Der Sehnerv von Chamäleons ist hoch spezialisiert

Der Sehnerv von Chamäleons ist hoch spezialisiert

Tiermedizin Wissenschaft

Dass Chamäleons sehr spezielle Augen haben, ist schon lange bekannt. Besonders faszinierend ist, dass sie ihre Augen unabhängig voneinander in nahezu alle Richtungen bewegen können. Ein Team von US-amerikanischen Wissenschaftlern hat nun herausgefunden, dass auch der Sehnerv bei Chamäleons extrem spezialisiert ist.

Sie untersuchten adulte Schuppenkriechtiere 34 verschiedener Arten an Hand von CT-Modellen. Brookesia superciliaris, Rieppeleon brevicaudatus und Chamaeleo calyptratus repräsentierten dabei die Familie der Chamäleons. Dabei stellten sie fest, dass bei allen drei Chamäleon-Arten der Sehnerv quasi aufgerollt war. Diese anatomische Besonderheit führt dazu, dass der Nervus opticus bei Chamäleons insgesamt wesentlich länger ist, als es bei einem ruhig geradeaus schauendem Auge nötig wäre. Er ermöglicht den Tieren wahrscheinlich ihre extrem beweglichen Augen, ohne dabei Einschränkungen der Sehfähigkeit hinnehmen zu müssen. Vereinfacht erklärt funktioniert der Sehnerv also ein bisschen wie eine Flexileine: Bewegt sich das Auge stark, wird ein Teil des Sehnervs „ausgerollt“. Bewegt das Auge sich zurück, schnellt der Sehnerv zurück an seine ursprüngliche Position, ohne dass die Nervenfasern dabei überdehnt wurden.

A new twist in the evolution of chameleons uncovers an extremely specialized optic nerve morphology
Emily Collins, Aaron M. Bauer, Raul E. Diaz Junior, Alexandra Herrera-Martínez, Esteban Lavilla, Edward L. Stanley, Monte L. Thies, Juan D. Daza
Scientific Reports 15, 2025: 38270.
DOI: 10.1038/s41598-025-20357-3
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Foto: Portrait von Brookesia superciliaris, fotografiert von Alex Negro

Ultraschall des Urogenitaltrakts bei Chamäleons

Ultraschall des Urogenitaltrakts bei Chamäleons

Tiermedizin Wissenschaft

In den letzten Jahren gab es erste Studien zur Bildgebung in der Diagnose von Erkrankungen speziell bei Chamäleons. Eine weitere Untersuchung von Tierärzten der Universität Leipzig legt nun weitere Vergleichsdaten zum Urogenitaltrakt von Chamäleons vor.

Sie untersuchten Nieren, Blase und Geschlechtsorgane von 42 Echsen, die von privaten Haltern an der Uniklinik vorgestellt wurden, mittels Ultraschall. Unter den Patienten waren sieben Chamaeleo calyptratus, fünf Furcifer pardalis. Von diesen 12 Chamäleons waren sechs männlich und sechs weiblich. Alle Organe wurden vermessen, beschrieben und Beispielbilder gespeichert.

Leider konnten bei keinem der weiblichen Chamäleons die Geschlechtsorgane für die Studie beurteilt werden, da sie entweder krankhaft verändert oder mittels vorangehender Operation bereits entfernt worden waren. Als Ankopplungsort für den Ultraschall der Nieren stellte sich bei den Chamäleons eine seitliche Ankopplung etwa einen Zentimeter vor der Hüfte als günstig heraus. Der postpelvine Anteil der Nieren war stets kleiner als der präpelvine. Die Nieren wiesen bei allen männlichen Chamäleons heterogene Flecken auf, während die Nieren der Weibchen stets homogen waren. Diese Streifung ist vermutlich auf Sexualsegmente in den Nieren bei Männchen zurückzuführen. Das Nierengewebe war isoechogen zu Muskelgewebe und hypoechogener als Fettgewebe. Die Hoden der männlichen Chamäleons lagen jeweils im hinteren Drittel der Coelomhöhle direkt unter der Wirbelsäule und vor den Nieren. Der rechte Hoden lag jeweils etwas weiter vorne als der linke. Die Kapsel war bei allen Männchen hyperechogen, während die Hodenstruktur stets homogen war. Durchschnittliche Maße der Nieren und Hoden der Jemen- und Pantherchamäleons werden in der Studie ebenfalls angegeben.

