Vortrag in Basel über das Europäische Chamäleon

Vortrag in Basel über das Europäische Chamäleon

Haltungsberichte Vorträge

Markus Grimm, langjähriges Mitglied der AG Chamäleons und seit vielen Jahren in der Schweiz mit der Durchführung von Sachkunde-Kursen für die Chamäleonhaltung betraut, zeigt am 01. November 2023 in Basel (Schweiz) einen ausführlichen Vortrag über das europäische Chamäleon.

Das Europäische Chamäleon (Chamaeleo chamaeleon) beschreibt gewissermaßen den Urtyp des Chamäleons als solches und hat dadurch Statuscharakter für die menschliche Vorstellung von Chamäleons. Die eher selten gehaltene Chamäleonart stellt einige Ansprüche an Haltung und Zucht, die Markus sowohl bei Reisen ins Habitat als auch bei der Haltung im Terrarium ergründen konnte. Nach einer kurzen Einführung, zu der auch die Systematik gehört, gibt Markus Einblicke in den Lebensraum dieses Chamäleons in der Natur. Außerdem erfahren die Zuhörer die wichtigsten Parameter für eine erfolgreiche Haltung und Zucht im Terrarium. Es wird also auf jeden Fall sehr spannend – wer sich für Chamäleons interessiert, sollte sich diesen Vortrag unbedingt anschauen!

Markus Grimm Das Europäische Chamäleon – Habitat, Haltung und Zucht
DGHT Stadtgruppe Basel
Restaurant Schiff
4102 Binningen (Schweiz)
Vortragsbeginn 20.00 Uhr

Foto: Markus Grimm

Erkenntnisse zu den Synonymen von Trioceros ituriensis

Erkenntnisse zu den Synonymen von Trioceros ituriensis

Verbreitung Wissenschaft

Für das kongolesische Ituri-Chamäleon (Trioceros ituriensis) existieren seit etlichen Jahrzehnten Synonyme. Bei zweien davon stellt eine aktuelle Veröffentlichung des Herpetologen Wolfgang Böhme in Frage, ob sie nicht doch eigene Arten sein könnten.

Der US-amerikanische Herpetologe Karl Patterson Schmidt beschrieb das Chamäleon 1919 als Chamaeleon ituriensis. Als Typuslokalität gab Schmidt damals Medje, Ituri-Wald, in der Demokratischen Republik Kongo an. Ihm fiel bereits die äußerliche Ähnlichkeit zu Chamaeleon johnstoni affinis auf, weshalb er genau das als Synonym von seinem Chamaeleon ituriensis angab. Dabei darf Chamaeleon johnstoni affinis nicht mit dem heutigen Trioceros affinis verwechselt werden, einer eigenen Art aus Äthiopien, die bereits 1845 beschrieben worden war. Im Laufe des 20. Jahrhundert wurde Chamaeleo johnstoni affinis in die Gattung Trioceros gestellt, mal für eine eigene Unterart gehalten, mal wieder nicht. Böhme hält fest, dass es sich bei Trioceros johnstoni affinis definitiv um ein Synonym von Trioceros ituriensis handelt. Unterschiede zwischen Trioceros johnstoni und Trioceros ituriensis sind die Körpergröße, der „umgedrehte“ Geschlechtsdimorphismus (bei T. ituriensis sind die Weibchen größer als die Männchen), eine weiße Linie entlang des Bauches, mehrere Reihen vergrößerter Schuppen entlang der Körperseite, konische Schuppen an den Seiten des Kehlsacks und das Fehlen von rostralen und präokularen Hörnern in männlichen T. ituriensis.

Unklar dagegen ist für den Autor der Artstatus von Chamaeleo laevigularis. Die Art wurde ursprünglich 1926 aus Südafrika beschrieben, dann als Synonym von Trioceros johnstoni betrachtet und 2010 von Tilbury als T. ituriensis identifiziert. Böhme überlegt wegen unterschiedlicher Beschuppung des Kehlsacks, ob bei der Erstbeschreibung entweder ein falscher Fundort vermerkt wurde oder es sich um eine eigene Art handelt, die aber ausgestorben oder verschollen sein könnte.

