Nutzen Zwergchamäleons unterschiedlichen Körperbaus unterschiedliche Äste?

Nutzen Zwergchamäleons unterschiedlichen Körperbaus unterschiedliche Äste?

Wissenschaft

Südafrikanische Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt, ob sich der Körperbau eines Zwergchamäleons auf die von ihm bevorzugt genutzten Äste auswirkt. In Südafrika sind drei verschiedene sogenannte Ektomorphe, also Körperbautypen, bei Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion bekannt: Einmal den Waldtyp. Dieser Typ kommt in geschlossenen Wäldern vor, ist groß mit langem Schwanz, aber dabei relativ zierlich. Typisch für den Waldtyp sind leuchtende Farben und auffällige Kehlsack- und Helmbeschuppung. Der zweite Typ ist der des „kleinen braunen Chamäleons“, das in offenen Lebensräumen wie Heide, Grassavanne oder Fynbos vorkommt. Wie der Name es schon vermuten lässt, ist dieser Chamäleontyp klein, unauffällig braun oder grünlich gefärbt und zeigt eine stark reduzierte Kehl- und Helmbeschuppung. Der dritte Ektomorph ist der Buschlandtyp: Chamäleons in Buschland oder Dickicht, die groß, aber insgesamt eher plump und kurzschwänzig sind, eher unauffällig gefärbt, dabei aber eine auffällige Kehlsack- und Helmbeschuppung aufweisen.

Die Wissenschaftler maßen die Durchmesserung und Winkelung der von verschiedenen Bradypodion-Arten genutzten Ästen. Folgende Arten waren unter den Probanden: B. barabtulum, B. baviaanense, B. caffrum, B. damaranum, B. ketanicum, B. melanocephalum, B. occidentale, B. pumilum, B. setaroi, B. taeniabronchum, B. thamnobates, B. transvaalense und B. ventrale, zusätzlich die drei candidate species „emerald“, „groendal“ und „karkloof“. Chamäleons aus 38 verschiedenen Populationen in ganz Südafrika wurden jeweils nachts vermessen und in eine der drei genannten Körperbau-Typen sortiert. Zusätzlich wurde entlang je 100 m langer, zufällig ausgewählter Transekte alle 10 m Ast-Durchmesser und -winkel im Umkreis von je einem Meter vermessen.

Anschließend wurden die Daten statistisch ausgewertet. Im Zeitraum von 2007 bis 2024 konnten insgesamt 1755 adulte Bradypodion und deren Äste vermessen werden. Im Wald stand den Chamäleons eine wesentlich höhere Vielfalt and Durchmesser und Winkelung geeigneter Äste zur Verfügung als in den beiden anderen Habitaten. Die Chamäleons zeigten im Wald keine Bevorzugung bestimmter Äste, sondern „nutzten was da war“. Der Lebensraum der „kleinen braunen Chamäleons“ dagegen wies deutlich mehr vertikale, dünnere Äste als der Wald auf, die aber eine ähnliche Winkelung hatten. Die Dichte an Zweigen war in diesem Habitat am höchsten. Die „kleinen braunen Chamäleons“ wählten jedoch signifikant weniger häufig vertikale und meist auch dickere Äste als in ihrem Lebensraum vorhanden gewesen wäre. Im Buschland fanden die Wissenschaftler mehr vertikale und dünnere Äste als im Wald, und in der Zahl unterschieden sich die Äste nicht vom offenen Lebensraum wie Fynbos, aber durch einen anderen Astdurchmesser. Der Buschland-Körpertyp war größer als in den beiden anderen Lebensräumen. Auffällig war bei den Buschland-Chamäleons, dass Weibchen lieber dickere Äste nutzten und auch lieber weniger vertikale Äste als vorhanden waren.

Die Studie zeigt, dass tatsächlich unterschiedliche Ektomorphe von Zwergchamäleons in Südafrika auch unterschiedliche Lebensraumstrukturen besetzen.