Die Daten entsprechen größtenteils den bereits von Aßmann 2015 zusammengetragenen Daten zum Ultraschall des Urogenitaltrakts von Chamäleons. Lediglich die Nierenlänge unterschied sich deutlich (länger) von vorhergehenden Untersuchungen.

Comparative sonographic studies of the urogenital tract of lizards
Nils B. Klützow, Volker Schmidt
Veterinary Radiology & Ultrasound 2025, 66:e70075
DOI: 10.1111/vru.70075
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Gencodierung bei Chamäleonzähnen

Gencodierung bei Chamäleonzähnen

Wissenschaft

Chamäleons verfügen über akrodonte, das heißt dem Knochen direkt aufsitzende, Zähne. Säuger dagegen haben sogenannte Alveolen, in denen die Zähne sitzen. Wissenschaftler aus Michigan (USA) haben nun die genetische evolutionäre Entwicklung der Zahnstrukturen im Vergleich von Säugetieren zu akrodonten Reptilien untersucht.

Dazu verglichen sie die Genome von 24 akrodonten Reptilien und 12 Säugetierarten. Unter den akrodonten Reptilien befanden sich unter anderem die Chamäleonarten Furcifer pardalis, Trioceros harennae und Chamaeleo calyptratus sowie nicht auf Artebene bestimmte Chamäleons der Gattungen Chamaeleo, Bradypodion und Trioceros.  Die Gene für Aminosäuren, aus denen bestimmte Eiweiße des Zahnschmelzes gebaut werden, wurden mittels verschiedener Berechnungen und Analysen verglichen.

Dabei kam heraus, dass der Verlust des Zahnwechsels bei akrodonten Reptilien tatsächlich zu Veränderungen in den Genen für die Zahnschmelzbildung führte.

Reduction of tooth replacement disproportionately affects the evolution of enamel matrix proteins

John Abramyan, Gengxin Li, Hannah Khansa
Journal of Molecular Evolution 93, 2025: 494-510.
DOI: 10.1007/s00239-025-10258-4
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Foto: Präparat eines Pantherchamäleon-Schädels mit akrodonten Zähnen, fotografiert von Alex Negro

Zweiter Supermuskel in der Chamäleonzunge entdeckt

Zweiter Supermuskel in der Chamäleonzunge entdeckt

Wissenschaft

Wissenschaftler beschäftigen sich seit Menschengedenken damit, wie die Zunge von Chamäleons so extrem lang aus dem Maul herausgeschossen werden kann. US-amerikanishe Biologen  haben nun ein weiteres Puzzlestück zur Funktion der Chamäleonzunge klären könen.

In der Studie wurde an 15 Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) verschiedenen Experimente durchgeführt. Alle 15 Tiere wurden zunächst mittels überdosierter Gasnarkose narkotisiert, um sie dann mittels Dekapitation zu töten.  Die vier Zungenmuskeln wurden dann herauspräpariert und in Messgeräte eingespannt. Mittels Stroms wurden die Muskeln stimuliert und die passive/aktive Kräfte sowie verschiedene Muskellängen gemessen. Anschließend wurden eine Reihe Berechnungen durchgeführt und Muskeln histologisch untersucht. Zusätzlich wurden Embryonen immunhistochemisch untersucht, die man zuvor aus Eiern gewonnen hatte, um festzustellen, ob die Zungenmuskeln in ihrer Entwicklung aus der gleichen oder zwei unterschiedlichen Muskelanlagen hervorgehen.

