…und sie passen sich doch ihrem Hintergrund an!

…und sie passen sich doch ihrem Hintergrund an!

Wissenschaft

Die Überschrift passt nicht ganz, aber fast. Wissenschaftler aus Großbritannien haben kürzlich nachweisen können, dass Lappenchamäleons ihre Färbung zu einem gewissen Grad tatsächlich dem Hintergrund anpassen.

Dazu wurden acht subadulte Chamaeleo dilepis, die zuvor aus Tansania importiert worden waren, mehreren Experimenten unterzogen. Die Chamäleons wurden dabei in einem kleinen Terrarium auf horizontalen Stangen sitzend unterschiedlichen Hintergründen ausgesetzt: Im ersten Experiment waren die Hintergründe gelb, gelbgrün, orange und blaugrün, im zweiten Experiment waren die Hintergründe schwarz und weiß. Und im dritten Experiment waren die Hintergründe mit einem gelben, gelbgrünen, schwarzen oder weißen Muster in unterschiedlicher Skalierung versehen (das Muster stammte ursprünglich aus Fotos von Brombeerbüschen aus dem Lebensraum der Chamäleons). Als „neutraler Raum“ vor den Experimenten wurde ein Terrarium mit grauem Hintergrund genutzt. Die Tiere wurden bei den Experimenten jeweils 21 Minuten lang immer wieder fotografiert.

Auf dem gelben Hintergrund zeigten die Chamäleons ohne Beutegreifer-Attrappe am schnellsten einen Farbwechsel. Zwischen gelb und orange zeigte sich in der Geschwindigkeit des Farbwechsels kein Unterschied, genauso wenig zwischen gelbgrün und blaugrünem Hintergrund. Je länger die Chamäleons vor dem orangefarbenen Hintergrund saßen, desto mehr passten sie sich diesem an.

Saßen die Chamäleons auf schwarzen Hintergründen, wurde ihre Färbung ebenfalls deutlich dunkler als auf grauen oder weißen Hintergründen. Bei den Experimenten mit unterschiedlich gemusterten Hintergründen stellten die Wissenschaftler fest, dass die Chamäleons ihr eigenes Farbmuster auf grünen oder gelben Hintergründen reduzierten, auf weißen oder schwarzen Mustern jedoch kaum – das spricht dafür, dass die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum vor allem in grünem/gelben Gras besser geschützt sind als auf schwarzem oder weißem Untergrund.

Die exakte Farbe des Hintergrunds annehmen wie ein Oktopus konnten die Lappenchamäleons freilich nicht – dieser Mythos bleibt nach wie vor genau das – nur ein Mythos. Jedoch wäre es sicherlich interessant, ob und wann Chamäleons ihre Färbung eher aus Gründen der Kommunikation, der Tarnung oder der Thermoregulation ändern. Es bleibt also viel Raum für weitere Forschung.

Flap-necked chameleons change colour to match their background
Tom major, Alexia C.M. Hesten, Jan Stipala, Michael A. Cant, Martin Stevens, Jolyon Triscianko
Biology Letters 21, 2025: 20250134
DOI: 10.1098/rsbl.2025.0134

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Was Farbmuster bei Chamäleons beeinflusst

Wissenschaft

Chamäleons sind bekannt wegen ihrer Fähigkeit zum Farbwechsel. Was genau verschiedene Farbmuster in verschiedenen Populationen beeinflusst, haben jetzt internationale Wissenschaftler untersucht. Sie wollen wissen, inwiefern der Lebensraum selbst, die Entfernung zu anderen Populationen oder soziale Interaktionen den Farbwechsel beeinflussten.

Als Probanden wurden zum einen Europäische Chamäleons (Chamaeleo chamaeleon) in La Herradura und Sanlúcar in Spanien gefangen. Die beiden Regionen liegen rund 230 km voneinander entfernt. Weitere Chamaeleo chameleon wurden in der nördwestlichen Negev und an der Carmel Küste in Israel entnommen (rund 180 km voneinander getrennt). Zum anderen wurden Lappenchamäleons (Chamaeleo dilepis) in Simbithi, Zulu Falls und Maduma Boma in Südafrika gefangen. Die drei Orte liegen zwischen 100 und 550 km voneinander entfernt.

Jedes Chamäleon wurde zwei Experimenten unterzogen. Im ersten ließen die Wissenschaftler das Chamäleon zwei Meter auf einem horizontalen Stock, der in der Sonne rund einen Meter über dem Boden aufgestellt wurde, laufen. Im zweiten Experiment wurde auf den gleichen Stock 50 cm entfernt vom ersten Chamäleon ein zweites der gleichen Art gesetzt. Die Farbmuster, die das Tier während der Experimente zeigte, sowie das Verhalten wurden 20 Minuten lang aufgezeichnet. Anschließend wurden die Daten mittels Computerprogrammen ausgewertet. Blut wurde allen Chamäleons aus einer abgeschnittenen Kralle entnommen und genetisch untersucht. Die Lebensräume und Bodengegebenheiten wurden auf verschiedene Weisen zusätzlich untersucht und statistisch ausgewertet. Die eingefangenen Tiere wurden maximal 12 h in belüfteten Plastikkäfigen gehalten und nach den Untersuchungen wieder freigelassen. Wie viele Chamäleons insgesamt gefangen und freigelassen wurden, wird leider in der Studie nicht erwähnt.

Wie erwartet stellte sich heraus, dass die einzelnen Populationen sich sowohl beim Europäischen als auch beim Lappenchamäleon genetisch voneinander unterschieden. Dabei wiesen die Populationen von Chamaeleo dilepis signifikant unterschiedliche Haplotypen auf.

Beim Lappenchamäleon waren die Weibchen an zwei Orten deutlich größer als die Männchen, lediglich in Simbithi nicht. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Farbmuster der drei untersuchten Populationen klar voneinander unterscheiden ließen. Sie schlossen aus den Ergebnissen, dass die Farbmuster bei Chamaeleo dilepis vor allem von genetischer Isolation abhängig sind. Das Habitat selbst und die Größe der Chamäleons hatten keinen Einfluss auf die Farbmuster.

Beim Europäischen Chamäleon sah das jedoch anders aus: Die Körpergröße und die genetische Distanz zu anderen Populationen sagten die Farbmuster bei Männchen sehr gut voraus. Dafür waren die Farbmuster unabhängig vom Ort, an dem die Tiere gefunden worden waren. Boden- oder Vegetationsfarben hatten nur bei Weibchen einen geringen Einfluss auf die Farbe.

Genetic and behavioural factors affecting interpopulation colour pattern variation in two congeneric chameleon species
Tammy Keren-Rotem, Devon C. Main, Adi Barocas, David Donaire-Barroso, Michal Haddas-Sasson, Carles Vila, Tal Shaharabany, Lior Wolf, Krystal A. Tolley, Eli Geffen
Royal Society Open Science 11: 231554
DOI:  0.1098/rsos.231554