Handarbeit bemalt. Unsere diesjährigen Vortragenden und die Gewinner des Fotowettbewerbs dürfen sich über je einer unserer begehrten Tagungs-Sammeltassen von Caro freuen. Dieses Jahr ziert ein sehr schönes Furcifer timoni die Tassen.

Erstmals wird in diesem Jahr Jutta Dwinger zur Tagung eine Auswahl ihrer in Handarbeit Taschen und Beutel mit Chamäleonmotiven mitbringen. Darunter sind unter anderem qualitativ sehr hochwertige Turnbeutel mit und ohne Reißverschluss sowie schicke Kulturbeutel für den reisefreudigen Chamäleonfreund. Auf Anfrage können auch andere kleine oder größere Kunstwerke genäht werden.

Ebenfalls zur Tagung wird Martin Knauf einige seiner Foto-Tableaus mitbringen, die man am Samstag erwerben kann. Die Tableaus enthalten jeweils neun zueinander passende Motive, sind 50 x 50 cm groß und mit hochwertigen Nielsen-Alurahmen versehen. Sowohl Fotos als auch Zuschnitt und Sortierung sind von Martin selbst. Sonderwünsche können auch noch berücksichtigt werden 😉 .

Chamäleons auf unterschiedlichen Höhenstufen des Montagne d’Ambre (Madagaskar)

Chamäleons auf unterschiedlichen Höhenstufen des Montagne d’Ambre (Madagaskar)

Wissenschaft

Internationale Wissenschaftler haben sich intensiv mit den unterschiedlichen Höhenlagen des Montagne d’Ambre und den dort vorkommenden Amphibien und Reptilien beschäftigt. Der Montagne d’Ambre ist ein ehemaliges Vulkanmassiv im Norden Madagaskars. Der bis zu 1475 m hohe Berg ist vor allem von Regenwald bedeckt, der dem gleichnamigen Nationalpark angehört. Im Norden des Berges liegt ein Trockenwald, der zum Forêt d’Ambre Special Reserve gehört. Die Nordwestflanke des Berges ist bisher nicht geschützt.

In der vorliegenden Arbeit wurden Amphibien und Reptilien über 12 km zwischen 700 und 1470 Höhenmeter beobachtet und beprobt. In die Studie wurde auch erstmals der Westhang des Montagne d’Ambre auf Höhen zwischen 770 und 1290 m eingeschlossen. Zusätzlich wurden Tiere im Forêt d’Ambre ab einer Höhe von 470 m beprobt. Alle gefundenen Tiere wurden vermessen. Es wurden sowohl Wangentupfer, Schuppen als auch lebende Tiere, die euthanasiert wurden, entnommen und genetisch untersucht. Insgesamt kam es zu 2631 Beobachtungen von 34 Arten Amphibien und 48 Arten von Reptilien. Wie erwartet kamen auf unterschiedlichen Höhenlagen unterschiedliche Tiere vor. Der Artenreichtum des Montagne d’Ambre war dabei auf rund 1000 m üNN mit 41 verschiedenen Arten am größten. Über 1100 m waren rund ein Drittel der vorgefundenen Arten lokal endemisch.

Beim Erdchamäleon Brookesia tuberculata konnten zwei genetische Cluster identifiziert werden. Gruppe 1 lebt auf an der Ostflanke des Montagne d’Ambre auf Höhen von 887 bis 1170 m, Gruppe 2 auf 1260 bis 1455 m an der Ostflanke sowie auf 956 bis 1150 m am Westhang des Montagne d’Ambre. Bei Gruppe 1 fielen besonders viele mitochondriale Haplotypen auf, während Gruppe 2 lediglich einen einzigen Haplotyp aufwies. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Art wegen ihrer geringen Körpergröße und hohen Standorttreue eher zu isolierten Gruppen neigt als Baum bewohnende Chamäleons, die natürliche Barrieren leichter überwinden und sich damit in einem wesentlich größerem Umgebungsradius fortbewegen können.