Die Ergebnisse der Studie sind sehr interessant und stützen sich vor allem auf die sogennanten Sarkomere der Muskeln. Ein Sarkomer ist die kleinste kontraktile Einheit des Muskels – also der Teil, der für die Ausdehnung und Kontraktion der Muskulatur zuständig ist. An beiden Enden jedes Sarkomers liegen die sogenannten Zwischenscheiben, abgekürzt Z-Scheiben. Quergestreifte Muskulatur, also unter anderem die Muskeln, die Arme, Beine und Körperstamm eines Wirbeltieres bewegen, können sich etwa auf die Hälfte ihrer Ruhelänge verkürzen. Bei Chamäleons gibt es jedoch einen ganz speziellen Typ Muskel, den sogenannten superkontrahierenden Muskel. Dabei handelt es sich per Definition um einen quergestreiften Muskel, dem es möglich ist, sich auch auf weniger als die Hälfte seiner Ruhelänge zu verkürzen. Beim Rektraktor der Zunge, dem Musculus hyoglossus, handelt es sich um genau so einen Muskel. Bei diesem Muskel sorgen perforierte Z-Scheiben an den Sarkomeren dafür, dass er sich weitaus besser ausdehnen kann als normale quergestreifte Muskulatur.

In der vorliegenden Studie wurde festgestellt, dass noch ein zweiter superkontrahierender Muskel am Zungenschuss beteiligt ist: Der Musculus sternohyoideos superficialis. Bei seinem Gegenstück, dem Musculus sternohyoideus profundus, konnten jedoch keine perforierten Z-Scheiben an den Sarkomeren nachgewiesen werden. Sein Längen-Spannungs-Verhältnis entsprach jedoch den beiden superkontrahierenden Zungenmuskeln. Das könnte aber durch den sehr breiten Ansatz des Muskels am Zungenbein kompensiert werden. Während des Zungenschusses werden diese Bereiche des Zungenbeins schnell gedreht, was die Sarkomere mechanisch verändern könnte.

Mittels Immunhistochmie konnten die Biologen außerdem an Chamäleon-Embryonen zeigen, dass die beiden Muskeln sich aus unterschiedlichen Anlagen entwickeln, was zur unterschiedlichen Ausprägung der Sarkomere passt. Sowohl der Musculus hyoglossus als auch die Musculi sternohyoidei bilden einen gemeinsamen Muskelapparat, wobei einer der Muskeln sogar bis ans Brustbein reicht. Das bedeutet, dass die maximale Länge der Chamäleonzunge beim Schuss nicht nur durch die besonderen Eigenschaften der Zungenmuskulatur ermöglicht wird, sondern auch durch die Gesamtlänge des Muskelapparates. Bei keinem anderen Wirbeltier weltweit wurden bisher zwei superkontrahierende Muskeln nachgewiesen.

Feats of supercontractile strength: functional convergence of supercontracting muscle properties among hyoid musculature in chameleons
Nikole G. Schneider, Nicholas A. Henchal, Raul E. Diaz Jr., Christopher V. Anderson
Proceedings B of Royal Society Publishing, 2025
DOI: 10.1098/rspb.2025.0078

Abbildung: Schematische Darstellung der Zungenmuskulatur und des Zungenbeins beim Jemenchamäleon aus der genannten Publikation

Jemenchamäleon in 12 weiteren Countys in Florida (USA) verbreitet

Jemenchamäleon in 12 weiteren Countys in Florida (USA) verbreitet

Verbreitung Wissenschaft

Bereits mindestens seit 2002 leben eingeschleppte Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) in Florida (USA). Die ersten Funde wild lebender Jemenchamäleons stammten aus Collier County, zwei Jahre später wurden Tiere in Fort Myers in Lee County beobachtet. Es folgten Funde in Hendry, Miamia-Dade, Broward, St. Lucie, Palm Beach, Monroe, Alachua und Hillsborough. Nun berichet ein Autor im Herpetological Review von 12 weiteren Populationen in Florida: In Brevard, Charlotte, De Soto, Glades, Indian River, Lake, Manatee, Osceola, Pinellas, Polk, Sarasota und Seminole County.

