Was lange währt, wird endlich gut: Soeben haben wir die aktuellen Hefte der CHAMAELEO 49 bekommen. Sie werden nun schnellstmöglich in die Post gehen und sind dann auf dem Weg zu allen AG-Mitgliedern. Die aktuellen Inhalte finden sich hier. Und wer noch nicht Mitglied der AG Chamäleons ist, möchte das vielleicht schnell noch werden! Wie gefällt euch die aktuelle Ausgabe? Gibt es Anmerkungen, Wünsche, Kritik? Zu dick, zu dünn, zu viel Englisch, zu wenig? ;) Wir freuen uns auf eure Rückmeldungen!
Einfluss von Landwirtschaft auf Chamäleons in Madagaskar
WissenschaftIn Madagaskars östlichem Hochland wird Ackerland für Reisfelder hauptsächlich durch Brandrodung von Primärwäldern oder Sekundärvegetation gewonnen. Die Reisfelder werden nur eine Saison verwendet, im anschließenden Jahr wird das Feld für Wurzelgemüse genutzt. Bereits nach einer Ernte liegt das Land dann bis zu fünf Jahre brach, bevor es erneut brandgerodet wird, um wieder Reis anzubauen. Schon fünf dieser Zyklen können fruchtbares Land in nicht mehr nutzbaren Boden wandeln. In den letzten Jahrzehnten sind brachliegende Flächen in immer kürzeren Abständen gerodet worden. Diese Praxis hat dafür gesorgt, dass invasive, nicht-einheimische Pflanzenarten sich ausbreiten konnten, während auf Primärwald angewiesene madagassische Pflanzen verschwanden. Madagassische Wissenschaftler haben nun erforscht, welchen Einfluss diese Form der Landwirtschaft auf Chamäleons an der Ostküste Madagaskars hat.
Als Studienobjekt wurde der Regenwaldkorridor von Ankeniheny-Zahamena im östlichen Hochland genutzt. Er verläuft an der Ostküste Madagaskars über eine Fläche von rund 5000 km², die teils nur durch sehr schmale Waldfragmente miteinander verbunden sind. Insgesamt während der Regenzeit 44 Orte wurden untersucht, die in fünf Habitattypen eingeteilt wurden: Zehn Orte mit geschlossenen Regenwäldern, acht mit Baumbrachen, elf mit Strauchbrachen, zehn Orte nach mindestens fünf Brandrodungszyklen und fünf Orte, an denen Wiederaufforstung betrieben wurde. Chamäleons wurden mehrheitlich nachts entlang vorgegebener Transekte (je drei bis vier parallele Linien von 50 m Länge) gesucht, bestimmt und vermessen.
Insgesamt konnten 15 Chamäleonarten der Gattungen Brookesia, Furcifer und Calumma gefunden werden, wobei je drei Arten nicht exakt bestimmt werden konnten (es handelt sich hier, soweit erkennbar, um Tiere aus dem Calumma nasutum/emelinae-Komplex). Die meisten Chamäleons bevorzugten geschlossenen Regenwald, wohingegen nach Brandrodung deutlich weniger Tiere und Arten zu finden waren. In Waldstücken mit Aufforstungsbemühungen war die Zahl der Chamäleons wieder deutlich höher. Beides unterstreicht sowohl den notwendigen Schutz noch vorhander Regenwälder als auch die Relevanz der Wiederaufforstung auf Madagaskar.
Sechs Arten (darunter Calumma cf. vencesi, Brookesia superciliaris, Brookesia therezieni, Calumma parsonii) zeigten sich deutlich sensibler gegenüber Landwirtschaft und können wahrscheinlich nur sehr eingeschränkt außerhalb von Primärwald überleben. Nur drei Arten kamen überhaupt noch auf intensiv landwirtschaftlich genutzter Fläche vor, davon war lediglich Furcifer lateralis am häufigsten dort zu finden.
Effects of shwidden agriculture on chameleon diversity and abundance in eastern tropical rainforest in Madagascar
Rodlis Raphali Andriantsimanarilafy, Joseph Christian Randrianantoandro, Josué Rakotoarioa, Alain Jean Victorien Rakotondrina, Ruth Kelly, Alison Cameron
Sustainability and biodiversity conservation 3(2): 99-118.