Bei Calumma linotum waren die genetischen Unterschiede zwischen drei Gruppen auf unterschiedlichen Höhen eher gering ausgeprägt. Auch die Messdaten verschiedener Körpermaße zeigten bei dieser Art auf den unterschiedlichen Höhenlagen keinen eindeutigen Trend. Zwar schienen Calumma linotum auf niedrigeren Höhen etwas kleiner zu sein, das könnte aber auch an als Weibchen fehlidentifizierten subadulten Individuen gelegen haben. Bei Calumma amber und Calumma ambreense sank die Körpergröße, je höher im Montagne d’Ambre die Chamäleons gefunden wurden. Möglicherweise hängt dies mit den kühleren Temperaturen in höheren Lagen zusammen, die zu einem langsameren Wachstum beitragen. Es könnte aber auch sein, dass schlicht mehr jüngere Tiere vermessen wurden.

Die Studie bringt interessante Anpassungen verschiedener Chamäleonarten an die Höhenunterschiede des Montagne d’Ambre zu Tage. Möglicherweise handelt es sich dabei bereits um erste Hinweise auf ein frühes Stadium von Artbildung. Die Arbeit verdeutlicht außerdem, wie wichtig die unterschiedlichen Höhenstufen für die Artenvielfalt sind.

Repeated divergence of amphibians and reptiles across an elevational gradient in northern Madagascar
Mark D. Scherz, Robin Schmidt, Jason L. Brown, Julian Glos, Ella Z. Lattenkamp, Zafimahery Rakotomalala, Andolalao Rakotoarison, Ricky T. Rakotonindrina, Onja Randriamalala, Achille P. Raselimanana, Safidy M. Rasolonjatovo, Fanomezana M. Ratsoavina, Jary H. Razafindraibe, Frank Glaw, Miguel Vences
Ecology and Evolution 13 (3)
DOI: 10.1002/ece3.9914

Bewegungsmuster von Brookesia superciliaris

Bewegungsmuster von Brookesia superciliaris

Wissenschaft

Bisher wurden Bewegungsmuster bei Chamäleons vor allem an Baum bewohnenden Arten erforscht. Die vorwiegend Boden bewohnenden Gattungen wie Brookesia, Rhampholeon, Palleon und Rieppeleon, die immerhin rund ein Drittel aller aktuell bekannten Chamäleons darstellen, wurden nur selten beachtet. Eine Gruppe von US-amerikanischen Forschern hat nun das Erdchamäleon Brookesia superciliaris genauer angeschaut.

Dabei wurde die Bewegung lebender Brookesia superciliaris auf verschiedenen Untergründen vermessen und Vergleiche mit Baum bewohnenden Chamäleons und anderen anderen Echsen angestellt. Erstaunlicherweise wiesen die Erdhamäleons Bewegungsmerkmale sowohl Baum bewohnender als auch Boden bewohnender Tiere auf. Auf Ästen bewegte sich Brookesia superciliaris langsamer als auf einen Boden imitierendem Substrat. Die Ganggeschwindigkeit wurde hauptsächlich durch die Schrittfrequenz und nicht durch die Schrittlänge reguliert. Obwohl zu Beginn eines Schrittes der Oberarm stark gestreckt wird, ein typisches Merkmal einer aborealen Fortbewegung, sind Schulter- und Hüftbewegungen auf Ästen geringer als für Baumbewohner üblich. Das könnte auf eine vorwiegend terrestrische Lebensweise hindeuten. Bewegt sich Brookesia superciliaris sehr langsam, nutzt es häufig eine sehr ungewöhnliche Schrittfolge und verfällt in einen Passgang. Brookesia superciliaris könnte wegen seiner frühen evolutionären Abspaltung von der Entwicklungslinie anderer Chamäleons als Beispiel für ein Zwischenstadium zwischen Boden- und Baumbewohner gelten.

