Tagungsprogramm

Freitag, 11. Juni 2010
19:30 Treffen der bereits Angereisten, gemeinsames Abendessen
Samstag, 12. Juni 2010
09:00 Eintreffen in der Stadtverwaltung
09:30 Begrüßung
10:00 Thomas Hildenhagen: Bestien, Chimären, Erdlöwen – Chamäleonliteratur aus drei Jahrtausenden
Pause
11:30 Dr. Nikola Pantchev: Parasitenbefall bei Chamäleons in Menschenobhut. Ist das ein Problem?
12:30 Mittagessen
14:30 Mitgliederversammlung
15:30 Patrick Schönecker: Südafrika – Ein herpetologischer Streifzug durch Regenwald, Wüste und Fynbos
Kaffeepause
17:30 Jürgen Stelzer, Michael Schwarz: Die Haltung von Bradypodion spp. im speziellen Fall von Br. setaroi
18:30 Andreas Böhle: Reisebericht Madagaskar
19:30 Gemeinsames Abendessen und gemütliches Beisammensein
Sonntag, 13. Juni 2010
10:00 Andreas Böhle: Über die Farbformen beim Pantherchamäleon, Furcifer pardalis
10:30 Michaela Jötzlaff: Haltung und Nachzucht von Tr. hoehnelii
Kaffeepause
11:45 Leif Kämpfer: Chamäleonmekka Madagaskar Teil 2 (Video)
12:30 Verabschiedung
13:00 Sachkundeprüfung für Reptilien und Amphibien. Vorherige Anmeldung mit Angabe des Wohnortes ist unbedingt erforderlich!

Bericht von der Jahrestagung der AG Chamäleons 2010

Am Freitag den 11.06.2010 trafen sich die ersten angereisten Mitglieder und Chamäleonbegeisterten zum 11. Mal in der schönen Stadt Boppard am Rhein.
Wie bereits in den Jahren zuvor belagerten wir im Laufe des Tages die örtliche Gastronomie rund um den Marktplatz zum gemeinsamen Essen, Trinken und Diskutieren.