Böhme kommt außerdem zu dem Schluss, dass das 1994 von Neĉas beschriebene Trioceros tremperi möglicherweise ebenfalls eine bereits ausgestorbene Art oder verschollene Art darstellen könnte und der Fundort schlicht einer fehlerhaften Angabe entsprach. Trioceros tremperi wurde zuletzt von Tilbury 2010 und Spawls 2018 als Synonym für Trioceros ituriensis angegeben. In der Typuslokalität in Kenia waren die Chamäleons bisher  kein weiteres Mal gefunden worden.

Documenting synonymies in Trioceros ituriensis (Schmidt, 1929) with remarks on sexual dimorphism in chameleons (Squamata: Chamaeleonidae)
Wolfgang Böhme
Revue Suisse de Zoologie 130(2), 2023: pp. 521-264
Nachtrag: Korrektur von 2024
DOI: 10.35929/RSZ.0099

Foto: Trioceros ituriensis im Wald von Budongo, Uganda, fotografiert von Katja Rembold

Wirkung von humanem Choriongonadotropin bei Chamäleons

Wirkung von humanem Choriongonadotropin bei Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Nachdem dieses Jahr bereits eine Studie zur Spermagewinnung bei Chamäleons veröffentlicht wurde, folgen nun weitere Ergebnisse des größtenteils gleichen Autorenteams. Dabei geht es darum, weiter an den Grundlagen der assistierten Reproduktion, also medizinischer Nachhilfe bei der Fortpflanzung, bei Chamäleons zu forschen.

An der Louisiana State University wurden 24 Jemenchamäleons unter standardisierten Bedingungen über ein Jahr lang gehalten. Alle Tiere stammten von einem Händler, der sie der Population wild lebender Jemenchamäleons in Florida entnommen hatte. Alle wurden einzeln in ReptiBreeze gehalten, ausgestattet mit automatischer Beregnung und künstlichen Pflanzen. Die Temperaturen lagen tagsüber bei rund 28-29°C mit Spots zum Aufsuchen höherer Werte. 12 h UV-B-Bestrahlung am Tag wurde angeboten. Gefüttert wurde mit Heimchen und Zophobas. Vor Beginn der Studie wurden alle 24 Chamäleons klinisch untersucht und mehrere Parasitenbehandlungen durchgeführt. Erst nach einem Monat der Akklimatisierung begann dann die eigentliche Studie.

Im ersten Experiment wurde getestet, welche Dosis von humanem Choriogonadotropin (hCG) nötig ist, um die Hormonspiegel von Testosteron im Blut um 50% zu steigern. Elf Jemenchamäleons wurden zufällig je einer von drei Gruppen zugeteilt. Die drei Gruppen erhielten in unterschiedlicher Reihenfolge Spritzen mit 100, 200 oder 300 IE hCG im Abstand von je zwei Wochen unter die Haut. Blutentnahmen fanden vor der ersten Hormongabe sowie jeweils 30 Minuten, eine Stunde, zwei, vier, acht, 12 und 24 Stunden danach statt.

Im zweiten Experiment wurde getestet, inwiefern die Behandlung mit hCG Auswirkung auf die Samenproduktion hat. 13 Jemenchamäleons wurden zufällig einer Behandlungs- oder einer Kontrollgruppe zugeteilt. Einmal wöchentlich wurden die Tiere in der ersten Gruppe einen Monat lang mit 100 IE hCG behandelt, während die zweite Gruppe lediglich das gleiche Volumen isotonischer Kochsalzlösung gespritzt bekam. Nach einer vierwöchigen Pause wurden die Gruppen getauscht und das Experiment wiederholt. Blutentnahmen zur Messung des Testosteronspiegels wurden vor der Behandlung sowie an Tag 15 und 30 danach durchgeführt. Mittels Elektroejakulation in Narkose wurde am Tag vor der Behandlung sowie 30 Tage danach Sperma gesammelt.

Die Ergebnisse zeigten, dass der Testosteronspiegel bei männlichen Jemenchamäleons direkt nach der Gabe von hCG deutlich anstieg und für rund 24 h erhöht blieb. Dabei war jedoch egal, welche Dosis hCG zuvor gegeben worden war. Es konnte außerdem nachgewiesen werden, dass der Testosteronspiegel signifikant nach der Gabe von hCG anstieg im Vergleich zur Kontrollgruppe, die nur Kochsalzlösung bekam. Die Zahl der erfolgreichen Elektroejakulationen konnte unter hCG erhöht werden.