Comparing perch availability and perch use between African dwarf chameleon (Bradypodion) ectomorphs
Jody M. Barends, Melissa A. Petford, Krystal A. Tolley
Current Zoology 71(5), 2025: 633-644
DOI: 10.1093/cz/zoae076
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Grafik: Die drei unterschiedlichen Körperbau-Typen, aus der oben genannten Publikation

Bradypodion pumilum: Doch ein Lauerjäger

Bradypodion pumilum: Doch ein Lauerjäger

Beobachtungen Wissenschaft

Klassisch wurde lange nur zwischen zwei Varianten der Nahrungssuche unterschieden: Verfolgungsjäger (active forage) und Lauerjäger (sit and wait oder ambush foragers). Vor vielen Jahren stuften zwei Veröffentlichungen Chamäleons dann als „cruise forager“, also sich langsam durch das Gebüsch bewegende Jäger, ein. Eine Studie aus Südafrika beschäftigt sich nun damit, ob das stimmt und ob nicht weitere Faktoren zur Bewegung beitragen. Denn um den Modus der Nahrungssuche bewerten zu können, müsste man eigentlich auch Bewegung zur Regulation der Körpertemperatur, dem Ausweichen vor Fressfeinden oder Kontrahenten, der Suche nach Weibchen oder für Mate Guarding „herausrechnen“.

Dazu wurden 38 markierte (12 davon besenderte) Bradypodion pumilum über 10 Tage im April und 10 Tage im Februar begleitet. Die Chamäleons leben im Brümmer Park in Stellenbosch in der Provinz Westkap. Sie teilten sich auf in 17 männliche, 19 weibliche und 2 unbestimmte Bradypodion pumilum. Die Tiere wurden jeden Abend und jeden Morgen an den genannten Tagen mittels Telemetrie und bloßem Auge lokalisiert. Jedes Chamäleon wurde für 60 bis 180 Minuten am Stück beobachtet, wobei je zwei bis vier Beobachter sich dabei mit einem Fernglas zwischen 5 und 10 m vom zu beobachtenden Chamäleon weg befanden. Die Forscher zeichneten Bewegungen und stillsitzendes Verhalten auf und ordneten den Bewegungen jeweils die dazugehörige Motivation zu, nahmen Futteraufnahme und Schusszahlen auf.

Insgesamt kamen 171 Stunden Beobachtungszeit zusammen. Die überwiegende Zeit des Tages (über 75%) verbrachten die Bradypodion pumilum im Brümmer Park unbeweglich auf ihrem Ast. Am Morgen saßen sie sogar zu über 80% herum, wobei fast die Hälfte dieser Zeit gesonnt wurde, vermutlich um sich aufzuwärmen, und die andere Hälfte in schattiger Vegetation verbracht wurde. 26 Bradypodion pumilum fraßen im Beobachtungszeitraum insgesamt 110 Mal. Dabei fraßen sie signifikant häufiger (über 80%), wenn sie sich gerade nicht bewegten. Ein starker Faktor für Bewegung war die Interaktion mit Artgenossen – während den Beobachtungen wurde ein Männchen sogar von einem Weibchen so vertrieben, das es vom Baum fiel.

Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass es sich bei Bradypodion pumilum wohl doch eher um einen Lauerjäger handelt.

 A multi-index approach to assessing foraging mode: a case study using chameleons
Wade K. Stanton-Jones, Krystal A. Tolley, Jody M. Barends, Graham J. Alexander
Current Zoology, 2025, zoaf065
DOI: 10.1093/cz/zoaf065
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Foto: Besendertes Bradypodion pumilum aus der genannten Studie

Vergleiche zwischen Zwergchamäleons in Südafrika

Vergleiche zwischen Zwergchamäleons in Südafrika

Wissenschaft

Südafrikanische Wissenschaftler haben sich kürzlich damit beschäftigt, ob drei sehr nah verwandte Bradypodion Linien in der Provinz Ostkap, Südafrika, auf Grund ihrer unterschiedlichen Lebensräume unterschiedlich entwickelt haben oder andere Ursachen dafür verantwortlich sind.

Die Wissenschaftler beschäftigen sich mit den beiden Arten Bradypodion ventrale aus der Nama-Karoo und Bradypodion taeniabronchium aus den Elandsberg und Tsitsikamma Mountains und dem Fynbos von Thyspunt und Honeyville sowie einer bisher nicht als eigenen Art beschriebenen Population von Zwergchamäleons aus dem Fynbos der Groot Winterhoek Mountains. Letztere werden, da sie unter anderem im Groendal Nature Reserve vorkommen, häufig als Bradypodion sp. „groendal“ bezeichnet.

