Bericht von der Jahrestagung der AG Chamäleons 2009

Nun schon zum 10. Mal fand unsere Tagung in der Stadtverwaltung der schönen Stadt Boppard am Mittelrhein statt. Und auch in diesem Jahr fanden sich bereits am Freitagabend viele der insgesamt knapp 80 Teilnehmer zum gemeinsamen Essen, Trinken und Diskutieren in einer Gaststätte auf demMarktplatz zusammen, bevor dann am nächsten Morgen ab 9:30 Uhr der offiziele Teil der Tagung begann.

Einleitend begrüßte Dr. Peter Sound die Teilnehmer. Er hob anlässlich dieses kleinen Jubiläums die unkomplizierte Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren hervor und betonte, dass die Aktivitäten der AG mit großem Interesse bis auf Ministerumsebene verfolgt werden und schon manche Argumentationshilfe geliefert haben. Im Anschluss überreichte er Ulrike Walbröl und Rolf Müller als Konktaktperson einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein, die diese stellvetretend für die gesamte AG gerne entgegennahmen. Auch wir möchten uns an dieser Stelle erneut für die Vermittlung der Räumlichkeiten, die freundliche Aufnahme und das problemlose Miteinander bei Peter und der Stadt Boppard bedanken.

Das Vortragsprogramm eröffnete Dirk Theis mit seinen „Langjährigen Erfahrungen zur Haltung und Nachzucht des Jemenchamäleons“. Neben der Bauweise verschiedener Terrarien, die speziell für die Zimmerhaltung (Aluminiumstecksystem), Außenhaltung (Holz/Gazeterrarien) und sogar für eine stundenweise Bestrahlung der Jungtiere mit natürlichem Sonnenlicht (umgebaute Kunststoffbehälter) konzipiert wurden, erläuterte er die Einrichtung, Beleuchtung und Bewässerung der verwendeten Behälter. Viele Technische Lösungen zur optimalen technischen Steuerung wurden vom Vortragenden auf die Praxistauglichkeit überprüft und optimiert, so dass er uns ausgereifte Ergebnisse vorstellen konnte.
Auch Bemerkenswerte Beoachtungen aus der Haltung und langjährige Aufzeichnungen zur Inkubation der Eier von Chamaeleo calyptratus wurden dem Publikum vorgestellt. So konnte Dirk z.B. feststellen, dass seine Tiere dicht bewachsene Terrarienbereiche eher mieden und erst nach einem Rückschnitt der Pflanzen nutzten, ein Weibchen eine Ablagegrube mit zwei Ein- bzw Ausgängen anlegte und Fersensporne geringer Größe auch bei einigen Weibchen auftreten (vgl auch CHAMAELEO Nr 35, 37).

Anschließend führten Rolf Müller und Thomas Hildenhagen unter dem etwas kryptischen Titel „Zeigt her eure Füßchen“ in die Lokomotion von Chamäleons ein. Der Schwerpunkt lag dabei auf eigenen Untersuchungen zu Strukturen der Sohlenflächen und der Unterseite des Schwanzes, die einige neue und überraschende Erkenntnisse erbrachten. (Siehe CHAMAELEO Nr 38).