Am nächsten Morgen fand man sich in dem leider etwas verkleinerten Tagungsraum der Stadtverwaltung Boppard ein. Erste Befürchtungen, dass nicht genügend Sitzmöglichkeiten vorhanden sein würden, bestätigten sich jedoch nicht. Lediglich das Luftvolumen des Raumes hätte etwas größer sein können.
Gegen 10:30Uhr begrüßte einleitend Timo Weiß alle angereisten Teilnehmer.
Als Anmerkung zu Beginn wurde darauf hingewiesen, dass der Beitrag von Leif Kämpfer leider ausfallen würde. Des Weiteren wurde darum gebeten, die ausliegenden NZ-Statistikbögen für 2009 auszufüllen, sowie das schönste Chamäleonfoto für den Fotowettbewerb auszuwählen.
Mit einer kleinen Verspätung im Zeitplan begann im Anschluss Thomas Hildenhagen mit dem ersten Vortrag an diesem Wochenende: „Bestien, Chimären, Erdlöwen – Chamäleonliteratur aus drei Jahrtausenden. So erwähnte z.B. Aristoteles in seiner Historia animalium in Kap 11 eindeutig das Chamäleon mit folgenden Eigenschaften wie der Zygodaktylie, dem Rollschwanz, Farbwechsel, Rundumsicht und der heterogenen Schuppenhaut. Einige Forscher der Antike gaben jedoch viele Eigenschaften nicht richtig weiter, bzw. erfanden zum Teil mythologische Fähigkeiten dieser Tiere, so dass z.B. Zungen als Glücksbringer verwendet wurden. Teilweise wurde sogar vermittelt, das sich Chamäleons nur von Luft ernähren würden. Das älteste Bild wurde auf einer Scherbe der Ägypter aus der 26. Dynastie gefunden. Noch ältere Hinweise auf Chamäleons fand man auf alten Tonscheiben aus Assur, ca. 1800-614 v. Chr. Dort ist die Rede von „Zungerot“ welche als Haustiere gehalten wurden, um Fliegen zu fangen. In der Literatur wurden viele verschiedene Begriffe für das Chamäleon verwendet, daher ist nicht immer einfach, es als solches zu erkennen. Oftmals passen Bilder und Texte nicht zusammen, oder die bildlichen Darstellungen weichen zu stark von dem tatsächlichen Erscheinungsbild ab. Es wurden auch immer wieder verschiedene Legenden gebildet, wie dass Chamäleons mit ihrer Zunge Schlangen jagen und töten würden. Das Mittelalter war auch für die Chamäleonforschung ein sehr dunkles Zeitalter. So gab es viele Abschriftfehler oder Abbildfehler, oftmals aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit. Ebenfalls wurden in dieser Epoche viele Mythen und Tatsachen einfach erfunden. In der Neuzeit verschwanden die Mythen allmählich, aufgrund von Expeditionen und Forschung. So schrieb Nicolas Claude (1580-1637) den ersten Haltungsbericht und Parsons fertigte die erste detaillierte Zeichnung, jedoch eines schon länger toten Tieres – das Parsons´s Chamäleon!
Nach einer kurzen Kaffeepause folgte Dr. Nikola Pantchev mit seinem Vortrag: Parasitenbefall bei Chamäleons in Menschenobhut. Ist das ein Problem?
Die häufigsten Erkrankungen in Gefangenschaft erfolgen durch Parasitenbefall. Von 2000 untersuchten Proben wurden 69,9{9650e7ef01ddde147d85a2e1103cd63b0d685a329689ed7b46966048c12e7c63} positiv getestet. Dabei stellte sich z.B. heraus, das Chamäleons öfter Spulwürmer als andere Wurmarten beherbergen. Es ergaben sich auch Unterscheide im Befund bei Tieren aus Gefangenschaft und denen aus der Freiheit. So ist der Befall mit Oxyuren in Freiheit niedrig aber in Gefangenschaft sehr hoch.
Zum Thema Kokzidien: Ein Befall mit Isospora ist in einem Alter von 3-5 Monaten besonders gefährlich. Ältere Tiere hingegen können sogar mit einem größeren Befall leben. Isospora greift den Darm an und lässt diesen absterben. Eine Behandlung wäre möglich. Bei einem Befall mit Eimeria hingegen ist keine bekannte Behandlung möglich.
Darauf folgten nun Beschreibungen, Übertragungsarten, Bestimmungen, Art des Krankheitsverlaufs und mögliche Behandlungsansätze weiterer Parasiten wie Kryptosporidien, Flagellaten, Oxyuren oder weiterer Wurmarten.

Nachfolgend wurden noch Fragen an Dr. Nikola Pantchev gerichtet und ebenfalls als Dankeschön gab es eine AG-Chamäleon Tasse. Im Anschluss gingen wir zum Mittagessen.