Nachts wurden mittels Taschenlampe und bloßen Augen Chamäleons gesucht. Adulte Chamäleons mit einer Körperlänge (SVL) von über 36 mm wurden über Nacht mitgenommen, um am nächsten Tag wieder an der Fundstelle ausgesetzt zu werden. Alle Tiere wurden genau vermessen. Gewebeproben von der Schwanzspitze wurden entnommen. Zusätzlich wurde die Astdicke und -höhe der Äste gemessen, auf denen die Chamäleons gefunden wurden. Weitere Astdicken wurden entlang je drei 100 m langer Transekte in jeder Population aufgezeichnet. Die erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet, die Gewebeproben genetisch untersucht.

Insgesamt konnten 232 Chamäleon für die Studie beprobt werden. Bradypodion taeniabronchium zeigte deutlich kleinere Kopfmerkmale als die beiden anderen Arten, dafür aber größere Hände und Füße. Bradypodion ventrale war insgesamt größer als die anderen, hatte aber längere Extremitäten. Bradypodion taeniabronchium nutzte die breitesten Äste (durchschnittlich 2,83 mm im Durchmesser), aber auch die niedrigsten (durchschnittlich 82 cm über dem Boden). Bradypodion ventrale dagegen nutze die dünnsten Äste (durchschnittlich 1,52 mm im Durchmesser), dafür aber die höchsten (durchschnittlich knapp 93 cm über dem Boden).

Die Forscher stellten fest, dass es bei allen drei Populationen von Zwergchamäleons eine erhöhte äußere Ähnlichkeit (Konvergenz) gab, wenn sie in gleichen Lebensräumen vorkamen und sich Chamäleons weniger ähnlich sahen (Divergenz), wenn sie in unterschiedlichen Lebensräumen vorkamen. Die Zwergchamäleons nutzten dabei nach Populationen getrennt bestimmte Astdicken bevorzugt, obwohl in ihrem Lebensraum auch andere Äste vorhanden gewesen wären. Die Autoren weisen zuletzt auch darauf hin, dass alle bisher vorhandenen Indizien dafür sprechen, dass die noch nicht beschriebenen Zwergchamäleons des Groendal Nature Reserves eine eigene Art darstellen.

Ecological factors promote convergent evolution and ecological speciation in dwarf chameleons (Bradypodion)
Krystal A. Tolley, Devon C. Main, Keith M. Dube, Bettine Jansen van Vuuren, Jessica M. da Silva
Zoosystematics and Evolution 101(3) 2025: 1227-1247
DOI: 10.3897/zse.101.151926

Foto: Bradypodion ventrale, aus der genannten Publikation

Nutzen von UV-Fluoreszenz bei Zwergchamäleons

Nutzen von UV-Fluoreszenz bei Zwergchamäleons

Wissenschaft

Chamäleons verfügen vor allem am Kopf über fensterartige, durchscheinende Schuppen über bestimmten Knochenfortsätzen. Bescheint man den Knochen an diesen Stellen mit UV-Licht, leuchten die Bereiche auf. Man geht bisher davon aus, dass diese UV-Fluoreszenz bzw. die fluoreszierenden Tuberkel zur innerartlichen Kommunikation verwendet werden. Südafrikanische Wissenschaftler haben dies nun an Zwergchamäleons weiter untersucht.

Fünf Bradypodion-Arten in verschiedenen Lebensräumen (Fynbos, Wald, Buschland) wurden dafür untersucht.

Wenn die fluoreszierenden Tuberkel der Kommunikation zwischen Männchen und Weibchen bei der Fortpflanzung dienen, müsste man annehmen, dass sich ihre Anzahl zwischen Männchen und Weibchen stark unterscheidet. Chamäleons, die in einem dichten Wald leben, müssten außerdem mehr davon aufweisen als Tiere in offenem und damit für Fressfeinde einfach einzusehendem Gelände.

Das Ergebnis der Studie ist ganz erstaunlich: Das jeweils größere Geschlecht der verschiedenen Zwergchamäleon-Arten wies die höhere Anzahl an fluoreszierenden Tuberkeln auf. Bradypodion gleicher Größe hatten dagegen immer in etwa die gleiche Zahl an fluoreszierenden Tuberkeln am Kopf. Die verschiedenen Lebensräume schienen keinen Einfluss auf die Zahl der fluoreszierenden Tuberkel zu haben. Auch zwischen sehr von Menschen beeinflussten Lebensräumen wie Gärten und naturnahen, unberührten Landschaften bestand kein Unterschied.