Locomotor characteristics of the ground-walking chameleon Brookesia superciliaris
Chukwuyem Ekhator, Arnavi Varshney, Melody W. Young, Daniel Tanis, Michael C. Granatosky, Raul E. Diaz, Julia L. Molnar
Journal of Experimental Zoology Part A 339 (4), 2023
DOI: 10.1002/jez.2703

Vortrag in Winterthur über das Europäische Chamäleon

Vortrag in Winterthur über das Europäische Chamäleon

Live Vorträge

Markus Grimm, langjähriges Mitglied der AG Chamäleons und seit vielen Jahren in der Schweiz mit der Durchführung von Sachkunde-Kursen für die Chamäleonhaltung betraut, zeigt am 14. April 2023 in Winterthur (Schweiz) einen ausführlichen Vortrag über das europäische Chamäleon.

Das Europäische Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon) beschreibt gewissermaßen den Urtyp des Chamäleons als solches und hat dadurch Statuscharakter für die menschliche Vorstellung von Chamäleons. Die eher selten gehaltene Chamäleonart stellt einige Ansprüche an Haltung und Zucht, die Markus sowohl bei Reisen ins Habitat als auch bei der Haltung im Terrarium ergründen konnte. Nach einer kurzen Einführung, zu der auch die Systematik gehört, gibt Markus Einblicke in den Lebensraum dieses Chamäleons in der Natur. Außerdem erfahren die Zuhörer die wichtigsten Parameter für eine erfolgreiche Haltung und Zucht im Terrarium. Es wird also auf jeden Fall sehr spannend – wer sich für Chamäleons interessiert, sollte sich diesen Vortrag unbedingt anschauen!

Markus Grimm Das Europäische Chamäleon – Habitat, Haltung und Zucht
DGHT Stadtgruppe Winterthur
Restaurant „Rössli“
8405 Winterthur (Schweiz)
Vortragsbeginn 20.00 Uhr

Foto: Markus Grimm

Vortrag in Dortmund über Madagaskar

Vortrag in Dortmund über Madagaskar

Live Vorträge

Roland Zobel, langjähriges Mitglied der DGHT Stadtgruppe Dortmund und bekennender Taggecko-Liebhaber, zeigt am 07. April 2023 in Dortmund einen bilderreichen Vortrag über eine Reise in den Norden Madagaskars. Im Norden des zweitgrößten Inselstaates der Welt gibt es viel zu entdecken, nicht nur Chamäleons.

Roland Zobel Expedition Nord-Madagaskar
DGHT Stadtgruppe Dortmund
Gaststätte „Olympia – Zur alten Post“
Im alten Dorf 2
59192 Bergkamen – Weddinghofen
Vortragsbeginn 19.30 Uhr

Foto: Collage von Roland Zobel

Wirbelsäulen von Baum- und Boden bewohnenden Chamäleons

Wirbelsäulen von Baum- und Boden bewohnenden Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Von Säugetieren, insbesondere Primaten, sind verschiedene anatomische Anpassungen der Wirbelsäule zwischen Boden- und Baumbewohnern bekannt. Teils werden die unterschiedlichen Wirbel sogar mit bestimmten Bewegungsmustern verbunden. Zwei Wissenschaftler aus New York (USA) haben nun in einer vergleichenden Studie untersucht, worin sich die Wirbelsäule Boden und Baum bewohnender Chamäleons unterscheidet.

