Südafrikanische Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt, ob sich der Körperbau eines Zwergchamäleons auf die von ihm bevorzugt genutzten Äste auswirkt. In Südafrika sind drei verschiedene sogenannte Ektomorphe, also Körperbautypen, bei Zwergchamäleons der Gattung Bradypodion bekannt: Einmal den Waldtyp. Dieser Typ kommt in geschlossenen Wäldern vor, ist groß mit langem Schwanz, aber dabei relativ zierlich. Typisch für den Waldtyp sind leuchtende Farben und auffällige Kehlsack- und Helmbeschuppung. Der zweite Typ ist der des „kleinen braunen Chamäleons“, das in offenen Lebensräumen wie Heide, Grassavanne oder Fynbos vorkommt. Wie der Name es schon vermuten lässt, ist dieser Chamäleontyp klein, unauffällig braun oder grünlich gefärbt und zeigt eine stark reduzierte Kehl- und Helmbeschuppung. Der dritte Ektomorph ist der Buschlandtyp: Chamäleons in Buschland oder Dickicht, die groß, aber insgesamt eher plump und kurzschwänzig sind, eher unauffällig gefärbt, dabei aber eine auffällige Kehlsack- und Helmbeschuppung aufweisen.
Die Wissenschaftler maßen die Durchmesserung und Winkelung der von verschiedenen Bradypodion-Arten genutzten Ästen. Folgende Arten waren unter den Probanden: B. barabtulum, B. baviaanense, B. caffrum, B. damaranum, B. ketanicum, B. melanocephalum, B. occidentale, B. pumilum, B. setaroi, B. taeniabronchum, B. thamnobates, B. transvaalense und B. ventrale, zusätzlich die drei candidate species „emerald“, „groendal“ und „karkloof“. Chamäleons aus 38 verschiedenen Populationen in ganz Südafrika wurden jeweils nachts vermessen und in eine der drei genannten Körperbau-Typen sortiert. Zusätzlich wurde entlang je 100 m langer, zufällig ausgewählter Transekte alle 10 m Ast-Durchmesser und -winkel im Umkreis von je einem Meter vermessen.
Anschließend wurden die Daten statistisch ausgewertet. Im Zeitraum von 2007 bis 2024 konnten insgesamt 1755 adulte Bradypodion und deren Äste vermessen werden. Im Wald stand den Chamäleons eine wesentlich höhere Vielfalt and Durchmesser und Winkelung geeigneter Äste zur Verfügung als in den beiden anderen Habitaten. Die Chamäleons zeigten im Wald keine Bevorzugung bestimmter Äste, sondern „nutzten was da war“. Der Lebensraum der „kleinen braunen Chamäleons“ dagegen wies deutlich mehr vertikale, dünnere Äste als der Wald auf, die aber eine ähnliche Winkelung hatten. Die Dichte an Zweigen war in diesem Habitat am höchsten. Die „kleinen braunen Chamäleons“ wählten jedoch signifikant weniger häufig vertikale und meist auch dickere Äste als in ihrem Lebensraum vorhanden gewesen wäre. Im Buschland fanden die Wissenschaftler mehr vertikale und dünnere Äste als im Wald, und in der Zahl unterschieden sich die Äste nicht vom offenen Lebensraum wie Fynbos, aber durch einen anderen Astdurchmesser. Der Buschland-Körpertyp war größer als in den beiden anderen Lebensräumen. Auffällig war bei den Buschland-Chamäleons, dass Weibchen lieber dickere Äste nutzten und auch lieber weniger vertikale Äste als vorhanden waren.
Die Studie zeigt, dass tatsächlich unterschiedliche Ektomorphe von Zwergchamäleons in Südafrika auch unterschiedliche Lebensraumstrukturen besetzen.
Comparing perch availability and perch use between African dwarf chameleon (Bradypodion) ectomorphs
Jody M. Barends, Melissa A. Petford, Krystal A. Tolley
Current Zoology 71(5), 2025: 633-644
DOI: 10.1093/cz/zoae076
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Grafik: Die drei unterschiedlichen Körperbau-Typen, aus der oben genannten Publikation