Die Autoren schließen daraus, dass die fluoreszierenden Knochentuberkel bei südafrikanischen Zwergchamäleons wohl eher nicht zur Kommunikation genutzt werden. Es bleibt nun spannend, ob dies auch bei anderen Chamäleonarten der Fall ist.

Body size, not habitat or sex, best explains the extent of ultraviolet fluorescence in African dwarf chameleons (Bradypodion)
Jody M. Barends, Wade K. Stanton-Jones, Graham J. Alexander, Krystal A. Tolley
Journal of Zoology
DOI: 10.1111/jzo.70032

Foto: stammt aus der oben genannten Publikation

Das Mikrobiom im Darm südafrikanischer Zwergchamäleons

Das Mikrobiom im Darm südafrikanischer Zwergchamäleons

Wissenschaft

Schon seit einigen Jahren ist der Begriff Mikrobiom in aller Munde. Darunter versteht man im Darm die Gesamtheit aller Mikroorganismen, vor allem Bakterien, die die Schleimhaut des Darms besiedeln. Nun hat sich eine Forschergruppe in Südafrika erstmals mit dem Darm-Mikrobiom bei Chamäleons und mit der Veränderung desselben in unterschiedlichen Lebensräumen beschäftigt.

Drei Arten Zwergchamäleons wurden nachts in der Provinz KwaZulu Natal mit Hilfe von Taschenlampen gesucht: Bradypodion melanocephalum, Bradypodion thamnobates und Bradypodion setaroi. Alle Tiere wurden 24 h in Behältern untergebracht und dann wieder an der Fundstelle freigelassen. Pro Art wurden je 10 Backenabstriche und 10 Kotproben jeweils in einem natürlichen und einem städtischen Lebensraum gesammelt, so dass insgesamt 120 Proben zusammenkamen. Im Labor wurde aus den Proben DNA extrahiert, per PCR vervielfältigt und anschließend sequenziert. Phylogenetische Bäume wurden erstellt und statistische Vergleiche zwischen den Proben vorgenommen.

Die Proben wurden zusätzlich auf Zoonose-Erreger wie Salmonellen untersucht. Im humanpathogenen Bereich konnten aber lediglich Campylobacter, Escherichia und Serratia im Kot nachgewiesen werden. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass das Zoonosepotenzial des Mikrobioms von Zwergchamäleons sehr gering ist.

Insgesamt konnten im Mikrobiom der Zwergchamäleons knapp 350 verschiedene Bakterienarten nachgewiesen werden, was anderen Reptilien wie Anolis und Schildkröten entspricht. Proteobakterien, Firmicutes und Bacteroidota waren in allen Proben am häufigsten vorhanden. Insgesamt war das Mikrobiom sich sowohl bei Backenabstrich als auch Kotproben sehr ähnlich mit nur wenigen Ausnahmen und nur artabhängig etwas unterschiedlich. Die Unterschiede im Mikrobiom zwischen natürlichen und städtischen Lebensräumen waren sehr viel geringer als gedacht. Das Mikrobiom des Backenabstrichs in städtischer Umgebung lebender Bradypodion melanocephalum wies mehr Caulobacteraceae und weniger Enterococcaceae auf als das in natürlichen Habitaten, und im Kot städtischer Tiere waren häufiger Desulfovibrionaceae. Das Mikrobiom von Bradypodion thamnobates wies in den Kotproben städtisch vorkommender Chamäleons mehr Ruminococcaceae und Akkermanisaceae auf. Auffällig ist bei den Zwergchamäleons der Unterschied zwischen den Mikrobiota im Mund und Enddarm, der so bei anderen Wirbeltieren bisher nicht festgestellt werden konnte. Es ist noch offen, ob Chamäleons im Tierreich ein besonderes Mikrobiom haben, das diese Unterschiede begründen könnten.

Anthropogenic reverberations on the gut microbiome of dwarf chameleons (Bradypodion)
Matthew G. Adair, Krystal A. Tolley, Bettine Jansen van Vuuren, Jessica Marie da Silva
PeerJ 13, 2025
DOI: 10.7717/peerj.18811

Foto: Bradypodion melanocephalum, fotografiert von Marius Burger

Nutzung von Lappenchamäleons auf städtischen Heiler-Märkten in Südafrika

Nutzung von Lappenchamäleons auf städtischen Heiler-Märkten in Südafrika

Wissenschaft

Wissenschaftler der African Amphibian Conservation Research Group haben die existente Literatur zum Thema ausgewertet. Fortunate M. Phaka besuchte außerdem sechs städtische Märkte in Durban, Johannesburg, Petermaritzburg, Polokwane und Pretoria. Auf den Märkten suchte er nach für medizinische Zwecke verkaufte Amphibien und Reptilien und deren Benennung durch die Verkäufer. 11 traditionelle Gesundheitspraktiker in Limpopo, Gauteng und KwaZulu-Natal konnte er ausführlich befragen, von neun davon durfte er Proben der verkauften Amphibien und Reptilien zur Artidentifikation mitnehmen.