Er verwendete dafür Funddaten von iNaturalist sowie EDDMapS. Der Autor vermutet, dass die meisten Neufunde sogenanntes Chameleon Ranching als Ursache haben könnten. Dabei werden Chamäleons gezielt in weiteren Lebensräumen ausgesetzt, um später die daraus resultierenden Jungtiere absammeln und verkaufen zu können. Aber auch ohne vorheriges Aussetzen ist das Absammeln der Tiere zu Verkaufszwecken eine Einkommensquelle in Florida geworden, was parallel dazu geführt hat, dass Verbreitungsdaten über neue Populationen kaum veröffentlicht werden. Inzwischen ist es eine übliche Freizeitbeschäftigung in Florida, nachts nach Jemenchamäleons zu suchen. Es gibt sogar kommerzielle Anbieter, die geführte Touren anbieten.

Ein Problem daran sind zunehmend die Eigentümer von Privatgrundstücken, die sich vom „Chamäleontourismus“ gestört fühlen. Die Auswirkungen auf einheimische Wildtiere in den USA ist bisher unklar. Theoretisch könnten Jemenchamäleons kleinere Säugetiere oder junge Vögel fressen, über derartige Vorkommnisse gibt es jedoch aus Florida bisher keinerlei Berichte.

Die eingeschleppten Jemenchamäleons wieder loswerden zu können, erscheint dabei immer unwahrscheinlicher. Ein einjähriger Versuch in Lake Worth Beach (Palm Beach) resultierte in 1043 gefangenen Chamäleons während 71 Sammelaktionen, jedoch nicht in der Elimination der dort lebenden Population.

New County Records for the Veiled Chameleon (Chamaeleo calyptratus) in Florida, USA
Kevin M. Enge
Herpetological Review 55 (2), 2025: 223-226.
DOI: nicht verfügbar

Foto: Chamaeleo calyptratus, gefunden und fotografiert in Fort Myers (USA) von Andrew Durso, CC-BY

Interessenten für Nachzuchtprojekt mit Chamaeleo calyptratus calcarifer gesucht

Interessenten für Nachzuchtprojekt mit Chamaeleo calyptratus calcarifer gesucht

Abzugeben Projekte
Die größere Unterart des Jemenchamäleons, Chamaeleo calyptratus calcarifer, aus der Tihama auf der arabischen Halbinsel hat in den letzten Jahren eher wenig Beachtung in der Terraristik erhalten. So wundert es nicht, dass Notizen zu dieser Unterart in der aktuellen Literatur nicht besonders häufig sind und es auch an Haltungs- und Nachzuchtberichten mangelt. Sophie Obermaier, Mitglied der AG Chamäleons aus Berlin, möchte das gerne ändern und die Art langfristig nachzüchten. Sie selbst hat einige adulte Tiere der Art und bereits über 50 Eier, die derzeit inkubiert werden. Wer Erfahrungen mit der Unterart gemacht hat, sich selbst gerne mit der Haltung einiger Tiere beteiligen oder Jungtiere für wissenschaftliche Arbeiten übernehmen möchte, ist herzlich eingeladen, sich per Mail bei Sophie unter chartar.0702@gmail.com zu melden.
Jemenchamäleons suchen neue Halter

Jemenchamäleons suchen neue Halter

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Gestern sind in der Auffangstation für Reptilien in München zwei Jemenchamäleons angekommen. Beide Tiere stammen aus einer Beschlagnahmung und werden nicht an die ursprünglichen Halter zurückgehen, so dass sie voraussichtlich schon in Kürze zur Vermittlung freigegeben werden können. Es handelt sich um zwei adulte Weibchen, die bisher einen gesunden Eindruck machen. Die Ergebnisse des Blut-Check-Ups sowie die Quarantäne der Auffangstation stehen aber noch aus. Wer sich jedoch schon für die beiden bzw. eines der Weibchen interessiert, kann sich gerne bereits jetzt an die Auffangstation wenden. Ein Fragebogen für Interessenten findet sich auf der Website.