Sie vermaßen die bereits vorhandenen CT-Scans auf Morphosource.org von insgesamt 28 Chamäleons verschiedener Arten. Brookesia perarmata, Brookesia superciliaris, Brookesia thieli, Palleon nasus, Rhampholeon platyceps, Rhampholeon spectrum, Rieppeleon brevicaudatus und Rieppeleon kerstenii wurden als Bodenbewohner eingeteilt. Archaius tigris, Bradypodion melanocephalum, Bradypodion pumilum, Bradypodion thamnobates, Calumma amber, Calumma brevicorne, Calumma parsonii, Chamaeleo calyptratus, Chamaeleo gracilis, hamaeleo zeylanicus, Furcifer lateralis, Furcifer pardalis, Furcifer verrucosus, Kinyongia carpenteri, Kinyongia tavetana, Kinyongia xenorhina, Nadzikambia mlanjensis, Trioceros feae, Trioceros jacksonii und Trioceros quadricornis wurden als Baumbewohner betrachtet. Die Wirbel wurden gezählt und Breite der Lamina, Länge, Breite, Höhe des Wirbelkörpers sowie die Höhe des Dornfortsatzes und der Querfortsätze an jedem Wirbel gemessen. Zusätzlich wurde der sogenannte präzygapophyseale Winkel bestimmt. Dabei handelt es sich um den Winkel des Zwischenwirbelgelenks, also der Kontaktflächen zwischen den einzelnen Wirbeln. Die Messungen von Boden- und Baumbewohnern wurden miteinander verglichen und statistisch ausgewertet. Betrachtet wurde dabei lediglich die Wirbelsäule des Rumpfes, die Schwanzwirbelsäule blieb außen vor.

Zunächst fiel bei den Ergebnissen auf, dass Boden bewohnende Chamäleons generell weniger Rumpfwirbel (15 bis 19) als Baum bewohnende Chamäleons (18 bis 23) aufweisen. Die Rumpfwirbelsäule konnte bei fast allen Arten in die schon bekannten drei Bereiche eingeteilt werden: Halswirbelsäule sowie vordere und hintere Rückenwirbelsäule. Eine Brust- und Lendenwirbelsäule wie beim Säugetier unterscheidet man beim Chamäleon wegen der durchgehenden Rippen allgemein nicht. Bei fünf Chamäleonarten existierten statt der drei Regionen vier: Sie zeigten eine vordere und eine hintere Halswirbelsäule, wobei die vordere lediglich aus zwei Wirbeln mit Rippenfortsätzen bestand. Sechs Chamäleonarten wiesen zwei zusätzliche Lendenwirbel auf und bei einer Art kamen drei Übergangswirbel im Bereich zwischen Hals- und Rückenwirbelsäule vor. Bei Kinyongia carpenteri konnten insgesamt sogar fünf Regionen in der Rumpfwirbesäule unterschieden werden: Das Chamäleon wies sowohl vordere und hintere Halswirbelsäule als auch vordere und hintere Rückenwirbelsäule sowie zwei zusätzliche Lendenwirbel auf. Brookesia perarmata war ebenfalls ein Sonderfall: Die Rumpfwirbelsäule dieses Chamäleons bestand nur aus zwei Regionen und gleichzeitig aus der geringsten Zahl Wirbeln aller untersuchter Arten.

Die größten Unterschiede zwischen Boden und Baum bewohnenden Chamäleons zeigten sich im präzygapophysealen Winkel (PZA) und der Höhe des Dornfortsatzes. Die Zwischenwirbelgelenksflächen im vorderen Rückenwirbelbereich der Baum bewohnenden Chamäleons waren deutlich mehr dorsoventral orientiert und kleiner als bei Boden bewohnenden Arten. Etliche Baumbewohner zeigten einen PZA von weniger als 90°. Bei Baum bewohnenden Chamäleons befanden sich die größten Dornfortsätze am Übergang von der Hals- zur Rückenwirbelsäule. Ähnlich verliefen die Dornfortsätze unter den Boden bewohnenden Arten lediglich bei Palleon nasus. Bei Boden bewohnenden Chamäleons variierte das Aussehen des Dornfortsatzes sehr stark. Beispielsweise Rieppeleon zeigte schmale, nach hinten geneigte Dornfortsätze, während die Dornfortsätze bei Brookesia eher eine Art Knochenbrücke als einen Fortsatz darstellten. Eine Ausnahme stellte Archaius tigris dar: Die Dornfortsätze bei diesem Chamäleon unterschieden sich kaum entlang der gesamten Wirbelsäule.

Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass die Anatomie der unterschiedlichen Wirbelsäulen stark mit der Lebensweise der Chamäleons und der unterschiedlichen Fortbewegung zu tun haben. Die Zwischenwirbelgelenksflächen bei Baum bewohnenden Chamäleons sind wahrscheinlich für das Klettern wichtig, indem sie die Funktion des Schultergürtels unterstützen. Eine verringerte Beweglichkeit in der mediolateralen Ebene sorgt für eine größere Steifigkeit des Rumpfes, was Baumbewohnern das Klettern erleichtert. Eine Versteifung des Achsenskeletts (Schädel, Rumpfwirbelsäule und Brustkorb) ist auch von Baum bewohnenden Säugetieren bekannt. Die größeren Dornfortsätze bei größeren Chamäleons könnte die Rotation des Schultergürtels und die Muskelbewegung erleichtern, wodurch eine größere Schrittlänge, eine bessere Unterstützung des Kopfes und damit gegebenenfalls eine leichtere Futteraufnahme einherginge.

Morphological and functional regionalization of trunk vertebrae as an adaption for arboreal locomotion in chameleons
Julia Molnar, Akinobu Watanabe
Royal Society Open Science 10, 2023: 221509
DOI: 10.1098/rsos.221509

Abbildung: Wirbelsäulen verschiedener Chamäleonarten

Langzeitstudie zur Spermagewinnung bei Chamäleons

Langzeitstudie zur Spermagewinnung bei Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Assistierte Reproduktion, also medizinische Nachhilfe bei der Fortpflanzung, kommt im Artenschutz von extrem seltenen Tieren wie Spix-Ara oder nördlichen Breitmaulnashörnern in den letzten Jahren immer häufiger zum Zuge. Bei Reptilien gibt es bisher dagegen erst wenige Studien zur assistierten Reproduktion, speziell bei Chamäleons nur vereinzelte. Wissenschaftler aus den USA haben nun eine Studie dazu an männlichen Jemen- und Pantherchamäleons (Chamaeleo calyptratus und Furcifer pardalis) durchgeführt.

An der Louisiana State University wurden je 16 Männchen beider Arten unter standardisierten Bedingungen über ein Jahr lang gehalten. Die Pantherchamäleons wurden bei einem US-amerikanischen Züchter erworben, die Jemenchamäleons von einem Händler, der sie wiederum der Population wild lebender Jemenchamäleons in Florida entnommen hatte. Alle Männchen wurden einzeln in ReptiBreeze gehalten, ausgestattet mit automatischer Beregnung und künstlichen Pflanzen. Die Temperaturen lagen tagsüber bei rund 28-29°C mit Spots zum Aufsuchen höherer Werte. 12 h UV-B-Bestrahlung am Tag wurde angeboten. Gefüttert wurde mit Heimchen und Zophobas.

Vor Beginn der Studie wurden alle 32 Chamäleons klinisch untersucht und mehrere Parasitenbehandlungen durchgeführt. Erst nach einem Monat der Akklimatisierung begann dann die eigentliche Studie. Während des Studienjahres wurden alle Chamäleons zwei Mal pro Monat in Narkose gelegt. Jedes Mal wurde Blut aus der ventralen Schwanzvene oder der Jugularvene entnommen, um die Testosteron-Konzentration zu bestimmen. Mittels Ultraschalles wurde die Größe der Hoden vermessen. Zudem wurde jedes Mal versucht, mittels Elektroejakulation Sperma zu gewinnen. Bei der Elektroejakulation wurde eine kleine Metallsonde in die gesäuberte Kloake eingeführt. Jedes Chamäleon wurde dann bis zu drei Mal hintereinander mit bis zu 15 Stromstößen von 0,1/0,2/0,3 mAs behandelt. Die Absamversuche wurden abgebrochen, sobald das Tier ejakulierte. Das gewonnene Sperma wurde konserviert und auf Ejakulatvolumen, Vorhandensein von Spermien, Spermienbeweglichkeit, -konzentration und -morphologie untersucht.

