Vergleiche zwischen Zwergchamäleons in Südafrika

Vergleiche zwischen Zwergchamäleons in Südafrika

Wissenschaft

Südafrikanische Wissenschaftler haben sich kürzlich damit beschäftigt, ob drei sehr nah verwandte Bradypodion Linien in der Provinz Ostkap, Südafrika, auf Grund ihrer unterschiedlichen Lebensräume unterschiedlich entwickelt haben oder andere Ursachen dafür verantwortlich sind.

Die Wissenschaftler beschäftigen sich mit den beiden Arten Bradypodion ventrale aus der Nama-Karoo und Bradypodion taeniabronchium aus den Elandsberg und Tsitsikamma Mountains und dem Fynbos von Thyspunt und Honeyville sowie einer bisher nicht als eigenen Art beschriebenen Population von Zwergchamäleons aus dem Fynbos der Groot Winterhoek Mountains. Letztere werden, da sie unter anderem im Groendal Nature Reserve vorkommen, häufig als Bradypodion sp. „groendal“ bezeichnet.

Nachts wurden mittels Taschenlampe und bloßen Augen Chamäleons gesucht. Adulte Chamäleons mit einer Körperlänge (SVL) von über 36 mm wurden über Nacht mitgenommen, um am nächsten Tag wieder an der Fundstelle ausgesetzt zu werden. Alle Tiere wurden genau vermessen. Gewebeproben von der Schwanzspitze wurden entnommen. Zusätzlich wurde die Astdicke und -höhe der Äste gemessen, auf denen die Chamäleons gefunden wurden. Weitere Astdicken wurden entlang je drei 100 m langer Transekte in jeder Population aufgezeichnet. Die erhobenen Daten wurden statistisch ausgewertet, die Gewebeproben genetisch untersucht.

Insgesamt konnten 232 Chamäleon für die Studie beprobt werden. Bradypodion taeniabronchium zeigte deutlich kleinere Kopfmerkmale als die beiden anderen Arten, dafür aber größere Hände und Füße. Bradypodion ventrale war insgesamt größer als die anderen, hatte aber längere Extremitäten. Bradypodion taeniabronchium nutzte die breitesten Äste (durchschnittlich 2,83 mm im Durchmesser), aber auch die niedrigsten (durchschnittlich 82 cm über dem Boden). Bradypodion ventrale dagegen nutze die dünnsten Äste (durchschnittlich 1,52 mm im Durchmesser), dafür aber die höchsten (durchschnittlich knapp 93 cm über dem Boden).

Die Forscher stellten fest, dass es bei allen drei Populationen von Zwergchamäleons eine erhöhte äußere Ähnlichkeit (Konvergenz) gab, wenn sie in gleichen Lebensräumen vorkamen und sich Chamäleons weniger ähnlich sahen (Divergenz), wenn sie in unterschiedlichen Lebensräumen vorkamen. Die Zwergchamäleons nutzten dabei nach Populationen getrennt bestimmte Astdicken bevorzugt, obwohl in ihrem Lebensraum auch andere Äste vorhanden gewesen wären. Die Autoren weisen zuletzt auch darauf hin, dass alle bisher vorhandenen Indizien dafür sprechen, dass die noch nicht beschriebenen Zwergchamäleons des Groendal Nature Reserves eine eigene Art darstellen.

Ecological factors promote convergent evolution and ecological speciation in dwarf chameleons (Bradypodion)
Krystal A. Tolley, Devon C. Main, Keith M. Dube, Bettine Jansen van Vuuren, Jessica M. da Silva
Zoosystematics and Evolution 101(3) 2025: 1227-1247
DOI: 10.3897/zse.101.151926

Foto: Bradypodion ventrale, aus der genannten Publikation

Zwergchamäleons in Südafrika in städtischer Umgebung größer als in der Natur

Zwergchamäleons in Südafrika in städtischer Umgebung größer als in der Natur

Wissenschaft

Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion aus Südafrika sind seit Längerem dafür bekannt, sich sehr gut auch an städtische Lebensräume anzupassen. Zwei Wissenschaftler Aus Kapstadt und Johannesburg haben nun untersucht, wie sich verschiedene Populationen in Körpergröße, -gewicht und Body Condition Score voneinander innerhalb städtischer und natürlicher Umgebungen unterscheiden.