Foto: Eines der weiblichen Jemenchamäleons, fotografiert in der Auffangstation für Reptilien, München

Geschlechtschromosomen bei Chamäleons

Geschlechtschromosomen bei Chamäleons

Wissenschaft

Welches bei Chamäleons die Geschlechtschromosomen sind, ist bisher eher spärlich untersucht worden. Von der madagassischen Chamäleongattung Furcifer ist bekannt, dass sie über Z und W-Chromosomen verfügen, wobei manchmal auch mehrere Z-Chromosomen auftreten, so genannte Neo-Geschlechtschromosomen. Kürzlich wurde nun in Tschechien mehr dazu geklärt.

Blut- und Gewebeproben wurden von 13 Chamäleon entnommen, um DNA zu isolieren. Zu den beprobten Tieren gehörten jeweils ein Männchen und ein Weibchen der Arten Brookesia therezieni, Calumma glawi, Calumma parsonii, Chamaeleo calyptratus, Furcifer campani, Furcifer labordi, Furcifer lateralis, Furcifer oustaleti, Furcifer pardalis, Furcifer rhinoceratus, Furcifer viridis, Kinyongia boehmei und Trioceros johnstoni. Lediglich bei den Furcifer oustaleti wurden zwei Weibchen beprobt. Anschließend wurden die Z1-Chromosomen der Pantherchamäleons und die Z- und W-Chromosomen mittels Mikrodissektion untersucht. Gene Coverage Analysen wurden für Teppich- und Pantherchamäleons durchgeführt. Außerdem wurden qPCRs durchgeführt, um die Homologie der Z-Chromosomen zu vergleichen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Morphologie der Z1-Chromosomen von Pantherchamäleons dem Z-Chromosom der gesamten Gattung Furcifer entspricht. Das Z1-Chromosom der Pantherchamäleons entspricht damit dem Z-Chromosom bei Furcifer oustaleti. Das Z2-Chromosom der Pantherchamäleons dagegen ist ein Neo-Geschlechtschromosom. Sowohl das Z- als auch das W-Chromosom bei Furcifer oustaleti sind wahrscheinlich pseudautosomal. 42 Gene wurden als spezifisch für das W-Chromosom beschrieben.

Insgesamt wurden 16.947 Gene in Furcifer lateralis und 16.909 Gene in Furcifer pardalis identifiziert. Das Verhältnis der Genzahl zwischen Weibchen und Männchen beträgt 0,35 und 0,65 für die beiden Arten. Bei Panther- und Teppichchamäleons stellte sich heraus, dass die meisten Gene der W- und Z-Chromosomen gleich sind, verhältnismäßig wenige Gene fanden sich nur auf dem W-Chromosom. Diese Erkenntnis ist überraschend, da die Forscher eigentlich erwartet hätten, dass das heterochromatische W bei Furcifer-Arten einen Großteil seiner Gene gegenüber dem Z-Chromosom verloren hätte.

Die Geschlechtschromosomen der Gattung Furcifer haben sich wahrscheinlich vor mindestens 20 Millionen Jahren entwickelt, was etwa dem Zeitpunkt der Absplittung der Art Furcifer campani von den übrigen Furcifer-Arten entspricht.

Heteromorphic ZZ/ZW sex chromosomes sharing gene content with mammalian XX/XY are conserved in Madagascan chameleons of the genus Furcifer
Michail Rovatsos, Sofia Mazzoleni, Barbora Augstenová, Marie Altmanová, Petr Velenský, Frank Glaw, Antonio Sanchez, Lukáš Kratochvíl
Scientific Reports 14, 2024: 4898.
DOI: 10.1038/s41598-024-55431-9

Neue Fallberichte zur Hemipenesamputation

Neue Fallberichte zur Hemipenesamputation

Tiermedizin

Von der Universität Sofia (Bulgarien) stammt eine neue Veröffentlichung mit mehreren Fallberichten, in denen auch Chamäleons vorkommen. Die Autoren beschreiben 16 Fälle verschiedener Echsen, die einen Hemipenisvorfall erlitten und deren Behandlung.