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Jemenchamäleons bei gleichbleibenden Haltungsbedingungen eine sogenannte prenuptiale Fortpflanzungsstrategie verfolgen. Die Testosteronkonzentration im Blut stieg bereits an, bevor das Spermavolumen der Männchen ihr Maximum erreicht hatte. Die besten Absamerfolge brachten die Monate Mai, April und Juni, das meiste Sperma brachten Elektroejakulationen im dritten Anlauf. Auch die Hodengrößen unterschieden sich übers Jahr, mit den größten Messungen von August bis Dezember.

Pantherchamäleons dagegen scheinen einer postnuptialen Fortpflanzungsstrategie zu folgen. Bei ihnen konnte das meiste Sperma erst weit nach dem höchsten Punkt der Testosteronkonzentration gewonnen werden. Die Absamungen klappten am besten im März, April, Mai und Juni. Wesentlich häufiger als bei Jemenchamäleons funktionierte die Elektroejakulation bei Pantherchamäleons schon im ersten Versuch. Die Hodengrößen variierten auch hier übers Jahr, allerdings waren sie mehrheitlich in den schon genannten Monaten am größten. Gemeinsam mit den genannten Faktoren veränderte sich ebenso das Volumen des Ejakulats, die Spermienkonzentration, -beweglichkeit und -morphologie im Jahresverlauf.

Die Autoren empfehlen, Elektroejakulation bei Chamäleons generell nur in Narkose durchzuführen. Die Erfolgsrate beim Absamen lag in den beiden höchsten Fällen bei 82 und 88%, was den Erfolgen bei anderen Reptilien während deren Fortpflanzungssaison entspricht. Die Mortalitätsrate unter den 32 Tieren lag über das ganze Jahr lediglich bei 0,12%. Ein Pantherchamäleon starb nach 10 Monaten während der 20. Narkose, nach dem Tod wurde ein Nierenschaden festgestellt. Aus der geringen Mortalitätsrate schließen die Autoren, dass die Elektroejakuation eher keine Rolle in der Entwicklung von Nierenerkrankungen spiele, wie es in anderen Studien vermutet wurde. Eine Untersuchung des Bluts auf Nierenwerte wurde allerdings bei keinem der überlebenden Chamäleons nach der Studie durchgeführt. Unklar bleibt auch, welche Rolle die fehlende Imitation von Regen- und Trockenzeit im Jahresverlauf für beide Arten und deren Fortpflanzungszyklus spielt.

Characterizing the annual reproductive cycles of captive male veiled chameleons (Chamaeleo calyptratus) and panther chameleons (Furcifer pardalis)
Sean M. Perry, Sarah R. Camlic, Ian Konsker, Michael Lierz, Mark A. Mitchell
Journal of Herpetological Medicine and Surgery 33 (1), 2023, pp. 45-60
DOI: 10.5818/JHMS-D-22-00037

Vortrag in Hamburg über Namibia

Vortrag in Hamburg über Namibia

Live Vorträge

Der erste Vorsitzende des DGHT Landesverbandes Hamburg zeigt am 31. März 2023 in Hamburg einen bilderreichen Vortrag über eine Reise nach Namibia und das westliche Südafrika. Es geht dabei von Kapstadt bis in den Etosha Nationalpark. Namibia, auch das „Land der roten Stille“ genannt, ist eines der faszinierendsten und facettenreichsten Länder der Erde. Stationen auf Rüdigers Reise waren unter anderem das Namaqualand, das ihn in herrlicher Blütenpracht empfing, mehrere namibische Gebirgsstöcke, die Namib um Swakopmund mit einer tollen Reptilientour und einer Fahrt durch das Welwitschia-Gebiet sowie die Dünengebiete bei Sossusvlei und der Fish River Canyon. Neben den Großsäugern des Etosha-Nationalparks galt Rüdigers Hauptaugenmerk auf dieser atemberaubenden Reise natürlich den Reptilien – und auch ein paar Chamäleons gab es zu sehen. Ein Feuerwerk für Naturliebhaber!