Gegen 14:30Uhr starteten wir gut gestärkt in unsere Mitgliederversammlung. Timo Weiß begann mit dem Aufruf der letzten Chamaeleo, Unterbringungsmöglichkeiten für vom Zoll beschlagnahmte Chamäleons anzubieten. Laut dem BfN fanden bereits alle Tiere Unterbringungen, weitere Infos wären leider nicht zu erhalten.
Als nächsten Punkt kam das NZ-Telefon zur Diskussion, da aufgrund zu geringer Resonanz seitens der Mitglieder nur sehr wenige NZ angeboten würden. Eine Abstimmung ergab, dass das NZ-Telefon abgeschaltet wird.
Darauf folgend kam der Vorschlag eine Züchterliste auf der Seite der AG anzulegen und ebenfalls ein geschlossenes Forum für AG-Mitglieder. Einwände, das eine Züchterliste mehr Nachteile bringen würde und eigentlich nicht erwünscht sei, wurde bei der anschliessenden Abstimmung bestätigt und eine Züchterliste wird somit nicht eingeführt.
Ein internes Forum sollte ggf. als Versuch getestet werden.
Als nächstes wurden die Gewinner des Wettbewerbs “Das schönste Chamäleonfoto 2009″ gekürt. Linda Kruse (1. 20 €-Gutschein von kerf.de), Thomas Althaus (2.; 10 €-Gutschein von kerf.de), Andreas Mokros (3.; AG-Chamäleon Tasse). Die Gewinner nahmen ihre Preise persönlich entgegen. Bei der Wahl zum besten Artikel der AG-Zeitschrift gab es allerdings kaum Stimmen, so dass eigentlich nur ein Artikel ausgewählt wurde. Es wurde daraufhin beschlossen, das Stimmverfahren für das folgende Jahr anzupassen, so dass wie beim Fotowettbewerb vor Ort abgestimmt werden kann.
Timo Weiß wies erneut darauf hin, dass die Mitglieder die ausliegende NZ-Statistik für das letzte Jahr ausfüllen sollten. Als vorletzten Punkt kamen Terminvorschläge zur nächsten Tagung zur Diskussion. Entweder das Wochenende vom 21.05-22.05.2011 oder das vom 28.05.-29.05.2011. Eine Klärung seitens Leitung und Ansprechpartner der Stadtverwaltung Boppard sollte folgen.
Als letzten Punkt stellte Dirk Theiss den diesjährigen Kassenbericht vor. Da zum Jahresabschluss nur ein Überschuss von 175 Euro zur Verfügung stand, wurde dieses mal darauf verzichtet den Betrag Tier-/Artenschutz- oder wissenschaftlichen Projekten zur Verfügung zu stellen.
Im Anschluss an den formellen Teil dieses Wochenendes berichtete Benny Trapp über das Chamaeleo africanus Projekt. Aufgrund besonderer Ereignisse wurde dieser Teil kurzfristig mit in das Tagungsprogramm aufgenommen.
Nach einer kurzen Vorstellung eines Teil des Teams folgten Informationen aus dem Abschlussbericht 2009. Tobias Machts wurde während seiner Zeit als Helfer 16 und hatte zwei neue Arten entdeckt. Im Gebiet entstanden 5 neue Tavernen, wobei die Populationen enorm gestiegen sind. Verschiedene Maßnahmen wie das Einzäunen der Dünen und die Verwendung von Pollern halfen wohlmöglich, dass in diesem Jahr eine Zählung 350 adulte Tiere ergab. Im Vergleich zum Vorjahr waren es lediglich 83.
Die Zahl der Straßenopfer reduzierte sich von 10{9650e7ef01ddde147d85a2e1103cd63b0d685a329689ed7b46966048c12e7c63} auf 4{9650e7ef01ddde147d85a2e1103cd63b0d685a329689ed7b46966048c12e7c63} und bei den Schlupferfolgen zeigte sich, dass Jungtiere bereits sehr groß zur Welt kamen.
Der größte Erfolg war jedoch, dass 169 Nester gefunden und gesichert werden konnten. Dies sei der größte Erfolg des Projekts seit 10 Jahren!
Eine beunruhigende Entwicklung wurde uns jedoch im Anschluss mitgeteilt, dass im nahe liegendem Gebiet ein Ferienkomplex errichtet werden soll. Dieser Komplex umfasst elf 5 Sterne Hotels mit mehr als 3000 Wohneinheiten, 1000 Villen, 4500 Betten, 7 Golfplätzen, 6 Thalasso Therapiezentren uvm.. Des weiteren wurde direkt im Gebiet eine Strandbar eröffnet, welche auch Veranstaltungen gegen sämtliche Auflagen verstoßend durchführt.
Zu dem lärmenden Betriebs der Strandbar im Schutzgebiet kam ebenfalls ein Müllproblem durch die Besucher hinzu. Der Strandabschnitt musste mehrfach durch die Projektmitglieder gesäubert werden, da der Müll einfach nach den Feierlichkeiten zurückgelassen und auch nicht von den Betreibern entsorgt wurde. Gegen den Betrieb der Strandbar gab es keine Handhabe.
Verschlimmernd führte zudem die Selbsternennung des Direktors zum Projektleiter und einer Umstrukturierung des gesamten Projektteams, zu einem vorzeitigem Ende des Projektes. Dies war die Hiobsbotschaft für uns alle.
Benny Trapp schilderte weiter über die Degradierung aller Teammitglieder durch den Direktor und das Beschwerden über diesen an die Behörde zensiert wurden.
Die willkürliche Kündigung der ehemaligen Projektleiterin bedeutete den Zusammenbruch des Projektes. Folgen waren u.a. dass die nötigen Schutzarbeiten durch Notlösungsversuche und nicht qualifiziertes Ersatzpersonal durchgeführt wurden und vermutlich im folgenden Jahr nicht mehr so viele Erfolge nachzuweisen sein werden wie in diesem.
Über den weiteren Verlauf und Entwicklung ist sich Benny derzeit noch nicht sicher, jedoch wird er nicht aufgeben. Seine wichtigsten Ziele seien die Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit von H.O.S durch Rücktritt des Direktors, Schließung der Strandbar und Wiedereinstellung der ehem. Projektleiterin.
Wir hoffen, Benny erhält die nötige Unterstützung und Kraft diese zu erreichen!