DOI: 10.5281/zenodo.13861065
Foto: Teppichchamäleon am Rande eines Reisfeldes in Madagaskar, fotografiert von Alex Negro
Online-Vortrag über Terrarienbeleuchtung
Vorträge WebinareDer zehnte digitale Stammtisch der DGHT greift ein besonders interessantes Thema für Terrarianer auf: Die Beleuchtung von Terrarien! Am Donnerstag, 31.10.2024, präsentiert die Physikerin Sarina Wunderlich geballtes Wissen über Licht und Lampen in der Terraristik. Sie testet regelmäßig Lampen, erklärt die Ergebnisse und wie man sie interpretiert – und was überhaupt bei einer Terrarienbeleuchtung wichtig ist. Ihre Website www.licht-im-terrarium.de dürfte inzwischen vielen ein Begriff sein. Im Anschluss an den Vortrag können Fragen gestellt und diskutiert werden. Die Teilnahme ist kostenlos und nur zu empfehlen!
Sarina Wunderlich Licht in der Terraristik
Digitaler Stammtisch der DGHT
Online-Vortrag, Anmeldung bitte über digitaler-stammtisch@dght.de
Vortragsbeginn: 20 Uhr
Vortrag in Dortmund über Chamäleons
Reiseberichte VorträgeWolfgang Schmidt, langjähriges Mitglied der AG Chamäleons, zeigt am 01. November 2024 einen ausführlichen Vortrag über Chamäleons in Bergkamen. Wolfgang hat bereits eine Vielzahl an Chamäleonarten zu Hause gehalten und erfolgreich vermehrt. Er ist außerdem seit Jahren mit seiner Frau gemeinsam immer wieder in den verschiedenen Lebensräumen von Chamäleons unterwegs, sei es in Südafrika, auf Sokotra oder in Saudi-Arabien. Es wird sicher einen spannenden und bilderreichen Vortrag geben, genau das Richtige für Chamäleonfreunde!
Wolfgang Schmidt Beobachtungen an Chamäleons in der Natur und im Terrarium
DGHT Stadtgruppe Dortmund
Restaurant Olympia
Im Alten Dorf 2
59192 Bergkamen
Treffen ab 17.30 Uhr
Vortragsbeginn 19.30 Uhr
Gemeinschaftliche Eiablage bei Furcifer minor
WissenschaftBei den Chamäleons gibt es bisher nur wenige Berichte von Weibchen, die an sehr nahe beieinandere liegenden Ablageplätzen Eier legen. Von Archaius tigris ist sogar eine Art gemeinschaftliche Eiablage bekannt. Eine solche Beobachtung gibt es nun auch aus Madagaskar, genauer dem Itremo-Massif im südlichen Hochland der Insel.
Dabei wurden im Januar diesen Jahres ein weibliches Furcifer minor im Wald von Antsirankambiaty bei der Eiablage beobachtet. Kurz nachdem das erste Weibchen seine Eiablage beendet hatte, schickte sich ein zweites Weibchen nur 30 cm entfernt an, ebenfalls Eier abzulegen (ein Video davon gibt es hier). Zwei Tage später legte ein drittes Furcifer minor Weibchen zwischen den beiden schon vorhandenen Nestern ihre Eier ab.
Alle drei Nester wurden in den Sand eines Flussufers etwa 2-3 Meter vom Wasser entfernt gegraben. Die Stelle war mit über 5 Sonnenstunden täglich ein eher sonniger Platz, daher also besser geeignet zur Eiablage als der Boden im angrenzenden Waldfragment. Es wäre allerdings auch möglich, dass die anhaltende Abholzung und damit der sich verringernde Lebensraum für Furcifer minor dazu führt, dass Weibchen sich außerhalb ihres eigentlichen Lebensraumes Eiablagestellen suchen. Unklar ist, ob es sich bei dem dritten Weibchen um eines der ersten beiden handelt, das zurückkehrte – eine Differenzierung war leider nicht möglich.
Communal egg-laying in the Lesser Chameleon, Furcifer minor (Günther, 1879), at Itremo Massif Amoron’i Mania Region, Madagascar
Devin Edmonds
Herpetology Notes 17, 2024: 579-581
DOI: nicht vorhanden
Foto: Eines der Furcifer minor bei der Eiablage, fotografiert von Devin Edmonds
Karyogramme fünf madagassischer Chamäleons beschrieben
WissenschaftDass das Geschlecht bei Chamäleons genetisch festgelegt wird, ist schon viele Jahre bekannt. Die Karyogramme vieler Arten, also die Chromsomeneigenschaften, sind jedoch noch nicht von allen Arten bekannt. Italienische Wissenschaftler haben sich nun mit den Karyogrammen fünf madagassischer Chamäleonarten beschäftigt.
Zur Untersuchung genutzt wurde bereits vorhandene, konservierte Chamäleons. Je ein Weibchen der Arten Furcifer balteatus, Furcifer petteri, Furcifer major und Furcifer minor wurden beprobt. Ein männliches und ein weibliches Brookesia superciliaris wurden ebenfalls für die Studie herangezogen. Alle Proben wurden einer DNA-Barcoding-Analyse unterzogen, als Marker genutzt wurde das mitochondriale Genfragment COI. Die extrahierte DNA wurde per PCR vervielfacht und dann sequenziert, um für jedes Tier ein Karyogramm zu erstellen.