Untersucht wurden innerhalb eines Zeitraums von vier Jahren insgesamt 1107 Individuen von fünf verschiedenen Zwergchamäleon-Arten. Dazu wurden Bradypodion damaranum in George (Westkap), Bradypodion melanocephalum in Durban (KwaZulu-Natal), Bradypodion setaroi in St. Lucia (KwaZulu-Natal), Bradypodion thamnobates in Howick (KwaZulu-Natal) und Bradypodion ventrale in Jeffrey’s Bay (Ostkap) and jeweils drei bis acht Standorten nachts gesucht. Als “natürlicher Standort” wurden Waldfragmente, Grassavannen oder Küstenbuschland in weniger als 15 km Entfernung vom Zentrum der nächsten Stadt eingestuft. Als „städtisch“ wurde alle Standorte eingestuft, die innerhalb einer Stadt lagen und aus sowohl eingeschleppter als auch einheimischer, von Menschenhand regelmäßig zurückgeschnittener Flora bestanden (Gärten, öffentliche Parks und Grünflächen, Straßenränder). Die gefundenen Zwergchamäleons wurden vermessen, gewogen, geschlechtsbestimmt und mit einem Filzstift markiert, um doppelte Messungen an gleichen Tieren zu vermeiden. Offensichtich trächtige Weibchen wurden nicht vermessen.

Bei der statistischen Auswertung und Vergleichen fiel auf, dass die Chamäleons an natürlichen Standorten im Durchschnitt stets kleiner und leichter waren als die Populationen der gleichen Arten an städtischen Standorten. Signifikant größer und schwerer in der Stadt waren bei Bradypodion damaranum beide Geschlechter, bei Bradypodion melanocephalum, ventrale und setaroi die Männchen und bei Bradypodion thamnobates die Weibchen. Der Body Condition Score war in Stadtgebieten bei beiden Geschlechtern von Bradypodion damaranum und setaroi sowie Männchen von Bradypodion melanocephalum höher als bei den Chamäleons an Naturstandorten. Bei Bradypodion ventrale und thamnobates zeigten sich keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Populationen im Body Condition Score.

Forschung, wie es genau zu diesen spannenden Unterschieden kommt, steht noch aus.

Big cities, big bodies: urbanisation correlates with large body sizes and enhanced body condition in African dwarf chameleons (Genus: Bradypodion)
Jody M. Barends, Krystal A. Tolley
African Zoology 2024, 59(3)
DOI: 10.1080/15627020.2024.2402256

Foto: Bradypodion melanocephalum, fotografiert von suncana, Lizenz Creative Commons Attribution 4.0 International

 

Genom südafrikanischer Zwergchamäleons entschlüsselt

Genom südafrikanischer Zwergchamäleons entschlüsselt

Wissenschaft

Nachdem kürzlich in China erstmals ein Referenzgenom für das Pantherchamäleon (Furcifer pardalis) veröffentlicht wurde, folgen nun Wissenschaftler aus Südafrika mit dem Genom zweier Zwergchamäleon-Arten.

Für die Analysen wurden ein männliches Bradypodion pumilum aus Kapstadt und ein männliches Bradypodion ventrale aus einer eingeschleppten Population in Johannesburg entnommen. Für die Langsequenzierung (HiC) wurde Muskel- und Lebergewebe verwendet. Die Genomgröße von Bradypodion pumilum liegt bei 2,43 Gigabasenpaaren (Gb), die von Bradypodion ventrale bei 2,40 Gb. Die BUSCO-Analyse wies eine hohe Vollständigkeit mit rund 97% aller existenten kodierenden Gene bei Wirbeltieren nach. Des Weiteren bestätigt die aktuelle Veröffentlichung die bereits vom Karyotyp in Bradypodion thamnobates 2017 vorgefundenen sechs Makrochromosomen. Verschiedene Vergleiche mit Anolis sagrei wurden angestellt. Es bleibt weiterhin offen, welche Chromosomen bei Bradypodion Geschlechtschromosomen sind.

Die Genome können im NCBI BioProjekt unter der Nummer PRJNA9861319 sowie jeweils unter den BioSample-Nummern SAMN35825189 und SAMN35825190 eingesehen werden.

De novo whole genome assemblies for two Southern African Dwarf Chameleons (Bradypodion, Chamaeleonidae)
Jody M. Taft, Krystal A. Tolley, Graham J. Alexander, Anthony J. Geneva
Genome Biology and Evolution 15 (10), 2023, pp. 1-8
DOI: 10.1093/gbe/evad182