Effects of exogenous human chorionic gonadotropin administration on plasma testosterone and semen production in the Veiled Chameleon (Chamaeleo calyptratus)
Sean M. Perry, Sarah R. Camlic, Michael Lierz, Mark A. Mitchell
Journal of Herpetological Medicine and Surgery 33 (3), 2023, pp. 180-191
DOI: 10.5818/JHMS-D-22-00038

Das Mikrobiom von Zwergchamäleons

Das Mikrobiom von Zwergchamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Seit einigen Jahren schon ist der Begriff des Mikrobioms sehr populär. Man bezeichnet damit bei Mensch und Tier die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die ein Lebewesen besiedeln. Die meisten davon besiedeln den Magen-Darm-Trakt. Bei Chamäleons existiert zu diesem Thema bisher nur sehr begrenzte Literatur. Eine Masterarbeit aus Südafrika beschäftigt sich nun mit der bakteriellen Zusammensetzung des Mikrobioms bei südafrikanischen Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion.

Es wurden 60 Backenabstriche von wild lebenden Chamäleons in KwaZulu-Natal entnommen. Davon waren 20 Backenabstriche von Bradypodion melanocephalum, 20  von Bradypodion thamnobates und 20 von Bradypodion setaroi. Die gleichen 60 Tiere wurden nach der Beprobung in Stoffsäckchen zur Forschungsbasis transportiert, wo die Tiere 24 Stunden lang in 3,3 l-Boxen gehalten wurden, um Kotproben zu bekommen. Da nicht alle der ursprünglichen 60 Chamäleons Kot absetzten, wurde Kot von weiteren Chamäleons gesammelt.

Die Proben wurden allesamt genetisch untersucht. 40,43% der Proben enthielten Firmicutes, einen ähnlich großen Anteil der Proben enthielten mit 36,86% Proteobacteria. Mit etwas Abstand folgten dann Bacteroidota, die in knapp 16% der Proben nachgewiesen werden konnten. In deutlich geringerer Anzahl (bis 2%) kamen Verrucomicrobiota, Fusobacteriota, Actinobateriota, Spirochäten, Desulfobakteroa, Cyanobakterien, Thermoplamatota, Deferribacterota, Synergistota, Campylobacterota, Deinococcota, Halobacterota, Euryarchaeota, Elusimicrobiota und Myxococcota vor.

Das Mikrobiom bei Zwergchamäleons der Arten Bradypodion melanocephalum, Bradypodion thamnobates und Bradypodion setaroi ähnelt insgesamt dem anderer Reptilien. Es besteht vor allem aus Proteobakterien und Firmicutes, die womöglich zur Verdauung beitragen. Eine bestimmte Bakterienart deutet außerdem darauf hin, dass zur Nahrung der untersuchten Zwergchamäleons Käfer der Gattung Dendrophagus gehören könnten. Das Mikrobiom aller drei Zwergchamäleon-Arten ähnelte sich bei den Backenabstrichen stark – man spricht hier von einer Phylosymbiose –  während es im Kot Unterschiede in der Zusammensetzung zwischen den Arten gab. Dabei war es bei allen drei Zwergchamäleon-Arten so, dass im Kot deutlich mehr unterschiedliche Bakterien als in den Backenabstrichen gefunden wurden. Ein Vergleich zwischen Männchen und Weibchen erbrachte keine wesentlichen Unterschiede im Mikrobiom aller drei Chamäleonarten. Der Autor geht davon aus, dass die Bakterienarten von den unterschiedlichen Habitaten der jeweiligen Art abhängen. Unklar ist noch, inwiefern das Mikrobiom mit Bakterien zusammenhängt, die ein Chamäleon vielleicht mit Futterinsekten oder vom Boden seiner Umgebung aufnimmt. Eine ausführliche Auflistung der vorgefundenen Bakterienarten findet sich im Anhang der Publikation.