Das Karyogramm von Brookesia superciliaris lautet 2 n = 34 für beide Geschlechter. Von den 34 Chromsomen sind sechs Makrochromosomenpaare, elf Mikrochromosomenpaare. Alle Makrochromosomen sind metazentrisch. Morphologisch unterscheiden sich die Chromosomen nicht voneinander, so dass bisher unklar bleibt, welche die Geschlechtschromosomen sein könnten.
Furcifer balteatus verfügt über ein sehr spezielles Karyogramm, was eigentlich besser zu denen der Gattungen Brookesia und Palleon als zur Gattung Furcifer passt. Das Karyogramm lautet 2n = 34, was die höchste Chromosomenzahl unter den Chamäleons darstellt. Von den 34 Chromosomen sind sechs Makrochromosomenpaare und elf Mikrochromosomenpaare. Die ersteren sind alle metazentrisch. Zwischen den Chromosomenpaare sind keine morphologischen Unterschiede zu erkennen, so dass das Geschlechtschromosom bisher nicht festgestellt werden konnte.
Das Karyogramm von Furcifer major ist 2n = 24. Neun der Chromosomenpaare sind Makrochromosomen-, drei Mikrochromosomenpaare. Sieben der Makrochromosomenpaare sind metazentrisch, nur die Paare zwei und drei sind submetazentrisch. Das elfte Chromosomenpaar, ein Mikrochromosomenpaar, codiert für das Geschlechtschromosom W.
Furcifer minor verfügt über ein Karyogramm von 2n = 22 Chromosomen. Davon sind je acht Paare Makro-, drei Mikrochromosomenpaare. Unter den Makrochromosomen sind die ersten fünf Paare metazentrisch, während die übrigen drei Paare akrozentrischsind. Ein Anteil des sechsten Chromosomenpaars war fast vollständig heterochromatisch und stellt vermutlich das Geschlechtschromosom W dar.
Das Karyogramm von Furcifer petteri ist ebenfalls 2n = 22. Acht Chromosomenpaare davon sind Makro-, drei Mikrochromosomen. Sieben Paare der Makrochromosomen sind metazentrisch, lediglich das fünfte Paar ist submetazentrisch. Das Geschlechtschromosom W ist Teil des siebten Makrochromosomenpaar.
Alle neu beschriebenen Karyogramme sind bei GenBank unter der Nummer PQ272538-4 hinterlegt. Die Gattung Furcifer zeigte sich auch in dieser Studie als die mit der höchsten Vielfalt in den Karyogrammen. Sie scheint auch die einzige Gattung unter allen Wirbeltieren zu sein, die alle Varianten der Diversifikation der Geschlechtschromosomen aufweist.
New insights on Chromosome Diversification in Malagasy Chameleons
Marcello Mezzasalma, Gaetano Odierna, Rachele Macirella, Elvira Brunelli
Animals 2024, 14: 2818
DOI: 10.3390/ani14192818
Grafik: Karyogramme von Brookesia superciliaris und Furcifer balteatus aus der genannten Studie
Neuer Fundort von Kinyongia magomberae
Verbreitung WissenschaftWissenschaftler aus Tansania und England führten kürzlich eine Übersichsstudie zur Herpetofauna im Wald von Kimboza durch. Kimboza liegt im Osten Tansanias am Rande der Eastern Arc Mountains, einer 600 km langen Gebirgskette. Im Westen Kimbozas befinden sich die Uluguru-Berge, im Osten das Ruvu Reservat. Kimboza ist eines der kleinsten Reservate Tansanias mit einer Fläche von nur 4 km². Es reicht über Höhen von 170 bis 480 m.
Zum Nachweis von Reptilien und Amphibien wurden in zwei Nächten im Dezember und Januar sowie elf Monate am Stück zwischen Dezember und Juni zeitlich begrenzt manuell gesucht. Außerdem wurden entlang zweier Linien Eimerfallen in den Boden gesetzt, insgesamt zwischen 11 und 20 Eimer in je 5 m Entfernung zueinander. Die gefundenen Tiere wurden morphologich an Hand vorhandener Field Guides identifiziert. Von 12 Funden wurden Proben entnommen, um die Artidentifikation genetisch abzusichern.