Insgesamt konnten 33 Arten Reptilien und eine Amphibienart in der Nutzung für traditionelle Medizin identifiziert werden. Bei den Marktbesuchen wurden neun davon vor Ort gefunden und identifiziert. Die befragten traditionellen Heiler gaben an, die genutzten Tierteile entweder selbst gejagt, Jägern abgekauft oder aus überfahrenen Tieren entnommen zu haben. Fett und innere Organe werden entfernt, die Karkassen mit Asche oder Salz eingerieben und in der Sonne getrocknet. Gewöhnlich werden keine vollständigen Karkassen von den Kunden der Heiler gekauft, sondern nur kleine Teile der angebotenen Reptilien. Von den 111 entnommenen Tierproben konnte bei 90 noch genügend DNA zur Identifikation der Art gewonnen werden. 23% der getesteten Proben waren falsch benannt worden.

Chamaeleo dilepis war unter den genutzten Reptilienarten. Es konnte zwar kein vollständiges Chamäleon auf den besuchten Märkten gefunden werden. Auf dem Warwick Muthi Market in KwaZulu-Natal wurden aber mehrere Reptilienteile beprobt, die laut DNA-Vergleich von Lappenchamäleons stammten. Chamäleons generell wurden von den Heilern nicht auf Artebene bestimmt. Das IsiZulu Wort unwabu steht für jedes Chamäleon.

Barcoding and traditional health practitioner perspectives are informative to monitor and conserve frogs and reptiles traded for traditional medicine in urban South Africa
Fortunate M. Phaka, Edward C. Netherlands, Maarten Van Steenberge, Erik Verheyen, Gontran Sonet, Jean Hugé, Louis H. du Preez, Maarten P.M. Vanhove

Molecular Ecology Resources Vol 25(2), 2025
DOI: 10.1111/1755-0998.13873

Zwergchamäleons in Südafrika in städtischer Umgebung größer als in der Natur

Zwergchamäleons in Südafrika in städtischer Umgebung größer als in der Natur

Wissenschaft

Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion aus Südafrika sind seit Längerem dafür bekannt, sich sehr gut auch an städtische Lebensräume anzupassen. Zwei Wissenschaftler Aus Kapstadt und Johannesburg haben nun untersucht, wie sich verschiedene Populationen in Körpergröße, -gewicht und Body Condition Score voneinander innerhalb städtischer und natürlicher Umgebungen unterscheiden.

Untersucht wurden innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren insgesamt 1107 Individuen von fünf verschiedenen Zwergchamäleon-Arten. Dazu wurden Bradypodion damaranum in George (Westkap), Bradypodion melanocephalum in Durban (KwaZulu-Natal), Bradypodion setaroi in St. Lucia (KwaZulu-Natal), Bradypodion thamnobates in Howick (KwaZulu-Natal) und Bradypodion ventrale in Jeffrey’s Bay (Ostkap) and jeweils drei bis acht Standorten nachts gesucht. Als “natürlicher Standort” wurden Waldfragmente, Grassavannen oder Küstenbuschland in weniger als 15 km Entfernung vom Zentrum der nächsten Stadt eingestuft. Als „städtisch“ wurde alle Standorte eingestuft, die innerhalb einer Stadt lagen und aus sowohl eingeschleppter als auch einheimischer, von Menschenhand regelmäßig zurückgeschnittener Flora bestanden (Gärten, öffentliche Parks und Grünflächen, Straßenränder). Die gefundenen Zwergchamäleons wurden vermessen, gewogen, geschlechtsbestimmt und mit einem Filzstift markiert, um doppelte Messungen an gleichen Tieren zu vermeiden. Offensichtich trächtige Weibchen wurden nicht vermessen.

