Neue Daten zu Furcifer campani in Ankaratra (Madagaskar)

Neue Daten zu Furcifer campani in Ankaratra (Madagaskar)

Wissenschaft

Zwei madagassische Biologen haben sich kürzlich mit der aktuellen Lage des Chamäleons Furcifer campani im Schutzgebiet Ankaratra beschäftigt. Ankaratra liegt rund 80 km südlich der Hauptstadt Antananarivo im zentralen Hochland, unweit der Kleinstadt Ambatolampy. Das Schutzgebiet erstreckt sich über Höhen von 1601 bis 2656 m und deckt dichten Regenwald, Pinienforst und Savannen mit Gebieten ähnlich einer Heidelandschaft ab. Die Durchschnittstemperaturen liegen in der Trockenzeit (Juli) bei 11,9°C, in der Regenzeit (Januar) bei 17,9°C.

Die Studie wurde mittels sogenanntem Distance sampling durchgeführt. Dabei werden an unterschiedlichen Orten innerhalb des Studiengebiets je drei Linien von 50 m Länge gezogen, die jeweils 25 m entfernt voneinander liegen. Nach einer Wartezeit von 24 h gingen die beiden Biologen die Transekte in der Nacht mit Taschenlampen ab und suchten nach Chamäleons. Die Fundhöhe sowie das Geschlecht der aufgefundenen Chamäleons wurde notiert. Außerdem wurde beurteilt, ob sich das Tier in einem stark zerstörten Habitat befand oder nicht (Brandrodung in den letzten 4-5 Jahren).

Die Ergebnisse der Studie ergeben eine Populationsdichte von Furcifer campani in Ankaratravon 19,06 Individuen pro ha in wenig zerstörten Lebensräumen sowie 12,62 Individuen pro ha in stark zerstörten Habitaten. Ungefähr die Hälfte der Transekte befanden sich dabei in stark durch Brandrodung zerstörten Lebensräumen. Furcifer campani war nachts auf Höhen zwischen 4 cm und 3 m über dem Boden zu finden. Im Durchschnitt befanden sich die Chamäleons mit 47 cm gegenüber 40 cm in unzerstörten Lebensräumen etwas weiter oben in der Vegetation schlafend.

Die beiden Autoren machten in Ankaratra zwei große Gefahren für Furcifer campani aus: Zum einen Brandrodung, die allerdings in zweifacher Hinsicht ein Problem darstellt. Nicht nur zerstört Brandrodung durch den Menschen geeigneten Lebensraum unwiderbringlich, die Autoren fanden auch an Brandverletzungen verstorbene Furcifer campani während ihrer Studie. Als zweite große Bedrohung machten die Autoren die Pinienforste innerhalb des Schutzgebietes aus. Pinien wurden dort an vielen Stellen zur späteren Abholzung angepflanzt. Sie breiten sich aber auch außerhalb des ursprünglich dafür angedachten Gebietes aus und greifen auf andere Lebensräume über. Furcifer campani bevorzugt jedoch den Aufenthalt in Savannen, die in Ankaratra vor allem aus Philippia und Helichrysum-Gräsern besteht, und kann mit den Pinienforsten nichts anfangen. Eine nennenswerte Entnahme von Tieren für den internationalen Handel findet in den letzten Jahren nicht mehr statt und wird daher nicht als akute Bedrohung gesehen.

Habitat quality and roost preference of jewelled chameleon (Furcifer campani) in Ankaratra highlands, central Madagascar
Rodlis Raphali Andriantsimanarilafy, Joseph Christian Randrianantoandro
Scientific Reports in Life Sciences 6(3), 2025: 33-40.
DOI:  10.5281/zenodo.16895177
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Foto: Furcifer campani auf Madagaskar, fotografiert von Thorsten Negro

Vergleichende Anatomie der Vorderarme verschiedener Chamäleons

Vergleichende Anatomie der Vorderarme verschiedener Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

Die Anatomie der Chamäleons scheint stark an ihre Lebensweise angepasst. Baumbewohner unterscheiden sich dabei in vielen Aspekten von Bodenbewohnern. Mehrere Untersuchungen an der Universität von South Dakota haben sich in diesem Jahr bereits mit verschiedenen anatomischen Aspekten bei Chamäleon beschäftigt. Eine neue Untersuchung widmet sich un den Händen und Armen.

Zur Untersuchung wurden aus bereits vorhandenen Mikrocomputertomographie-Scans von insgesamt 12 Chamäleons jeweils die Arme und Hände isoliert in 3D dargestellt. Diese wurden mittels einer Software auf rund 30 verschiedene Längen und Breiten vermessen. Scans der Arten Bradypodion damaranum, Bradypodion occidentale, Calumma hilleniusi, Calumma crypticum, Chamaeleo namaquensis, Chamaeleo zeylanicus, Furcifer balteatus, Furcifer campani, Rhampholeon spinosus, Rhampholeon temporalis, Trioceros goetzei goetzei und Trioceros werneri wurden ausgewertet. Bei der Auswahl der Arten wurde darauf geachtet, pro Gattung jeweils ein strikt Baum bewohnendes Chamäleon sowie ein mehr Boden bewohnendes Chamäleon auszuwählen.

Die Auswertung ergab, dass Baum bewohnende Chamäleons nur wenige Unterschiede in der Anatomie der Vordergliedmaße im Vergleich mit Boden bewohnenden Chamäleons aufweisen. Baum bewohnende Arten zeigten mehrheitlich getrennte Metacarpalknochen 1-3, während Boden bewohnende Arten miteinander verschmolzene Mittelhandknochen aufweisen. Interessanterweise unterscheidet sich die Untersuchung damit von früheren Studien anderer Autoren, die andere Ergebnisse brachten. Möglicherweise hängt die insgesamt relativ kleine Zahl untersuchter Tiere damit zusammen. Größer angelegte Studien könnten hier hilfreich sein.