Insgesamt konnten 42 verschiedene Reptilienarten sowie 29 Amphibienarten in Kimboza nachgewiesen werden. Unter den bekannten Chamäleons des Waldes waren wie erwartet Trioceros melleri, Rieppeleon brevicaudatus und Chamaeleo dilepis. Die Studie brachte aber auch Erstaunliches zu Tage: Kinyongia magomberae, eigentlich bekannt aus dem Wald von Magombera und aus dem Tiefland des Udzungwa Mountains Nationalpark, wurde dort gefunden. Das entspricht einer Erweiterung des Verbreitungsgebietes dieser Art von 128 km. In einer Studie von 1994 wird bereits einmal Kinyongia oxyrhina in Kimboza erwähnt. Bereits dabei könnte es sich um eine Verwechslung und eigentlich ein Kinyongia magomberae gehandelt haben. Die Art war früher möglicherweise viel weiter verbreitet als heute. Da die Tieflandregenwälder Tansanias jedoch seit vielen Jahrzehnten extensiv abgeholzt werden, hat sich der Lebensraum der Chamäleons stark verkleinert – und könnte zur Verbreitung einer Art in heute gar nicht mehr zusammenhängenden Waldgebieten geführt haben.
Kimboza, a small lowland forest with an outstanding herpetofauna diversity in east Africa
John V. Lyakurwa, Simon P. Loader, Wilirk Ngalason, Rikki Gumbs, Caleb Ofori-Boateng, H. Christoph Liedtke
Nature Notes 14(10), 2024
DOI: 10.1002/ece3.70406
Foto: Kinyongia magomberae, fotografiert von Andrew R Marshall im Wald von Mwanihana, Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Tagung 2025
AG Interna AllgemeinesFür 2025 steht wieder eine „traditionelle“ Tagung in Boppard am Rhein auf dem Programm. Als Datum haben wir den 16. bis 18. Mai vorgesehen, bitte haltet euch dieses Wochenende schon einmal frei. Wir arbeiten derzeit intensiv an einem spannenden Programm aus Reiseberichten, Terraristik und wissenschaftlichen Beiträgen.
Jemenchamäleons suchen neue Halter
AbzugebenGestern sind in der Auffangstation für Reptilien in München zwei Jemenchamäleons angekommen. Beide Tiere stammen aus einer Beschlagnahmung und werden nicht an die ursprünglichen Halter zurückgehen, so dass sie voraussichtlich schon in Kürze zur Vermittlung freigegeben werden können. Es handelt sich um zwei adulte Weibchen, die bisher einen gesunden Eindruck machen. Die Ergebnisse des Blut-Check-Ups sowie die Quarantäne der Auffangstation stehen aber noch aus. Wer sich jedoch schon für die beiden bzw. eines der Weibchen interessiert, kann sich gerne bereits jetzt an die Auffangstation wenden. Ein Fragebogen für Interessenten findet sich auf der Website.
Foto: Eines der weiblichen Jemenchamäleons, fotografiert in der Auffangstation für Reptilien, München
Vortrag in Frankfurt über Madagaskar
VorträgeAm Dienstag, den 01. Oktober 2024, zeigt Rainer Dolch einen spannenden Vortrag im Frankfurter Zoo. Rainer Dolch arbeitet seit Jahren für die Association Mitsinjo im östlichen Hochland Madagaskars, er berichtet also aus erster Hand.
Als ein Überbleibsel des Urkontinents Gondwana liegt Madagaskar seit mehr als hundert Millionen Jahren isoliert im Indischen Ozean. Durch die lange Zeit der Isolation ist die Evolution hier eigene Wege gegangen und hat eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt hervorgebracht.
Hierzu gehören unter anderem die Lemuren, die mehr als hundert Arten umfassen, endemische Raubtiere wie die Mungo-ähnlichen Vontsiras und die Puma-ähnlichen Fossas, sowie die an Igel und Spitzmäuse erinnernden Vertreter der Tanreks – einer Säugetiergruppe, die in der Verwandtschaft der Elefanten und Erdferkel steht. Die ausgestorbene Megafauna Madagaskars umfasste zudem mehrere Arten von Flusspferden und Riesenlemuren sowie den Riesenlaufvogel Aepyornis. Auch die heute noch existierende Tierwelt der Insel ist durch den Einfluss des Menschen massiv vom Aussterben bedroht. In seinem Vortrag zeigt Rainer Dolch Ansätze zum dringend nötigen Schutz dieser einzigartigen Lebewelt auf.
Rainer Dolch Von Aye-Aye bis Fossa – Ein Labor der Evolution: Kann Madagaskars einzigartige Lebewelt noch gerettet werden?
Grzimekhaus
Zoo Frankfurt (Eingang Rhönstraße)
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt am Main
Vortragsbeginn 18.00 Uhr