Rüdiger Schlepper Namibia – In 22 Tagen durch den Südwesten Afrikas
DGHT Landesverband Hamburg
Vereinsgaststätte „Am Sportplatzring“
Sportplatzring 47
22527 Hamburg
Vortragsbeginn 20 Uhr

Foto: Blütenteppich im Namaqualand, fotografiert von Rüdiger Schlepper

Unser Tagungsprogramm für Mai 2023

Unser Tagungsprogramm für Mai 2023

AG Interna

Nachdem wir im Dezember letzten Jahres bereits eine Vorschau auf das Tagungsprogramm veröffentlichen konnten, gibt es jetzt das finale Tagungsprogramm. Unsere diesjährige Tagung findet vom 05. bis 07. Mai 2023 im beschaulichen Boppard am Rhein statt. Da erfahrungsgemäß die Wochenenden in Boppard schnell ausgebucht sind, empfehlen wir, sich bald um Hotel oder Pension zu kümmern. Unser Programm ist eine schöne Mischung aus Haltungsberichten, allgemeiner Terraristik und Reiseberichten geworden. Am Freitag ist traditionell die Anreise und ein gemütliches Abendessen in den lokalen Gaststätten geplant.

Der Samstag beginnt mit einem klassischen Haltungs- und Nachzuchtbericht. Jean-Dominique Dufraine hält seit einigen Jahren Rieppeleon brevicaudatus und Archais tigris. Er spricht über Erfahrungen in der Zucht, aber auch bei der alltäglichen Haltung der beiden Arten. Anschließend nimmt uns Thorsten Negro mit auf die Suche nach Parsons Chamäleons in ihrem natürlichen Lebensraum auf Madagaskar.

Am Nachmittag wird uns Oliver Witte einen spannenden Einblick in Recht, Gesetz und Terraristik geben – keine Angst, es wird nicht so trocken, wie es klingt, sondern sehr interessant für Chamäleonhalter. Als Highlight hat uns außerdem die Physikerin Sarina Wunderlich von www.lichtimterrarium.de zugesagt. LEDs finden zunehmend Zuspruch in der Terraristik, nicht zuletzt, weil sich mit ihnen viel Strom sparen lässt. Sarina zeigt uns die Vorteile und Risiken von LEDs auf und geht auf die neueste Entwicklung, UV-LEDs, ein. Nach diesen beiden Vorträgen haben wir reichlich Zeit für Diskussion und Fragen eingeplant, denn es gibt sicherlich viel Gesprächsstoff. Zum Abschluss des Samstages stellt uns Rayana Vuillemain die Association Caméléon Centre Conservation (Schweiz) vor – dies ist der einzige Vortrag auf Englisch.

Am Sonntag wird es noch einmal bunt: Lars Dwinger berichtet über eine Madagaskarreise ins südliche Hochland und den zentralen Osten der Insel. Zwischen Teppichchamäleons und Reisfeldern war er genauso unterwegs wie im Regenwald von Ranomafana, wo er auf eine Vielfalt kleiner und großer Chamäleons traf. Den Abschluss macht Markus Grimm, der uns eine Übersicht zu Chamaeleo chamaeleon in seinem natürlichen Lebensraum in Europa sowie der Haltung und Nachzucht im Terrarium gibt.

Wir freuen uns sehr auf ein schönes Treffen und viele Chamäleonfreunde!