Nach dem gemeinsamen Mittagessen und dem obliatorischen Gruppenfoto wurde das Programm mit der alljährlichen Mitgliederversammlung fortgesetzt. Das Leitungsteam stellte die Tätigkeiten des Jahres 2008 kurz vor und verlas den Kassenbericht. Zum Zeitpunkt der Tagung stand erneut ein Überschuss von €600,- zur Unterstützung von Tier-/Artenschutz- oder wissenschaftlichen Chamäleonprojekten zur Verfügung. Die Mitglieder entschieden dieses Jahr jeweils €300,- dem Schutzprojekt „Chamäleo africanus in Griechenland“ sowie für die Sequenzierung eines vermutlich neuen CHamäleontaxon aus der Chamaeleo dilepis-Gruppe von der Insel Pemba durch Oliver Hawlitschek zu spenden. Als nächster Punkt stand die Vergabe der diesjährigen Buchpreise für den gelungenstenn Artikel des Jahrgangs 2008 unserer AG-Zeitschrift CHAMAELEO an. Die Mitglieder hatten sich für den Beitrag von John Measey aus Kapstadt „Das Taita-Zweihornchamäleon – Auf der Suche nach Chamäleons in ihrem natürlchen Habitat“ entschieden. der Gewinner konnte leider nicht persönlich anwesend sein. Die Urkunde sowie der Buchgutschein werden ihm zugesandt. Die Gewinner des Wettbewerbs „Das schönste Chamäleonfoto 2008“ – Joachim wittgen, (1.; Jahresabo SAURIA, gestiftet von Mirko Barts), Michael Schwarz (2.; „Chamaeleo calyptratus, Das Jemenchamäleon“, gestiftet von Wolfgang Schmidt) und Thomas Althaus (3.; „Stummelschwanzchamäleons der Gattung Rieppeleon„, gestiftet von Rolf Müller) – konnten hingegen ihre Preise persönlich in Empfang nehmen. Wir bedanken uns herzlich bei den Spendern der Sachpreise. Zusätzlc wurden im 20., „Lebensjahr“ der AG besonders langjährige und verdiente Mitglieder geehrt: Klaus Tamm, Wolfgang Schmidt, und Achim Flamme konnten ihre kleinen Präsente unter großem Beifall vor Ort überreicht werden, Veronika & Harro Maass, Wolfgang Böhme, Siegfried Walther und Rolf Leptien werden diese bei späterer Gelegenheit übergeben oder zugestellt.

Vor der nun anstehenden Wahl eines neuen Leitungsteams wurde das bisherige einstigmmig entlastet. Als überraschende und schöne Geste bedankten sich die AG-Mitglieder mit individuell ausgesuchten Geschenken und einer Urkunde, die stellvertretend durch Marco Beck überreicht wurden, beim bisherigen Team für die gleistete Arbeit sowie die übrigen Leitungsmitglieder bei Ulrike Walbröl und ihrem Partner Rolf Müller für das jahrelange Engagement.
Diesen Dank gaben die geehrten gerne an die gesamte AG zurück und betonten, dass dies alles natürlich nicht möglich gewesen wäre ohne die Mitarbeit und den Einsatz der Mitglieder – Ihr seid schon eine tolle große Familie!

Als Wahlleiter eines neuen Leitungsteams wurde Wolfgang Schmidt benannt und durch Mitgliedervotum bestätigt. Von den zahlreich vorgeschlagenen Kandidaten erklärten sich vier zur Übernahme eines Amtes bzw. einer Funktion bereit. D er Wahlleiter schlug deshalb eine Blockwahl per Handzeichen vor. Dieser Vorschlag wurde ebenfalls einstimmig angenommen.
Als neues Team wurden ohne Neinstimmen bei fünf Enthaltungen gewählt:
-Dirk Theis, Wuppertal
-Marcus Furtmayr, Jetzendorf
-Timo Weiß, Großkrotzenburg
-Robert Wendlinger, Steinhöring
Nach einer kurzen persönlichen  Vorstellung ließ das neue Team als erste ‚Amtshandlung‘ die Mitglieder über den Termin für die Jahrestagung 2010 abstimmen, sie findet am 12./13. Juni 2010 in Boppard statt- Bitte schon jetzt vormerken.

Nach diesem eher formellen Teil konnte Dieter Lilge mit „Biochemischen Grundlagen und praktischen Hinweisen zur Ernährung insektovorer Echsen“ wieder zum Vortragsprogramm überleiten. Fundiert stellte er uns unterschiedliche chemische Formen verschiedener für die Fütterung unserer Tiere relevanter Mineralstoffe und Vitamine vor und wies auf die wichtige Bioverfügbarkeit dieser Spurenelemente sowie, für Viele wahrscheinlich ein bisher vernachlässigter Aspekt,  der angebotenen Proteine hin. Nach den Erfahrungen des Vortragenden kommt man bei der Ernährung seiner Pfleglinge unter Beachtung dieser Grundlagen weitestgehend ohne ein Bestäuben der Futterinsekten aus, indem man diese selber sinnvoll anfüttert (‚gutloading‘).  Als Abschluss dieses interessanten Vortrags stellte er uns von ihm selbst entwickelte Rezepte für eine Futtermischung zum Anfüttern der Beutetiere und eine Mineralstoff-Vitamin-Mischung vor.