Unter den Echsen waren ein Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) und zwei Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus). Alle drei Patienten wurden den Tierärzten mit beidseitigem Hemipenesvorfall vorgestellt. Zunächst wurden die Vorfälle in 20%iger Dextrose-Lösung gebadet, danach konnten die Hemipenes manuell zurückverlagert werden. Die Vorfälle traten danach jedoch erneut auf, so dass man sich für eine chirurgische Lösung entschied. Unter intramuskulär verabreichter Vollnarkose und Lokalanästhesie wurden die Hemipenes abgesetzt, die Wunde vernäht und der verbliebene kleine Stumpf zurück in die jeweilige Hemipenestasche verlagert. Als Schmerzmittel wurde Meloxicam einmal täglich über 5 Tage nach der Operation verabreicht. Nur Echsen, bei denen das Operationsfeld bei den Nachuntersuchungen abzusterben schien, wurden für 10  Tage unter Antibiose gesetzt.

Hemipenectomy in leopard geckos, chameleons and bearded dragons
Seven Mustafa & Iliana Ruzhanova-Gospodinova
Tradition and Modernity in Veterinary Medicine, 2024
DOI: nicht vorhanden

Foto: Pantherchamäleon, fotografiert von Alex Laube auf Madagaskar

Hautverfärbungen nach Mückenstichen

Hautverfärbungen nach Mückenstichen

Tiermedizin Wissenschaft

Manchmal beginnt Wissenschaft ganz klein: Auf der Onlineplattform iNaturalist postete jemand letztes Jahr ein Foto eines Calumma globifer, auf dem eine Stechmücke saß. Genau dort konnte man eine schwarze Verfärbung der Schuppen erkennen. Ob da wohl ein Zusammenhang bestand?

Eine Hand voll neugieriger Menschen suchte mehr Fotos von Stechmücken auf Chamäleons und wurde fündig: Auf Facebook gab es welche von Jemenchamäleons, auf iNaturalist weitere von Furcifer minor und Furcifer nicosiai. Allerdings fanden sich auch sechs Beobachtungen mit Stechmücken auf Chamäleons, bei denen keine schwarzen Punkte vorhanden zu sein schienen.

Um den Zusammenhang zu testen, setzen Wissenschaftler auf Madagaskar zwei Furcifer oustaleti und vier Teppichchamäleons jeweils alleine in ein Gehege mit 25 weiblichen asiatischen Tigermücken (Aedes albopictus), die man vorher 24 h nicht gefüttert hatte. Parallel wurden alle sechs Chamäleons mit einer Nadel in die Haut gestochen, um zu testen, ob auch dieses „Trauma“ einen Farbwechsel der Haut auslösen würde. Die Ergebnisse waren überraschend: Bei den vier Furcifer lateralis entstanden zahlreiche schwarze Hautverfärbungen nach Mückenstichen, bei den beiden Furcifer outaleti keine einzige. Die Punktionen mit der Nadel blieben bei allen sechs ohne Folgen.

Die Autoren des gerade veröffentlichten Artikels schlagen drei mögliche Theorien vor, wie die Farbveränderung in der Chamäleonhaut zustanden kommen könnte: Der Mückenspeichel könnte eine Art Lokalanästhetikum, Stickstoffmonoxid oder andere Proteine enthalten, die für das ausschließliche Sichtbarwerden der Melanophoren der Haut sorgen. Weitere Forschung in diesem Feld wäre sicherlich spannend!

Mosqito bite-induced color change in chameleon skin
Pablo Garcia, Raul E. Diaz Junior, Christopher V. Anderson, Tovo M. Andrianjafy, Len de Beer, Devin A. Edmonds, Ryan M. Carney
Herpetological Review 54(3), 2023, pp.353-358