Parasitenbehandlung bei Erdchamäleons

Parasitenbehandlung bei Erdchamäleons

Tiermedizin

Am letzten Wochenende fand die Herbsttagung der AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten statt. Die AG ARK istmit über 500 Mitgliedern einer der stärksten Untergruppierungen der DGHT und gleichzeitig die größte Vereinigung von Tierärzten für Amphibien und Reptilien in Europa. Entsprechend war die Herbsttagung in Münster wie immer ausgebucht. Neben dem Hauptthema der Tagung, asiatische Schildkröten, wurde auch ein Fallbericht zur Parasitenbehandlung bei Erdchamäleons vorgestellt.

Dabei wurden 7,5 subadulte und adulte Brookesia stumpffi (5 Wildfänge, 7  deutsche Nachzuchten aus verschiedenen Haltungen) für ein Zuchtprojekt erworben. Kotuntersuchungen aller Erdchamäleons wurden durchgeführt. Dabei wurden in Flotation und Nativpräparaten massenweise Choleoeimeria spp., vermutlich Choleoeimeria brookesiae, bei nahezu allen Erdchamäleons gefunden. Zusätzlich waren vereinzelt Koinfektionen mit Heterakis spp. und Trematoden vorhanden. Im Kot mehrerer Tiere wurden strongyliden-artige Eier mit dünner Schale und Larve sowie adulte Nematoden gefunden. Ein Behandlungsprotokoll  mit Baycox 50 mg/ml (Elanco Animal Health, Rathausplatz 12, 61352 Bad Homburg, Wirkstoff Toltrazuril) an Tag 1, 7 und 14 sowie Panacur 10% (Intervet Deutschland, Feldstraße 1a, 85716 Unterschleißheim, Wirkstoff Fenbendazol) an Tag 3 und 13 erwies sich als erfolgreich. Die verdünnten Lösungen wurden mit einer 100 µl-Pipette ins Maul gegeben. Als praxistaugliches Protokoll wurden Kotuntersuchungen zu Beginn der Quarantäne sowie an Tag 14, 28 und 42 nach Behandlung vorgeschlagen.

Das größte Problem während der Behandlung stellte die Reinfektion mit Kokzidien-Oozysten aus der Umgebung dar. Die Erdchamäleons reinfizierten sich unter anderem über nicht entfernte Futtertiere sowie Kotreste an bekletterter Gaze und lebenden Pflanzen. Eine erfolgreiche Quarantäne wurde schließlich unter folgenden Parametern erreicht: Einzelhaltung ohne Sichtkontakt in getrennten Terrarien, täglicher Austausch des Küchenpapiers am Boden und eines frisch geschnittenen Holunderasts, Verwendung neuer Handschuhe für jedes Chamäleon, langsam bewegliches Futter aus täglich in kochendem Wasser desinfizierten Näpfen, wöchentliche Desinfektion mit gebrauchsfertigem Interkokask® (Albert Kerbl GmbH, Felizenzell 9, 84428 Buchbach, Wirkstoff Chlorkresol). Eine extrem strikte Einhaltung aller Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen war notwendig.

Parasitenbehandlung bei Erdchamäleons (Brookesia stumpffi)
Dr. Alexandra Laube
Tagungsband der 57. Arbeitstagung der AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten, Schwerpunktthema: Asiatische Schildkröten
Münster, 04.-06. November 2022