Bei der statistischen Auswertung und Vergleichen fiel auf, dass die Chamäleons an natürlichen Standorten im Durchschnitt stets kleiner und leichter waren als die Populationen der gleichen Arten an städtischen Standorten. Signifikant größer und schwerer in der Stadt waren bei Bradypodion damaranum beide Geschlechter, bei Bradypodion melanocephalum, ventrale und setaroi die Männchen und bei Bradypodion thamnobates die Weibchen. Der Body Condition Score war in Stadtgebieten bei beiden Geschlechtern von Bradypodion damaranum und setaroi sowie Männchen von Bradypodion melanocephalum höher als bei den Chamäleons an Naturstandorten. Bei Bradypodion ventrale und thamnobates zeigten sich keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen im Body Condition Score.

Forschung, wie es genau zu diesen spannenden Unterschieden kommt, steht noch aus.

Big cities, big bodies: urbanisation correlates with large body sizes and enhanced body condition in African dwarf chameleons (Genus: Bradypodion)
Jody M. Barends, Krystal A. Tolley
African Zoology 2024, 59(3)
DOI: 10.1080/15627020.2024.2402256

Foto: Bradypodion melanocephalum, fotografiert von suncana, Lizenz Creative Commons Attribution 4.0 International

 

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Wissenschaft

Chamäleons sind bekannt wegen ihrer Fähigkeit zum Farbwechsel. Was genau verschiedene Farbmuster in verschiedenen Populationen beeinflusst, haben jetzt internationale Wissenschaftler untersucht. Sie wollen wissen, inwiefern der Lebensraum selbst, die Entfernung zu anderen Populationen oder soziale Interaktionen den Farbwechsel beeinflussten.

Als Probanden wurden zum einen Europäische Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon) in La Herradura und Sanlúcar in Spanien gefangen. Die beiden Regionen liegen rund 230 km voneinander entfernt. Weitere Chamaeleo chameleon wurden in der nördwestlichen Negev und an der Carmel Küste in Israel entnommen (rund 180 km voneinander getrennt). Zum anderen wurden Lappenchamäleons (Chamaeleo dilepis) in Simbithi, Zulu Falls und Maduma Boma in Südafrika gefangen. Die drei Orte liegen zwischen 100 und 550 km voneinander entfernt.

Jedes Chamäleon wurde zwei Experimenten unterzogen. Im ersten ließen die Wissenschaftler das Chamäleon zwei Meter auf einem horizontalen Stock, der in der Sonne rund einen Meter über dem Boden aufgestellt wurde, laufen. Im zweiten Experiment wurde auf den gleichen Stock 50 cm entfernt vom ersten Chamäleon ein zweites der gleichen Art gesetzt. Die Farbmuster, die das Tier während der Experimente zeigte, sowie das Verhalten wurden 20 Minuten lang aufgezeichnet. Anschließend wurden die Daten mittels Computerprogrammen ausgewertet. Blut wurde allen Chamäleons aus einer abgeschnittenen Kralle entnommen und genetisch untersucht. Die Lebensräume und Bodengegebenheiten wurden auf verschiedene Weisen zusätzlich untersucht und statistisch ausgewertet. Die eingefangenen Tiere wurden maximal 12 h in belüfteten Plastikkäfigen gehalten und nach den Untersuchungen wieder freigelassen. Wie viele Chamäleons insgesamt gefangen und freigelassen wurden, wird leider in der Studie nicht erwähnt.

Wie erwartet stellte sich heraus, dass die einzelnen Populationen sich sowohl beim Europäischen als auch beim Lappenchamäleon genetisch voneinander unterschieden. Dabei wiesen die Populationen von Chamaeleo dilepis signifikant unterschiedliche Haplotypen auf.

Beim Lappenchamäleon waren die Weibchen an zwei Orten deutlich größer als die Männchen, lediglich in Simbithi nicht. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Farbmuster der drei untersuchten Populationen klar voneinander unterscheiden ließen. Sie schlossen aus den Ergebnissen, dass die Farbmuster bei Chamaeleo dilepis vor allem von genetischer Isolation abhängig sind. Das Habitat selbst und die Größe der Chamäleons hatten keinen Einfluss auf die Farbmuster.

Beim Europäischen Chamäleon sah das jedoch anders aus: Die Körpergröße und die genetische Distanz zu anderen Populationen sagten die Farbmuster bei Männchen sehr gut voraus. Dafür waren die Farbmuster unabhängig vom Ort, an dem die Tiere gefunden worden waren. Boden- oder Vegetationsfarben hatten nur bei Weibchen einen geringen Einfluss auf die Farbe.