The Hitchhiker’s Guide to dwarf chameleons (Bradypodion): The composition and function of the microbiome
Matthew G. Adair
Master of Science Dissertation an der Universität von Johannesburg, 2023
DOI: nicht vorhanden

Trioceros jacksonii suchen neuen Halter

Trioceros jacksonii suchen neuen Halter

Abzugeben AG Interna Allgemeines

Ein Halter hat sich an uns als AG Chamäleons gewandt, da er neue Halter für seine drei Trioceros jacksonii jacksonii sucht. Abzugeben sind zwei Männchen und ein Weibchen (2.1). Eines der Männchen wurde 2020 bereits adult gekauft. Zusammen mit einem leider verstorbenen Weibchen hatte es dann Nachzuchten, von denen noch zwei beim Halter verblieben sind. Die beiden Nachzuchten sind ein Männchen und ein Weibchen, die im November 2020 geboren sind. Alle drei Chamäleons fressen sehr gut und sind tägliches Handling bisher nicht gewohnt. Bei Interesse an einer Übernahme der Tiere gerne einfach eine E-Mail an info@agchamaeleons.de schreiben.

Nachtrag 27.09.2023: Alle drei Tiere haben einen neuen Halter gefunden.

Offener Brief an die EU-Kommission bezüglich Lampenverbot

Offener Brief an die EU-Kommission bezüglich Lampenverbot

Allgemeines

Die Europäische Union plant, ab 2027 quecksilberhaltige Lampen und Glühbirnen ausnahmslos zu verbieten. Das betrifft in der Terraristik so gut wie alle genutzten Lampen, die auch in der Chamäleonhaltung eingesetzt werden, beispielsweise Leuchtstoffröhren und Metalldampflampen. Einige sind bereits verboten. Diese Lampen sind für die Haltung unverzichtbar, sogar lebensnotwendig. Bisher war in der EU-Gesetzgebung unter EU 1194/2012 stets eine Ausnahme für „spezielle Zwecke“ wie Tierhaltung gemacht worden. Diesmal ist jedoch keine Ausnahme vorgesehen! Ein solches Verbot würde unzählige Tierhaltungen unmöglich machen, bei Privathaltern genauso wie in Zoos und Artenschutz-Projekten. Deshalb haben eine ganze Reihe von Vereinen, darunter auch die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, der die AG Chamäleons angehört, gestern einen offenen Brief an die EU-Kommission geschickt.

Der offene Brief kann hier kostenlos heruntergeladen und gelesen werden. Bitte unterstützt das Anliegen und teilt den offenen Brief weitläufig weiter, damit auch andere Tierhalter auf die aktuelle Lage aufmerksam werden. Wir brauchen starke Verbände wie die DGHT, die unser Anliegen auf EU-Ebene vertreten! Schreibt gerne auch euren Europa-Abgeordneten, damit sie von diesem Thema überhaupt Wind bekommen.
Tagungsort 2024 steht fest

Tagungsort 2024 steht fest

AG Interna Allgemeines

Jetzt steht es fest: Wir treffen uns zur Tagung 2024 im wunderschönen Fulda in Hessen. Tagungsort ist der Stadtgasthof Drei Linden in der Neuenberger Str. 37 in 36041 Fulda. Die Zimmer wurden erst kürzlich renoviert, das Essen vor Ort ist gut und ein eigener Biergarten samt Spielplatz für Kinder steht ebenfalls zur Verfügung. WICHTIG: Zimmerbuchungen im Stadtgasthof Drei Linden sind erst ab Januar 2024 möglich! Vom Gasthof sind es zehn Minuten zu Fuß in die historische Innenstadt von Fulda. Wer also nicht direkt vor Ort übernachten möchte, findet in Fulda selbst alle Möglichkeiten. Fulda verfügt über einen ICE-Bahnhof und ist aus allen Richtungen Deutschland in wenigen Stunden zu erreichen. Weitere Informationen folgen, sobald das Tagungsprogramm feststeht.

Vortrag in Neu-Ulm über die Türkei

Vortrag in Neu-Ulm über die Türkei

Reiseberichte Vorträge

Am Samstag, 16. September 2023, halten Laura und Bobby Bok einen Vortrag über herpetologische Reisen in die Türkei. Die Herpetofauna Anatoliens ist erstaunlich vielfaltig – nicht zu Unrecht wird es auch „Kleinasien“ genannt. Hier treffen sich Reptilien aus dem Balkan, dem Kaukasus, Mittelasiens und den Wüsten Arabiens. Von Schildkröten bis zum kleinsten Gecko – aus Anatolien kann man viel erzählen!

Laura und Bobby Bok Türkiye vom Trabzon bis zum Taurus
DGHT Stadtgruppe Ulm
Il Mio Ristorante
Europastraße 15 (Am Mutenhölzle)
89231 Neu-Ulm
Vortragsbeginn 18.30 Uhr