Im Anschluss konnten sich die Tagungsteilnehmer in einer kurzen Kaffeepause stärken, bevor Andreas Böhle „Über die Farbformen beim Pantherchamäleon Furcifer pardalis„. Andreas zählt zu den regelmäßigen Besuchern Madagaskars und konnte uns deshalb Aufnahmen von Original-Fundorten im Norden der Insel präsentieren. Er schickte voraus, dass sein Vortrag keinesfalls Aufklärung über strittige Zuordnungen von Farbformen des Panterchamäleons bringen könne und solle, sondern vielmehr den Stand seiner Kenntnisse aus zahlreichen Reisen darstellte. So ließen sich viele Charakteristika bei Tieren unterschiedlicher Regionen finden. Sie korrespondierten zum Teil eher mit Stimmung, Jahreszeit und Umfeld der Tiere als mit einem spezifischen Fundpunkt.

Den Abschluss des samstäglichen offiziellen Programms bildete dre von Leif Kämpfer (Prenzeltropic, Berlin) produzierte Film „Chamäleonmekka Madagaskar“. Auch Leif hat auf dem ‚achten Kontinent‘ beeindruckende eigene Aufnahmen machen können und sie extra für unsere Tagung auf eine Länge von ca 45 Minuten neu zusammen gestellt. In diesen Bewegten Bildern zeigte sich erneut, warum Madagaskar eines der Hauptziele vieler Chamäleon-Liebhaber ist.

Für den geselligen Teil musstenwir uns leider auf verschiedene Restaurants und Gaststätten verteilen, da kein gastronomischer Betrieb in der Lage war, die Anzahl der Teilnehmer komplett unterzubringen und zu bewirten. Die neue Leitung versucht aber bereits für nächstes Jahr, einen ausreichend großen Raum zu buchen. Dennoch war die Stimmung gut und wir konnten bis in die Nacht Erfahrungen austauschen, essen, trinken und viel Spaß haben, so dass es wohl eine gute Entscheidung war, das Sonntagsprogramm erst um 10:00 beginnen zu lassen.

Den Auftakt machte Tobias Machts mit „Ein Besuch beim Chamaeleo africanus Projekt in Griechenland“. Er hatte im Vorfeld einige Wochen als Helfer im Schutzebiet gearbeitet und konnte uns den Stand der Dinge so aus der Perspektive eines vor Ort Aktiven schildern. Nach einem Überblick über das Gebiet und die dort vorkommende Flora und Fauna berichtete er über die immer noch vorhandenen Probleme wie wildes Camping, überfüllte Müllbehälter, die Entsorgung von Unrat im Gelände und die hohe Quote der durch Straßentod verendeten Tiere. Leider ist u.a. dadurch die Populationsgröße der zweiten europäischen Chamäleonart nach wie vor Schwankunen unterworfen und auch die Bedrohung des gesamten reichhaltigen Biotops, der auch vielen anderen Spezies als Heimat dient, weiterhin existent. Spenden sind für einen nachhaltigen Schutz als o auch in Zukunft nötig und willkommen (z.B. durch eine Patenschaft, vgl. Chamaeleo Nr 35)! –

Nach einer Kaffeepause hielt Rolf Müller dann den letzten Vortrag der diesjährigen Tagung – „Rieppeleon brevicaudatus – Einstieg in die Pflege von Stummelschwanzchamäleons“. Neben systematischen Anmerkungen ing der Vortragende auch auf die vertikale und horizontale Verbreitung dieser kleinen Chamäleons und die Differenzierung innerhalb der Gattung ein. Und natürlich wurde über Erfahrungen aus der Haltung und Nachzucht informiert. Mit bemerkenswerten Bildeern, z.B. vom Zungenschuss oder von Balz und Paarung, konnte Rolf nicht nur zeigen, dass auch diese Zwerge recht farbenprächtig und im Verhalten interessant sein können, sondern hat sciher auch dem einen oder anderen Lust auf eigene terraristische Erfahrungen mit dieser Art gemacht.

Im Anschluss bedankte sich (zum letzten Mal) das ‚alte‘ Leitungsteam bei Helfern, Vortragenden und Besuchern für diese abermals gelungene Tagung und verabschiedete alle bis zum nächsten Jahr.

Dankenswerterweise erklärte sich Hilmar Hufer erneut bereit, am Sonntagnachmittag noch eine Prüfung für den VDA/DGHT-Sachkundenachweis durchzuführen, die erfreulicherweise von allen Teilnehmern (o.k., genaugenommen war es diesmal auch nur genau eine Teilnehmerin) bestanden wurde.

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