Genetic and behavioural factors affecting interpopulation colour pattern variation in two congeneric chameleon species
Tammy Keren-Rotem, Devon C. Main, Adi Barocas, David Donaire-Barroso, Michal Haddas-Sasson, Carles Vila, Tal Shaharabany, Lior Wolf, Krystal A. Tolley, Eli Geffen
Royal Society Open Science 11: 231554
DOI:  0.1098/rsos.231554

Knysna-Zwergchamäleons: Stadt vs. Wald als Lebensraum

Knysna-Zwergchamäleons: Stadt vs. Wald als Lebensraum

Wissenschaft

Wie verändern sich eigentlich Chamäleons, wenn der natürliche Lebensraum menschlichen Siedlungen weichen muss? Genau dieser Frage gingen kürzlich internationale Wissenschaftler auf den Grund. Sie vermuteten, dass ein Chamäleon sich innerhalb einer Vorstadt bei den Verletzungshäufigkeit, äußeren Merkmalen und Bisskraft von im Wald lebenden Artgenossen als Ausdruck veränderter Lebensbedingungen unterscheiden müsse.

Zwischen 2020 und 2022 wurden dazu 276 Knysna-Zwergchamäleons (Bradypodion damaranum) in Südafrika untersucht. Als Orte wurden George und Knysna ausgewählt, zwei rund 60 km voneinander entfernt liegende Städte an der Südküste Südafrikas. George wurde 1811 gegründet und hat inzwischen über 220.000 Einwohner, während Knysna 1825 gegründet wurde und aktuell knapp 76.000 Einwohner hat, die jedoch auf deutlich weniger Raum und damit wesentlich dichter siedeln. In beiden Städten wurden Bradypodion damaranum in städtischer Umgebung (private Gärten, öffentliche Parks, Straßenrand) gefangen, untersucht und anschließend wieder freigelassen. Die Chamäleons wurden jeweils 10 bis 12 km entfernt ebenfalls in ihrem natürlichen Lebensraum (gemäßigter Wald) untersucht. Die adulten Chamäleons wurden vermessen und fotografiert. Die Daten wurden mit verschiedenen Methoden ausgewertet und verglichen. Als Verletzung wurden Wunden, Narben und mit dem bloßen Auge sichtbare Knochenbrüche gezählt. Zur Messung der Beißkraft wurden die Tiere je fünf Mal animiert, auf ein spezielles piezoelektrisches Messgerät zu beißen.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Zwergchamäleons in städtischer Umgebung deutlich niedrigere Helme und kürzere Kehlkämme hatten. Die Männchen aus der Stadt jedoch hatten größere und breitere Schädel. Die weiblichen Zwergchamäleons aus dem Wald wiesen deutlich größere Helmspitzen auf. Die Männchen in der Stadt wiesen deutlich häufiger Verletzungen auf (88,1%) gegenüber den Männchen im Wald (72,5%) . In der Stadt bissen die Zwergchamäleons außerdem fester zu als im Wald, wenn Helmhöhe und Parietalkamm in die Berechnungen einbezogen wurden. Wurde die Kopf-Rumpf-Länge stattdessen einbezogen, zeigte sich jedoch kein Unterschied in der Beißkraft.

Differences between urban and natural populations of dwarf chameleons (Bradypodion damaranum): a case of urban warfare?
Melissa A. Petford, Anthony Herrel, Graham J. Alexander, Krystal A. Tolley
Urban Ecosystems 2023
DOI: 0.1007/s11252-023-01474-1

Vortrag in Möchengladbach über Südafrika

Vortrag in Möchengladbach über Südafrika

Reiseberichte Vorträge

Am Freitag, 03. November 2023, hält Reinhard Münzer einen Vortrag über eine nicht nur herpetologische Reise nach Südafrika. Das Land bietet mit der 3,4 fachen Größe Deutschlands und vielfältigen Natur beste Voraussetzungen für spannende und vielfältige Entdeckungen. Der Vortrag wird dabei nicht nur Reptilien zeigen, sondern natürlich auch die Big Five.

Reinhard Münzer Reiseeindrücke Südafrika
DGHT Regionalgruppe Mönchengladbach/Krefeld
Vereinsheim SC 08 Schiefbahn
Siedlerallee 27
47877 Willich-Schiefbahn
Treffen ab 19.30 Uhr, Vortragsbeginn um 20.00 Uhr

Foto: Reinhard Münzer