Ecological and evolutionary drivers of chameleon forelimb variation
Ellie M. Schley
Honors Thesis 302 der Universität von South Dakota, 2023
DOI: gibt es nicht

Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Vergleich von Beckengürteln verschiedener Chamäleons

Wissenschaft

Die Anatomie der Chamäleons ist stark an ihre Lebensweise angepasst. Baumbewohner unterscheiden sich dabei in vielen Aspekten von Bodenbewohnern. Der Beckengürtel ist anatomisch bei Chamäleons bisher wenig untersucht – eine Veröffentlichung aus den USA beschäftigt sich nun eingehender damit.

Zur Untersuchung wurden aus bereits vorhandenen Mikrocomputertomographie-Scans von insgesamt 22 Chamäleons jeweils die Beckengürtel isoliert in 3D dargestellt. Diese wurden mittels einer Software auf 16 verschiedene Längen und Winkel vermessen. Archaius tigris, Bradypodion damaranum, Calumma gallus, Calumma parsonii parsonii, Chamaeleo zeylanicus, Furcifer balteatus, Kinyongia matschiei, Kinyongia tavetana, Nadzikambia mlanjense und Trioceros quadricornis gracilior wurden den Baumbewohnern zugeteilt. Brookesia brygooi, Chamaeleo namaquensis, Palleon nasus nasus, Rhampholeon temporalis und Rieppeleon brachyurus wurden den Boden bewohnenden Arten zugeschrieben. Die Arten Bradypodion occidentale, Brookesia ebenaui, Chamaeleo anchietae, Furcifer campani, Rhampholeon spinosus, Rieppeleon kerstenii kerstenii und Trioceros goetzei goetzei wurden als semiarboreal eingestuft. Es wurden vorwiegend Männchen untersucht.

Die Auswertung ergab wie erwartet, dass Baum bewohnende Chamäleons schmalere, kürzere Hüftgürtel aufwiesen als Boden bewohnende. Der schmalere Beckengürtel vereinfacht es, sich hinter Ästen verstecken und den Körper maximal abflachen zu können. Außerdem sorgt er dafür, dass der Körperschwerpunkt näher am Ast ist und erhöht so die Stabilität beim Klettern. Boden bewohnende Chamäleons dagegen wiesen größere und breitere Beckengürtel auf. Diese ermöglichen ihnen eine schnellere Schrittfolge und höhere Stabilität beim Laufen auf Bodenflächen.

How phylogeny and arboreality affect pelvic girdle anatomy of chameleons
Dakota J. John
Honors Thesis 299 der Universität von South Dakota, 2023
DOI: nicht vorhanden

Ungewöhnlicher Parasit bei Furcifer campani entdeckt

Ungewöhnlicher Parasit bei Furcifer campani entdeckt

Tiermedizin Wissenschaft

Physiologen, Mikrobiologen und Tierärzte aus den USA beschrieben kürzlich einen ungewöhnlichen Fall eines Parasitenbefalls bei Furcifer campani. 2021 waren 11 Furcifer campani aus Madagaskar als Wildfänge importiert und einer privaten Haltung zugeführt worden. Bei einem Männchen und einem Weibchen der Gruppe fiel zwei Monate nach Import ungewöhnliches Verhalten auf. Die beiden Tiere sonnten sich ungewöhnlich lange, suchten gezielt Temperaturen von 29-30°C sowie Plätze mit enorm hohen UV-Indizes auf. Die übrigen Tiere zeigten kein solches Verhalten. Innerhalb der nächsten drei Monate magerten beide Furcifer campani sichtlich ab, obwohl die Futterzufuhr erhöht und eine gute Futteraufnahme beobachtet werden konnte. Parallel fiel eine hellere Farbgebung auf. Kotuntersuchungen per Flotation waren negativ. Schließlich wurden beide Chamäleons lethargisch, schlossen tagsüber die Augen. Ein aufgedunsener Bauchbereich und vermehrter, wässriger Kotabsatz konnte beobachtet werden. Beide Furcifer campani verstarben.

In der histologischen Untersuchung wurden Muskelatrophie und Kachexie bestätigt. Bei beiden Chamäleons konnte eine massive Infiltration der Leber und des Magen-Darm-Traktes mit großen Mengen an Sporen nachgewiesen werden. Die Sporen erwiesen sich in der Methenamin-basierten Silberfärbung nach Grocott und der PAS-Färbung als positiv. Morphologisch wurden die Sporen als Dermocystidium-ähnlich eingestuft. Untersuchungen mittels PCR erbrachten eine hohe Ähnlichkeit mit Dermocystidium salmonis, der genaue Erreger konnte jedoch nicht sicher bestimmt werden.

Bei der Gattung Dermocystidium handelt es sich um parasitäre Mikroorganismen, die man als Protisten einordnet (sie sind weder Pilze noch Tiere oder Pflanzen). Spannend ist, dass sie bisher vor allem von Fischen und Amphibien, vereinzelt auch Säugetiere, bekannt waren. Von Reptilien ist bisher kein einziger Fall eines Befalls mit Dermocystidium beschrieben. Es könnte sich daher um eine noch unbeschriebene, neue Art handeln, die möglicherweise sogar chamäleonpezifisch ist. Eine wirksame Therapie ist bisher nicht bekannt.

A unique disease presentation associated with a Mesomycetozoean-like organism in the jeweled chameleon (Furcifer campani)
Michael Nash, Emily A. McDermott, Ashley K. McGrew, Juan Muñoz, Dayna Willems
Journal of Herpetological Medicine and Surgery, Februar 2023
DOI: 10.5818/JHMS-D-22-00033