Es folgte Patrick Schönecker mit seinem herpetologischen Streifzug durch Südafrikas
Regenwald, Wüste und Fynbos.
Von Kapstadt der Nationalstrasse Richtung Namibia entlang, bot sich viel agrargeprägtes Land, welches beinahe europäisch wirkte. Zwischen den Felsen wurden bei einem Stopp Cordylus spec. in großen Mengen gesichtet. Das erste Etappenziel war Springbock und die dortige Lodge bot mit eigenem Land eine sehr hohe Tierdichte. Während der Dämmerung könnten viele Skorpione, Spinnen und Geckos entdeckt werden. Beim Besuch des benachbarten Parks konnten neben einer Vielzahl verschiedener Sukkulenten und Aloen auch Schildkröten der Art Chersina angulata und ebenfalls verschiedene Skinke und Agamen gesichtet werden. Bei einem Halt am Olifants (Fluss) wurden Chondrodactylus bibroni in hoher Dichte sowie Spinnen und Tausendfüssler gefunden. In den umliegenden Felsspalten befanden sich Cordylus cataphractus. Als weiteres Etappenziel bot das De Hoop Reservat aufgrund stärkerer Vegetation eine Vielzahl herpetologischer Leckerbissen. Die Heidelandschaft gleichende Umgebung bot Lebensraum für Bradypodion gutturale, B. pumilum, Agamen und ebenfalls Schildkröten der Art Chersina angulata und Cordylus cordylus in hoher Bestandsdichte.
Auf dem Rückweg Richtung Tafelberg / Kapstadt, konnte sogar noch Homopus areolatus am Wegesrand entdeckt werden.
Bevor wir jedoch in die Pause gingen spendete Andreas Böhle handgeschnitzte Chamäleons aus Madagaskar. Gegen eine freiwillige Spende konnten die Teilnehmer eine Figur erwerben. Der Erlös dieser Aktion sollte im Anschluss gespendet werden.

Gegen 18:30Uhr folgte der Vortrag von Jürgen Stelzer & Michael Schwarz: Die Haltung von Bradypodion spp. im speziellen Fall von Br. setaroi
Das Verbreitungsgebiet von B. thamnobates erstreckt sich von Nottingham Road über Fort Nottingham bis Howick. Das Setup zur Haltung gestaltet sich wie folgt:
35W HQIs + Sylvania UV-Röhren über Vollgazebecken. Derzeit wird die Unterbringung in den neuen ReptiBreeze von Zoomed erprobt. Bei diesen Becken kommen 20W HQIs sowie 35W Varianten zum Einsatz. Ganz neu wurden erste positive Erfahrungen mit den Solar Raptor Strahlern sowie der Sylvania Reptistar UVB gesammelt. Nach einer Vielzahl sehr schöner Aufnahmen der unterschiedlichen Farbvariationen dieser Art wurde B. setaroi vorgestellt. Das Verbreitungsgebiet von B. setaroi liegt bei St. Lucia, die dortigen Temperaturen befinden sich im Bereich von 20°C-38°C am Tage. Die Haltung dieser Art ist demnach etwas leichter wie B. thamnobates. Auch hier wurden sehr schöne Aufnahmen der einzelnen Tiere gezeigt.
Zum Schluss wurde kurz B. damaranum vorgestellt, dessen Verbreitungsgebiet um George liegt und Temperaturen bei Nacht um 10°C-12°C und tagsüber bei 20°C bietet.
Demnach wäre eine kühlere Haltung notwendig.
Bei der anschließenden Besprechung des Vortrags konnten noch einige Fragen zur Haltung, Pflege und Unterbringung geklärt werden.

Anstrengend, aber empfehlenswert! So lautet der Titel des Vortrags von Andreas Böhle über eine viertägige Wanderung im Andringitra-Gebirge die er zusammen mit Nina Schindewolf und Daniel Bartsch im Dezember 2009 unternommen hatte. Bevor die Tour durch die beeindruckende Bergwelt im südlichen Teil von Madagaskar startete, legte die Reisegruppe noch einen Zwischenstop im Ranomafana-Nationalpark ein. Leider musste die Reptiliensuche in der Nacht auf die Ränder entlang der Straße durch den Nationalpark beschränkt werden, da seit gut einem Jahr die Nachttouren in den madagassischen Nationalparks nicht mehr erlaubt sind. Insbesondere die Suche nach nachtaktiven Geckos der Gattung Uroplatus und selbstverständlich auch die Suche nach Chamäleons wird somit immens erschwert. Dank des engagierten Guides „Diamond“ konnten dann aber mit Anbruch der Dunkelheit einige Chamäleons im Gestrüpp und in den Bäumen am Straßenrand gefunden werden. Um fünf Uhr am nächsten Morgen konnten die Tiere dann noch an bzw. in der Nähe ihrer Schlafplätze wiedergefunden werden und mussten eine Fotosession über sich ergehen lassen. Andreas konnte uns Bilder von Calumma crypticum, C. glawi und C. oshaughnessyi präsentieren. Des weiteren konnte Andreas Bilder von Brookesia superciliaris zeigen, die er bei der Suche nach Uroplatus phantasticus zwischen Laubansammlungen in Astgabeln gefunden hat. Außerdem haben Daniel und Andreas mit Hilfe von Diamond auch C. gastrotaenia und C. nasuta am Wegrand gefunden. Somit stellt Ranomafana auch mit Nachttourverbot ein lohnenswertes Chamäleongebiet an.
Nach dem Abstecher reiste die Gruppe weiter nach Süden zum Andringitra-Gebirge. Die erste Station, das „Meva-Camp“ konnte noch per Allrad-Fahrzeug erreicht werden und liegt auf ca. 950 ü. NN. Hier konnte Andreas Furcifer oustaleti in der degradierten und ausgedörrten Kulturlandschaft entdecken. Bei einem kleinen Spaziergang in einen kleinen, von riesigen Felsbrocken strukturierten Sekundärwald konnte die Reisegruppe eine Familienbande der bekannten Ringelschwanzlemuren, die beiden Leguanarten Oplururs quadrimaculatus und O. grandidieri sowie den unscheinbaren Taggecko Phelsuma mutabilis auf den Felsblöcken beobachten. Die kommenden drei Tage führten über verschiedenste Bergkämme bis auf 2050 m ü. NN. Dabei durchwanderte die Gruppe Kultur- und Grasland, Geröllfelder, Sekundär- und Primärwälder bis über die Baumgrenze in eine einzigartige Alpinlandschaft und konnte dabei unterschiedlichste Pflanzen- und Tierarten finden. Zu den Highlights gehörte neben dem unglaublichen Panorama der Fund verschiedener endemischer Palmen-, Orchideen- und Sukkulentenarten und bei den Reptilien die Funde von Brookesia nasus Furcifer lateralis und F. campani sowie des montan lebenden Taggeckos Phelsuma barbouri. Auch verschiedenste spektakuläre Insekten und zwei Arten der madagassischen Tenrekarten wurden in den unterschiedlichen Biotopen während der anstrengenden Wanderung gefunden und abgelichtet. Am letzten Tag der Wanderung musste eine Wegstrecke von 2050 m zurück auf 950 m ü. NN. zurückgelegt werden. Die Wanderung war für Andreas die anstrengendste aber auch beeindruckenste Reise, die auf seiner nun schon achten Reisen nach Madagaskar erlebt hat. Bis zu zehn Stunden täglich ist die Gruppe gewandert um diese einzigartige Bergwelt in vier Tagen zu erkunden.

Für den geselligen Teil an diesem Wochenende war ein gemeinsames Abendessen im Schinderhannes & Julchen geplant. Leider war der dortige Gastronom nicht in der Lage, uns mit einer veränderten Gruppenstärke zu bewirten, so dass wir uns wieder einmal aufteilen mussten. Im folgenden Jahr ist ein gemeinsames Essen beim Italiener geplant, welcher uns bisher auch noch nach den eigentlichen Öffnungszeiten gerne bedient.

Mit seinem zweiten Vortrag startete Andreas Böhle den Sonntag der diesjährigen Tagung. Unter dem Titel „Die Variationsvielfalt des Pantherchamäleons“ berichtete er über seine Erfahrungen und Beobachtungen aus mehrfachen Besuchen in verschiedenen Habitaten von Furcifer pardalis. Dabei konnten die Unterschiede in der Färbung und der Biotopwahl des allseits beliebten Pantherchamäleons aufgezeigt werden, die er während seiner Reisen an der Ostküste Madagaskar zwischen Maroansetra und Sambava, im Norden um Antsiranana und auf der Route National 6 weiter in Richtung Südwesten vorgefunden hat. Während die Farbformen an der Ostküsten von Maroansetra, Antalaha und Sambava keine signifikanten Unterschiede aufweisen, lässt sich für die Region um Ambanja im südlichen Teil des Nordwestens sagen, dass hier vermutlich bedingt durch große Flüsse und Gebirgszüge, weitläufige heiße und trockene Grasflächen sowie große Mangrovenflächen eine Verinselungen der Populationen von Furcifer pardalis entsteht, die zu Ausprägung lokaler Unterschiede führt – „Evolution live“ sozusagen.
Die Bilder der verschiedenen Lokalformen von Ambilobe, Beramanja, Ambanja, Ankify und südlich von Ambanja (Djangoa) und aus dem südlichsten Verbreitungsgebiet der Pantherchamäleons an der Nordwestküste in Ankaramy, scheinen dies zu belegen und für etwas Klarheit zu sorgen. Allerdings präsentierte uns Andreas auch ein Schaubild auf dem er Tiere der Populationen aus Ambanja, Ankify und Djangoa in unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Stimmung gegenüber gestellt hat, und schon waren die farblichen Kriterien zur Bestimmung der Lokalformen nicht mehr eindeutig. Die Thematik der Lokalformen wird also weiterhin für eine Menge Diskussionsstoff und auch weiterhin für Verwirrung sorgen.

Den Abschluss für dieses Jahr bildete Michaela Jötzlaff mit ihrem Vortrag über die Haltung und Vermehrung von Tr. hoehnelii. Die Haltung der Tiere erfolgte in artgerecht umgebauten Terrarien. Die durchschnittliche Größe der Becken betrug 60 x 70 x 100cm für die dauerhafte Unterbringung eines Paares. Zu Problemen in der Haltung kam es bei zu dicht angebrachten UV-Lampen, hierbei entwickelten die massive, jedoch reversible Augenprobleme. Zu Fressen gab es die gängigen Futtertiere. Besonders wichtig für die erfolgreiche Haltung von Tr. hoehnelii ist eine ausreichende Nachtabsenkung. Dadurch wird gleichzeitig für eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit gesorgt. Die Temperaturabsenkung wurde teilweise mit Kühlakkus erreicht. Um dem hohen Trinkbedürfnis der Tiere gerecht zu werden, erfolgte ein regelmäßiges Tränken der Tiere. Hatten sie davon genug reagierten sie mit deutlichem Kopfnicken. Während die paarweise Haltung stets harmonisch verlief, erfolgte eine Trennung der Geschlechter in der Spätphase der Trächtigkeit. Im Schnitt wurden pro Wurf 6-9 Jungtiere abgesetzt. Die Aufzucht erwies sich als größtenteils problemlos, allerdings verwies Michaela auf große Vorsicht bei der Verwendung von zu grobem Untergrund. Ein Tier schoss auf diesen und erstickte dadurch. Nach durchschnittlich 5 Monaten wurden die Nachzuchten geschlechtsreif.

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